Für Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) ist es ein prominentes Forum, sich bei den Landwirten zu positionieren. Draußen auf den Äckern läuft allmählich die
Getreideernte an. Und längst beeinflussen auch die globalen Rohstoffmärkte die Geschäfte der Lebensmittelproduzenten. Besorgt sieht die Branche immer wieder aufflammende Preiskämpfe im Handel.
Nach Hochwasserschäden auf manchen Feldern im Sommer 2013 mussten die Landwirte bisher nur mit üblichen Wetterschwankungen zurechtkommen. «Es gibt Regionen, in denen die Witterung optimal war», sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied vor dem symbolischen Ernteauftakt an diesem Dienstag. «Aber auch solche, die im Frühjahr sechs, sieben Wochen auf Regen warten mussten.»
Noch im Mai und Juni bekamen manche Pflanzen zu wenig Feuchtigkeit ab. In Summe sei bei Getreide und Raps aber «eine gute Durchschnittsernte» zu erwarten. Entscheidend für den wirtschaftlichen Ertrag dürfte dann das Preisniveau sein, wenn die Ernte 2014 vermarktet wird.
«Die Stimmung ist nach wie vor verhalten positiv», heißt vorerst beim Bauernverband, der mit Prognosen eher vorsichtig ist. Dabei arbeiten die meisten Betriebe auf recht solider Basis. Der Gewinn, der als Durchschnittseinkommen je Arbeitskraft berechnet wird, stieg 2012/13 auf 42.800 Euro - rund 3.600 Euro mehr als im Wirtschaftsjahr zuvor.
Davon sind jedoch noch Investitionen zu bezahlen. Und da blicken die Agrar-Unternehmer auch auf die politischen Rahmenbedingungen. Gerade wurde die Umsetzung der wichtigen europäischen Agrarfinanzierung bis 2020 unter Dach und Fach gebracht. Milliardenzahlungen aus Brüssel sind künftig stärker an Umweltauflagen gekoppelt, wie auch Minister Schmidt hervorhebt. Naturschützern geht das teils nicht weit genug.
Die Verhandlungen über eine Freihandelszone mit den USA verfolgt die deutsche Ernährungsindustrie mit hohen Erwartungen, wie es bei der Branchenvereinigung heißt. Viele Bauern treibt aber auch die Sorge um, hiesige Vorgaben könnten zum Wettbewerbsnachteil werden. «Wir haben europäische Regeln zur
Gentechnik oder zum Hormoneinsatz in der Tierzucht, die in der Landwirtschaft umgesetzt werden. Es kann nicht angehen, dass dann Lebensmittel in den Regalen stehen, die deutlich unter unseren Standards erzeugt sind», warnt Rukwied.
Gemischte Gefühle löst die Energiewende in vielen Dörfern aus. Auf der einen Seite kann der Anbau von
Energiepflanzen wie Raps und Mais ein gutes zweites Standbein sein. Andererseits sollen auch noch neue Stromleitungen über ohnehin knappen Anbauflächen errichtet werden. Da müssten höhere und wiederkehrende Entschädigungen für Grundbesitzer her, verlangt der
Bauernverband von der Bundesregierung - und nicht nur einmalige Abschläge von zehn bis 20 Prozent des Verkehrswerts.
In den Supermärkten sind die Preise für Nahrungsmittel zuletzt nicht mehr so stark gestiegen wie über mehrere Monate zuvor. «Lebensmittel sind ihren Preis wert», betont der Bauernpräsident. Es sei daher das falsche Signal, wenn einige Handelsketten im Kampf um Marktanteile kürzlich wieder mit Preissenkungen bei Wurst vorpreschten.
Zusehends interessieren sich Kunden auch dafür, unter welchen Bedingungen Tiere gehalten werden. Kritik an Riesenställen mit Tausenden Schweinen oder Puten dürfte auch zum
Bauerntag wieder laut werden, der unter dem Motto «Wir leben Verantwortung» steht. Ganzheitliches, nachhaltiges Handeln sei den Bauernfamilien Verpflichtung, argumentiert Rukwied: «Das ist nicht abhängig von Betriebs- oder Bestandsgrößen.» (dpa)