«Nur über konkrete Mengenvereinbarungen können wir das Problem eines zu hohen Milchangebots in den Griff bekommen», sagte die CSU-Politikerin am Freitag in München - und erntete damit prompt massive Kritik des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB). Der Vorstoß sei völlig unnnötig und kontraproduktiv, so der Verband.
Kaniber appellierte an die Branche, in den Verträgen Laufzeit, Menge und Kaufpreis festzuschreiben. Bislang garantiere die
Molkerei in der Regel die Abnahme der Milch, die Preise würden aber erst im Nachhinein festgesetzt. Dies führe gerade im Krisenfall dazu, dass Marktsignale zu spät wahrgenommen und dann Milchmengen erzeugt würden, die nicht zu vernünftigen Preisen zu verwerten seien.
Angesichts steigender Milchmengen in fast allen europäischen Ländern mahnte Kaniber zur Eile: «Wir brauchen jetzt sehr schnell solche freiwilligen Vereinbarungen, um Marktverwerfungen wirksam vorzubeugen.» Wenn die Branche nicht rasch selbst aktiv werde, seien gesetzliche Vorgaben nach den neuen Möglichkeiten des EU-Rechts zu prüfen. Bayern werde bei der nächsten
Agrarministerkonferenz Ende April in Münster einen entsprechenden Beschlussvorschlag einbringen.
Der Genossenschaftsverband lehnt dagegen jede Art von Eingriffen in die privatwirtschaftlichen Lieferbeziehungen zwischen Erzeugern und genossenschaftlichen
Molkereien vehement ab.
«Die Landwirte haben es als Mitglieder der
Betriebe selbst in der Hand, die Abnahmekonditionen nach demokratischen Regeln zu gestalten und anzupassen», betonte Verbandspräsident Jürgen Gros. Kanibers Ankündigung, gesetzliche Vorgaben zu prüfen und eine Beschlussvorlage bei der nächsten Agrarministerkonferenz einzubringen, hält der Verband laut Mitteilung deshalb «für völlig unnötig und kontraproduktiv».
«Staatliche Eingriffe in die genossenschaftlichen Strukturen helfen Landwirten und Molkereien nicht weiter», so Gros. Gesetzliche Vorgaben zur Gestaltung von Lieferbeziehungen zwischen Erzeugern und ihrer
Genossenschaft könnten nicht dazu beitragen, die extremen
Preisschwankungen am
Milchmarkt zu glätten.
Vielmehr werde dadurch die stabilisierende Wirkung der Genossenschaften aufs Spiel gesetzt. «Die politischen Entscheider in Bayern sollten weiter auf die Eigenverantwortung und Gestaltungskraft der Genossenschaftsmitglieder vertrauen», erklärte Gros.
Der Genossenschaftsverband Bayern vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von 1.260 genossenschaftlichen Unternehmen. Dazu zählten 244 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie mehr als 1.000 ländliche und gewerbliche Unternehmen mit insgesamt rund 50.000 Beschäftigten und 2,9 Millionen Mitgliedern.