Die Grünen stellten den 35-Jährigen am Samstag offiziell als Nachfolger Habecks vor, der nach seiner Wahl zum Bundesvorsitzenden der Partei Ende Januar noch maximal bis zum Frühherbst Landesminister bleiben darf.
«Er ist ein optimaler Nachfolger», sagte Habeck. «Besser hätte man es sich nicht wünschen können. Ganz Schleswig-Holstein kann sich auf ihn freuen.» Er gehe die Aufgabe mit Respekt und großer Motivation an, sagte Albrecht. «Ich bin nicht die Kopie von ihm», meinte er auf die Frage nach Habeck.
Im Hinblick auf das Regierungsbündnis aus
CDU, Grünen und FDP sagte Albrecht: «Ich bin ein großer Fan von diesem Projekt». Grünen-Finanzministerin Monika Heinold wertete die Entscheidung für Albrecht als weitere Festigung für Jamaika.
Der Jurist vertritt seit 2009 die Grünen aus Schleswig-Holstein und Hamburg im Europäischen Parlament. Lange galt Bundstagsfraktionsvize Konstantin von Notz als Favorit für die Habeck-Nachfolge. Doch der Rechts- und Internetexperte entschied sich dafür, auf der Bundesebene zu bleiben.
Er freue sich sehr auf die Zusammenarbeit, erklärte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). «Es ist ein gutes Zeichen, dass jemand von der europäischen Ebene mit seinen Kontakten und dieser hohen fachlichen Kompetenz dieses wichtige Amt übernimmt.»
Günther lobte Albrecht als Experten für Digitalisierung, für die das Ministerium mit zuständig ist. Als Verhandlungsführer des Parlaments wirkte Albrecht maßgeblich am Gesetzgebungsprozess zu der Grundverordnung mit, die vom 25. Mai an das Datenschutzrecht EU-weit einheitlich regelt. Er sehe in Günther jemanden, mit dem man viel gestalten kann, sagte Albrecht.
«Das Herzensthema ist die Digitalisierung», bestätigte er. «Da ist noch ordentlich
Luft, etwas draus zu machen.» Fraktionschefin Eka von Kalben sagte: «Wir erwarten keinen neuen Robert Habeck, sondern einen tollen Jan Philipp Albrecht.» Die Freude sei grenzenlos, äußerte der Grünen-Landesvorsitzende Steffen Regis. Seine Amtskollegin Ann-Kathrin Tranziska nannte Albrecht eines der größten Talente der Grünen in Europa.
Albrecht betonte die vielen Bezüge in der Landwirtschafts-, Klima- und Naturschutzpolitik zwischen dem Land und Europa. «Es ist von ihm zu erwarten, dass er den pragmatischen Kurs von Robert
Habeck fortsetzt und dabei seine Vorstellung einbringt, wie er sich die
Landwirtschaftspolitik der Zukunft vorstellt», sagte Günther.
«Als Jamaika-Koalition haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, die Landwirtschaftspolitik gemeinsam im Dialog mit den Landwirten zu machen. Das hat
Robert Habeck in den letzten Monaten klasse gemacht.» Er hoffe, dass das so weitergeht. «Von daher glaube ich, können die Landwirte in Schleswig-Holstein von ihm viel Positives erwarten.»
Das Ministerium bündelt das breiteste Aufgabenspektrum - von Umwelt- und
Naturschutz über
Landwirtschaft, Energiewende, Atomaufsicht, Digitalisierung und
Küstenschutz bis zu Fischerei,
Jagd, Tierschutz, Wäldern und Gewässerschutz.
Ein Spannungsfeld besteht naturgemäß mit dem jetzt FDP-geführten Wirtschafts- und Verkehrsministerium. Vor diesem Hintergrund gehörte außer Konfliktfähigkeit und Pragmatismus Jamaika-Tauglichkeit zu den wichtigsten Auswahlkriterien für die Nachfolge Habecks. Wichtig war auch ein gutes Verhältnis zu Vize-Regierungschefin Heinold und Fraktionschefin von Kalben
Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner gratulierte Albrecht und bot ihm eine gute Zusammenarbeit an. Er erwarte vor allem neue Impulse im Bereich der Digitalisierung.