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20.03.2018 | 06:48 | Milchmarkt 2018 

Backhaus empfiehlt neue Vertragsmodelle für Milch zu testen

Schwerin - Die Entwicklungen am Milchmarkt sind weiterhin instabil.

Till Backhaus
(c) Till-Backhaus.de
„Die Milcherzeugung in Deutschland und der EU ist mit dem Anstieg der Milchpreise schnell wieder angesprungen. Zum Jahresanfang bewegte sich das Milchaufkommen in Deutschland auf hohem Niveau. Das wird sich dämpfend auf die Preise auswirken“, sagte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus gestern in seinem Fakten-Check zur Agrarpolitik auf dem VR-Landwirtschaftstag in Linstow. Etliche Molkereien in der EU hatten bereits im Januar deutlich weniger Geld für die produzierte Milch ausgezahlt. In MV waren es nur noch 34,59 ct/kg, im Schnitt in Deutschland: 35,51 ct/kg.

„Der Osten hat seine Hausaufgaben getan und die Liefermenge gedrückt. Leider bringt das langfristig gar nichts, wenn nicht auch alle anderen Erzeuger mitziehen“, sagte der Minister weiter. Mit Änderung des Artikels 148 der EU-OMNIBUS-Verordnung sei es möglich, neue Vertragsmodelle mit festen Liefermengen und -preisen in der Branche zu etablieren.

Sollten Milcherzeuger und Molkereien die Chance für das Aushandeln neuer Lieferbeziehungen ungenutzt lassen, wolle er sich „für staatliche Vorgaben für Milchlieferverträge mit einem konkreten Mengen-Preis-Verhältnis einsetzen“, erklärte Dr. Backhaus. Ein entsprechender Beschlussvorschlag werde bereits in den Landtagsfraktionen der SPD und CDU diskutiert.

Minister Backhaus gab außerdem einen Überblick über die Entwicklung der Bodenpreise. Sie seien in der Landwirtschaft nach wie vor ein Kostentreiber, sagte der Minister. Von 1991 bis 2016 wurden allein in Mecklenburg-Vorpommern 3,5 Milliarden Euro in Bodenkäufe investiert.

Innerhalb von 5 Jahren hatten sich die Hektarpreise mehr als verdoppelt. Lagen sie 2010 im Schnitt bei 9.187 €/ha, so stiegen sie bis 2015 auf 20.107 €/ha.

„Die Preisentwicklung ist erschreckend und alarmierend zugleich“, sagte der Minister. „Die aus dem Einigungsvertrag resultierende Privatisierungspflicht hat die Bodenpreise in unrealistische Höhen getrieben und Investitionen in wertschöpfungsintensive Produktionszweige oft verhindert“, urteilte er.

Immerhin sei es gelungen, die Privatisierungsgrundsätze der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH BVVG zugunsten einheimischer und hier wirtschaftender Betriebe zu ändern, etwa den Privatisierungszeitraum zu verlängern und bei der Ausschreibung Junglandwirte oder ökologisch wirtschaftende Betriebe zu bevorzugen. „Die Diskussion um eine gerechte Bodenpolitik ist auch weiterhin notwendig“, so der Minister.

In einer Talkrunde zum Thema „Digitalisierung und Technologisierung“ bezeichnete Minister Backhaus die Digitalisierung als „Segen für die Landwirtschaft und Chance für den ländlichen Raum“. Melkroboter, GPS-Steuerungen, Wetter-Apps oder Datenmanagementsysteme helfen, Produktionsprozesse zu optimieren, Tier- und Pflanzen Krankheiten eher zu erkennen und präziser einzugreifen. Der ländliche Raum könne durch Digitalisierung aufgewertet werden.

„Sie dient auch der Sicherung der Daseinsfürsorge in den Dörfern und ländlichen Regionen, etwa bei der medizinischen Versorgung, der Mobilität aus dem und in das Dorf, bei Veranstaltungsorganisation oder der Internetbestellung von Lebensmitteln. Die Digitalisierung kann Arbeitsplätze auf das Land verlagern, den Bevölkerungsschwund beenden und die Eigenständigkeit von Bewohnern bis ins hohe Alter sichern“, so der Minister.

Allerdings könne der Digitalisierung ersten Schätzungen zufolge perspektivisch auch etwa jeder zehnte Arbeitsplatz zum Opfer fallen. Weil die Landwirtschaft das Rückgrat der Gesellschaft im ländlichen Raum sei, müsse in die Ausbildung und Beratung der Landwirte sowie in Netzwerkausbau, Datensicherheit und Forschung investiert werden, um die digitale Technik in der Landwirtschaft optimal zu nutzen.
regierung-mv
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