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31.07.2016 | 07:48 | Umweltschutz ist Heimatschutz 
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Bio, öko, tierlieb - und braun

München - Fensterlose Baracken aus der DDR-Zeit auf einem riesigen umzäunten Gelände, das nördlich an die Bundesstraße 169 grenzt und im Süden an den Flugplatz Chemnitz-Jahnsdorf (Sachsen).

Umweltschutz ist Heimatschutz?
«Umweltschutz ist Heimatschutz» - unter dieser Parole vertreten Neonazis Positionen, die gemeinhin als grün und links gelten: Gegen TTIP, für Biolandbau, gegen Gentechnik. Für die grüne Partei ist das eine Herausforderung. (c) proplanta
An einem Einfahrtstor ein Firmenschild: «Eifrisch Vertriebsgesellschaft mbH». In den Baracken werden Legehennen gehalten, schätzungsweise einige hunderttausend.

Massentierhaltung, wie sie die Grünen abschaffen möchten. «In Deutschland brauchen wir keine Ställe mit 10.000 Schweinen oder 40.000 Hühnchen», begründete Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter seinen Vorstoß für ein Verbot. Das dürften nicht nur Parteifreunde so sehen, sondern auch Rechtsradikale bis hin zu militanten Gewalttätern. Die Firma «Eifrisch» stand sogar auf einer Liste mutmaßlicher Anschlagsziele des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU).

Bio und öko ist ein Thema, bei dem linke Grüne und rechte Braune viele gemeinsame Positionen vertreten: Für ökologische Landwirtschaft, für Bio-Lebensmittel und regionale Produkte, gegen Gentechnik, gegen Massentierhaltung. Diese Gemeinsamkeiten fallen natürlich auch denen auf, die sie politisch am stärksten betreffen.

«Wir erleben, dass AfD, Pegida und andere Gruppen bestimmte Themen ansprechen, die unseren ähneln oder sogar gleich klingen», sagt Gesine Agena, Mitglied im Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen und zuständig für die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus.

Besonders augenfällig wurde das vergangenen Herbst, als 250.000 Menschen in Berlin gegen TTIP protestierten. Neben Gewerkschaften und linken Gruppen hatten auch die Grünen dafür mobilisiert - und eben auch rechtsradikale Gruppen. Die Grüne Agena räumt ein, dass «es nach der TTIP-Demo viel Kritik gab». Deshalb sei bei späteren Umweltdemonstrationen mit Lautsprecheransagen extra deutlich gemacht worden, dass «wir auch gegen Ausgrenzung und Rassismus» sind.

Ralf Fücks, Vorstand der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, schreibt in einer Textsammlung unter dem Titel «Braune Ökologen», dass «Ökologie und Umweltschutz von völkisch-nationalistischen und rechtsextremistischen Ideologien vereinnahmt werden». Das sei kein neues Phänomen. «Zeugnisse dafür finden wir bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.» 

Rechtsradikale gehörten sogar zu den Gründern der Grünen. Dank blumiger Hippie-Outfits fielen sie zumindest optisch auch nicht unangenehm auf. Einer der prominenteren Grünen-Mitgründer war der als Ökobauer titulierte Baldur Springmann. Nach seinem Tod erschien eine Traueranzeige für ihn in der «Nordischen Zeitung», dem Blatt der rechtsradikalen «Artgemeinschaft - germanische Glaubensgemeinschaft».

Springmann, während der Nazizeit Mitglied der SA, sei ein «Förderer» der «Artgemeinschaft» gewesen und habe «einen wesentlichen Beitrag zur Gesundung unseres Volkes geleistet», heißt es in der Anzeige. Als Todesdatum, markiert mit der germanischen Rune statt des üblichen Kreuzes, ist der «24.10.3803» vermerkt - bezogen auf die Zeitrechnung «nach Stonehenge», die von rechtsextremen Esoterikern verwendet wird.

Nach christlicher Zeitrechnung starb Springmann 2003. Die «Artgemeinschaft» gehört zu den Gruppen, die mutmaßlich von den NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt eine Geldspende aus dem Untergrund erhalten haben sollen.

Auch aktuell gehört Ökologie zu den Themen, mit denen Rechtsextreme jonglieren. «Heimatschutz ist Umweltschutz» lautet eine in der Szene beliebte Parole. NPD-Vorstandsmitglied Ronny Zasowk sagt, auch in seiner Partei sei der «Themenkomplex Natur- und Umweltschutz [...] elementar», wenngleich die NPD aber «in der Regel nicht wegen ihrer umweltpolitischen Forderungen und Inhalte» gewählt werde.

An aktuellen Forderungen zählt er auf: «Kampf gegen TTIP, unser konsequentes Nein zum Anbau genetisch veränderter Lebensmittel und die Ablehnung riskanter Technologien wie Fracking». Und fügt hinzu, die «Ursachen der Natur- und Umweltzerstörung» seien «vor allem im kapitalistischen Wirtschaften begründet».

Da fällt die inhaltliche Abgrenzung nach links und grün schwer und erst recht die von allen Parteien immer wieder geforderte politische Auseinandersetzung mit Rechtsextremisten. «Wir halten es für extrem gefährlich, wenn Rechte versuchen, über die Ökologie ihre Themen zu transportieren», sagt Agena.

Trotz der ähnlich klingenden Ziele im Detail würden sich die Grünen ganz grundsätzlich von Rechten unterscheiden. «Die entscheidende Frage ist: Sind wir für internationale Gerechtigkeit oder für nationale Räume?» Die «Argumentation der Rechten» laute: «Blut und Boden, Lebensraum erhalten, das deutsche Volk erhalten». Die grüne Partei sei dagegen «klar progressiv und klar gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit».

