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08.07.2022 | 06:31 | Umweltauflagen 
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Bauernproteste in Niederlanden: Regierung sucht das Gespräch

Den Haag - Nach mehr als zwei Wochen andauernden Protesten in den Niederlanden hat die Regierung die Verbände der Bauern zu Gesprächen aufgerufen.

Bauernproteste
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Proteste in Niederlanden: Regierung will Gespräche mit Bauern. (c) proplanta
Die Bauernverbände sollten das Gesprächsangebot der Regierung annehmen, forderte die Umweltministerin Christianne van der Wal am Donnerstag in Den Haag.

Der größte Interessensverband LTO aber lehnt Gespräche mit dem von der Regierung eingesetzten Vermittler ab. Auch andere Organisationen hatten zuvor das Angebot abgewiesen.

In der Nacht zum Donnerstag hatte es erneut Zusammenstöße mit Bauern gegeben. In Blijswijk bei Den Haag haben mobile Einsatzkräfte der Polizei eingegriffen und eine Blockade mehrerer Großlager von Supermärkten aufgelöst. 19 Demonstranten sind vorläufig festgenommen worden.

Proteste gab es auch an anderen Orten im Land. So demonstrierten rund 200 Bauern mit Treckern vor der Provinzverwaltung in Arnheim. An anderen Orten steckten Landwirte auch Heuballen entlang von Autobahnen in Brand.

Die Regierung will den Stickstoff-Ausstoß landesweit um 50 Prozent bis 2030 reduzieren, bei Naturgebieten sogar um mehr als 70 Prozent. Das kann nach Berechnungen der Regierung zum Aus für etwa 30 Prozent der Viehbetriebe führen. Die Bauern reagierten wütend und blockierten mit Treckern Autobahnen und Großlager von Supermarktketten.

Um den Konflikt zu lösen, hatte die Regierung des rechtsliberalen Premiers Mark Rutte einen Vermittler berufen, nämlich Ex-Minister Johan Remkes. Doch die Bauern lehnen ihn ab, da er selbst mit für die Stickstoff-Politik verantwortlich sei. Sie fordern eine grundsätzliche Änderung der Pläne.
dpa
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agricola pro agricolas schrieb am 08.07.2022 15:21 Uhrzustimmen(32) widersprechen(2)
Das Problem schlechthin ist, dass eine extrem überambitionierte Agrarpolitik, die in fachlicher Hinsicht den Bauern ignorant überheblich sehr viele Antworten nach wie vor schuldig bleibt, die Gemengelage in diesem Umfeld zunehmend brutal aufheizt - nicht nur in den Niederlanden, auch hier in Deutschland stehen sehr viele Betriebe mit dem Rücken an der Wand.

Man lässt es einfach tatenlos geschehen, dass in erster Linie die konventionelle Landwirtschaft nach wie vor als Brunnenvergifter, Umweltzerstörer, Tierquäler auf der gesellschaftlichen Anklagebank festgekettet bleibt. In den Niederlanden nehmen dort gerade einmal kaum mehr 53.000 Betriebe Platz in Generalverdacht. Dabei verliert dieses mit einem nur noch marginalen Anteil inmitten unserer Gesellschaften vertretene Grüppchen der Bauern zunehmend die Lust am Ackern, vom Agrarumfeld förmlichst leergesaugte Familienbauernhöfe schließen zunehmend im Generationswechsel ihre Hof- und Stalltüren; ...und was kommt dann!? - Mächtige Kapitalgesellschaften haben sicherlich kein gesteigertes Interesse an einem fortwährenden Dialog mit den Verbrauchern, prioritär will man Kohle scheffeln und nichts sonst. Die neue Basta-Mentalität, förmlichst herbeigesehnt!?

Ich erachte es als äußerst fatal, dass man in solch monumentalen Krisenzeiten gerade diejenigen brutalst mit Füßen tritt -sogar eine Schusswaffe auf selbige richtet und abdrückt gegen einen Minderjährigen- die nach wie vor in einer gelebten Leidenschaft auf den Äckern, in den Ställen, dafür Sorge tragen möchten, den Hunger zu stillen.

