Die Mehrung des Waldes sei aus ökologischer Sicht richtig und wichtig. Doch fehle bei dem Vorhaben eine umfängliche ökonomische Folgenabschätzung, kritisierte
Bauernpräsident Detlef Kurreck.
Nach seinen Worten würde der drohende Verlust von bis zu 10.000 Hektar
Ackerland nicht nur die Produktion von Nahrungsmitteln einschränken, sondern auch den Abbau von etwa 130 Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft mit sich bringen. Dagegen würden nur etwa 10 neue Jobs in der Forstwirtschaft geschaffen.
Zudem beklagte Kurreck, dass die Landeskasse durch das Aufforstungsprojekt enorm belastet werde. Durch die Umwandlung von teurem Ackerland in Forstflächen verliere der Boden bei einer durchschnittlichen Preisdifferenz von 15.000 Euro pro Hektar 150 Millionen Euro an Wert. Durch den Wegfall von Pachteinnahmen entgingen dem Land jährlich 3,5 bis 5 Millionen Euro, und für die Aufforstung müssten rund 50 Millionen Euro eingeplant werden.
Agrarminister
Backhaus reagierte am Freitag mit Unverständnis. Die Landwirte würden die Auswirkungen des Klimawandels doch bereits drastisch spüren, sagte er, ohne die dürrebedingten
Ernteausfälle in den zurückliegenden Jahren direkt anzusprechen. Jeder wisse inzwischen, wie wichtig mehr Wald sei, um die globale Erwärmung zu begrenzen.
«Es ist höchste Zeit, dass der
Bauernverband begreift, dass wir unsere Umwelt nur erhalten können, wenn die Landwirtschaft zum Teil der Lösung wird», betonte Backhaus. Für die Ökologisierung der Betriebsabläufe erhielten Landwirte vielfältige Unterstützung, unter anderem mit dem Ziel, den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zu verringern.
Nach Angaben des Ministers sollen innerhalb von zehn Jahren 8.000 und nicht wie vom Bauernverband dargestellt 10.000 Hektar aus der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung herausgenommen werden. Die Aufforstung erfolge in kleinen Parzellen und nicht zusammenhängend.
«Keiner der Großbetriebe wird also Flächen in Größenordnungen verlieren. Kein Arbeitsplatz wird abgebaut werden müssen. In einem Punkt hat der Bauernverband allerdings Recht:
Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Der gesellschaftliche Nutzen wird die Kosten aber erheblich übersteigen», argumentierte Backhaus.
Gegenwind bekommt der Minister aber auch von Koalitionspartner
CDU zu spüren. «Mecklenburg-Vorpommern ist zwar ein relativ waldarmes Land, das kann aber aus meiner Sicht nicht der Anlass dafür sein, landwirtschaftliche Fläche permanent zu verkleinern», sagte die CDU-Landtagsabgeordnete Beate Schlupp. Solle die
Nahrungsmittelproduktion quantitativ ungefähr gleichbleiben, nehme der Druck auf konventionell wirtschaftende Landwirte zu.
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass es neuerdings politischer Wille ist, auf sinkender Fläche hohen Ertragsdruck zu erzwingen - mit all seinen ökologischen Folgen», betonte Schlupp. Sie vermisse ein Konzept, aus dem hervorgehe, wie Mecklenburg-Vorpommern mit politischen Zielkonflikten in der Landwirtschaftspolitik umgehen wolle.
Bei der Vorlage des jüngsten Waldzustandsberichtes hatte der Minister auf die Dürreschäden auch in den Wäldern hingewiesen und weitere Gegenmaßnahmen angekündigt. Ziel bleibe es, den Wald durch standortgerechten Umbau so zu gestalten, dass er absehbaren Klimaveränderungen besser standhält. Die Landesregierung habe als Reaktion auf die Waldschäden aus dem Etatüberschuss des Jahres 2019 zusätzlich 20 Millionen Euro für den Waldbau bereitgestellt. Das Geld solle neben den Millionenhilfen vom Bund gezielt dafür eingesetzt werden, um den Baumbestand zu vergrößern und
Wälder widerstandsfähiger zu machen, so Backhaus.
Mit einem Waldanteil von 24 Prozent ist der Nordosten eines der waldärmsten Gebiete in Deutschland. In Mecklenburg-Vorpommern sind rund 560.000 Hektar der Landesfläche bewaldet. Knapp 1.000 Hektar davon fielen den Waldbränden im vorigen Sommer zum Opfer.