Und überdies hätten sich die Grünen schnell von ihren Rechtsauslegern getrennt gehabt - was im Fall Baldur Springmann jedenfalls stimmt: Der hatte die Partei 1980 schon nach nur einem Jahr wieder verlassen.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 05.08.2016 10:40 Uhrzustimmen(64) widersprechen(107)
und die völkischen saubermacher bestehen auch darauf, dass die deutsche schinderseele gefälligst seinen urlaub in deutschland verbringt damit das urlaubsgeld im land bleibt und nur den deutschen unternehmen zugute kommt, dabei ist es denen vollkommen egal ob die betroffenen bei regenwetter ihren urlaub in einem feuchten dunklen zelt verbringen müssen---lasst euch nicht von diesen speichelleckern des großkapitals einreden wie ein deutscher zu leben hat
Karin Ulich schrieb am 03.08.2016 13:10 Uhrzustimmen(37) widersprechen(33)
Sehr geehrte Damen und Herren, was veranlasst Sie eigentlich, einen derart diffamierenden Artikel zu verbreiten, dem es erschreckend an Sachlichkeit mangelt? Was für ein unglaubliches Sammelsuriun von nicht zusammen gehörenden Aussagen! Warum lassen Sie ein derart unlogisches Patchwork zu, das nationalsozialistisches Gedankengut des Baldur Springmann und Mördern der NSU mit den Partei der Grünen und Linken verknüpft, über die Brücke der Ablehnung industrieller Massentierhaltung und Umweltzerstörung sowie der Freihandelsabkommen? Der Artikel soll offenbar zu der haarsträubenden Erkenntnis führen, dass man Menschen mit Argwohn betrachten muss, die sich für ökologischen Landbau und Tierschutz engagieren und dagegen sind, unseren Planeten restlos weltweit agierenden Industrie-Konzernen auszuliefern. Mehr als 80 % der deutschen und europäischen Bevölkerung lehnen die furchtbaren Folgen der Agrarindustrie für die "Nutztiere", die Umwelt und die Gesellschaft ab - sind alle nun verdächtig, rechtsradikalem Gedankengut anzuhängen? Ein Artikel, der bestens dazu geeignet ist, Skepsis gegenüber der Vertrauenswürdigkeit von Medien zu schüren oder zu bestätigen. Tun Sie sich damit einen Gefallen? Mit freundlichen Grüßen Karin Ulich Tierärztin 1. Vorsitzende des Vereins Tier & Mensch e.V. Alte Landstr. 27 88138 Sigmarszell P.S.: Haben Sie mich nun bereits in die rechte Nazi-Schublade geschoben? Oder was wollten Sie sonst mit dem Text bezwecken?
Ulrich Dittmann schrieb am 01.08.2016 16:01 Uhrzustimmen(96) widersprechen(63)
Was ist denn das - ein solcher wirrer, hetzerischer Beitrag von dpa? Ist hier logisches Denken total abhanden gekommen? Offenbar hat das ein Schreiberling namens Christoph Lemmer nach unfähiger Volontärsmanier zusammengebastelt? Man orientiert sich naiv (oder ist es gewollte Methode?) daran, WER etwas sagt/tut/artikuliert – statt daran, WAS gesagt/getan/artikuliert wird. Fakt: Forderungen nach "Bio, öko, tierlieb” sind allgemeine, wertvolle Ziele, an denen nichts herumzudeuteln gibt – gleich ob diese ein Grüner,Gelber, Blauer, Roter, Brauner, Schwarzer anstrebt. Oder haben nur Grüne und Linke hier Deutungshoheit und ein Patentrecht für edles Tun? Oder sehen Sie das anders? Um den Schwachsinn dieses Geschreibsels auch einfach denkenden Naturen verständlich zu machen, hier noch ein Beispiel: Hitler war – aus welchen Gründen auch immer – Vegetarier, er hatte eine Nase und einen Bart. Ist nun jeder der sich vegetarisch ernährt, eine Nase hat und einen Bart trägt, jetzt “braun” und der Hitlerverehrung verdächtig? Der Verfasser des Beitrages sollte mal in sein Gesicht fassen. Er wird eine Nase vorfinden, evtl. trägt er auch einen Bart, vielleicht ist er sogar Tierfreund, oder ernährt sich aus Gesundheitsgründen vegetarisch... Liebe dpa-Redaktion, bevor von Ihnen ein solcher mit leidenschaftlicher Dummheit verfasster Beitrag in alle Welt gesandt wird, sollten Sie einen erfahrenen Redakteur Korrektur lesen lassen. Zur Wissenserweiterung hier auch noch ein Linkhinweise in dieser Sache http://www.huffingtonpost.de/ulrich-dittmann/vom-kampf-gegen-rechts-au_b_7204186.html
cource schrieb am 31.07.2016 08:20 Uhrzustimmen(87) widersprechen(196)
schöne nebelkerze: nicht nur haben alle parteien bis auf die linke seit der unsäglichen schröderdiktatur einen rechtsruck bekommen sondern wir leben schon wieder in einer undemokratischen zeit wo das parlament nur noch abnicked was vorher lobbyisten/wirtschaft sich ausgedacht haben, die verlogene freundlichkeit gegenüber den asylanten ist nur noch das feigenblatt welches unsere gegenwärtige politik von der eines H. unterscheidet--alle die so großkotzig für die aufnahme der asylanten schreien könnten doch ihre ganze kraft für die verhinderung des krieges in dieser auswanderungregion einsetzen, aber das gehört sich natürlich nicht, sich gegen die interessen der machthabenden aufzulehnen und dann die verkappten neonazies die mal eben in münchen ihre nichtarischen mitbewohner abknallen---das rechte gedankengut hat sich schon wieder in deutschland etabliert
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