Derzeit werden unsere Erzeugerpreise kontinuierlich „kaputtgeschrieben“ nach einem Vegetationsverlauf, wo unsere Konten infolge exorbitantem Kapitaleinsatz für Produktionsmittelkosten über Gebühr belastet wurden. Nun will man uns um den gerechten Lohn für diesen Aufwand bringen, damit große Handelskonzerne atemberaubende Bilanzen zu schreiben wissen in Zeiten, wo wieder Krieg inmitten Europas tobt!? Die Umsatzrückgänge infolge der unverschämt durchgeknüppelten Preissprünge an der Ladenkasse sollen nunmehr wiederum die Bauern kompensieren, durchgereicht an selbige, die selbst kaum mehr eine Kontendeckung realisieren können. Im Gegenteil, unsere Partner der LW sind derzeit bereits um Koppelgeschäfte bemüht, Körner gegen wiederum überaus teuren Dünger, und damit kaum Geldfluss. Warum soll der Bauer eben diesen für die kommende Saison zum jetzigen Zeitpunkt bereits vorausfinanzieren in dem Wissen, dass eine Amortisation in der Zukunft wohl kaum gewährleistet sein wird!? Diese Spekulation geht vollkommen ins Leere!!!

Wir Bauern dürfen das NICHT produzieren, was der Markt gerade jetzt händeringend nachfragt. Das ehemalige „Abfallprodukt“ Sägemehl erzielt den eineinhalbfachen Preis -Tendenz steigend- derzeit in Gegenüberstellung zu unserem hochqualitativen Weizen, der viele Bäuche satt machen soll. Man lasse sich eine solche Perversion auf der Zunge zergehen, heute, wo eine Hungerkrise in Erwartung steht. Die vielen Ammenmärchen, die man gegenwärtig durch die Presse geistern lässt, können nicht über die Wahrheit hinwegtäuschen, dass die Sonne mit einer gleißenden Hitze Tag um Tag förmlichst Erträge wegbrennt in vielen Regionen weltweit. Man weiß wohl aber derzeit den Druck auf vielen Bauernhöfen unverschämt auszunutzen, wo möglichst zeitnah wieder Liquidität nach dorthin fließen muss. Brosamen für die Bauern - fett Kohle für die nachgelagerten Bereiche!? Warum sollen wir Bauern dieses Treiben mit unserem Geld auch noch vorfinanzieren!?

Der größte Wohnungseigentümer hier in Deutschland hat seinen Mietern übrigens im Vorfeld bereits angekündigt, dass die Nachttemperaturen bei Ausdehnung des Zeitkontos vorläufig rigoros auf 17 Grad abgesenkt werden sollen.

Brandgefährlich in eben dieser Art und Weise direkt neben einem Pulverfass verspielt zu zündeln. Wird „Russisch Roulette“ jetzt für alle zu einem beliebten Gesellschaftsspiel!?

Zwei Wochen hat man in den Niederlanden gebraucht, um auf die glorreiche Idee zu kommen, das Gespräch zu suchen mit seinen protestierenden Bauern, die nicht weniger als ganz einfach in ihrer Existenz bedroht sind!? Ein politisches Totalversagen über einen viel zu langen Zeitraum, um eine Eskalation frühzeitig zu stoppen. Ich hoffe, hoffe inbrüstig, dass man da in Deutschland weitaus klüger vorausschauend handelt.

Schließlich wäre jeder einzelne Bauerntod in Zeiten wie diesen auch ein Stück weit weniger Nahrungsmittelsicherheit für jeden einzelnen deutschen Verbraucher.

Hoffentlich liefert Frau Anke auch weiterhin Käse aus Holland...!!! - Ein kollegialer Gruss an unsere Kollegen in den Niederlanden an dieser Stelle.
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