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19.09.2016 | 00:06 | TTIP und Ceta 
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Breites Bündnis demonstriert gegen Freihandelsabkommen

Frankfurt / Berlin / Stuttgart - Biobauern auf Treckern, Altlinke mit Sambatrommeln und Gewerkschafter mit Trillerpfeifen: Aus Sorge vor den Folgen der Freihandelsabkommen TTIP und Ceta haben am Samstag Zehntausende Menschen in sieben deutschen Großstädten demonstriert.

Protestmarsch
Sie taten es im Schatten von Bankentürmen nahe des Kölner Doms, auf dem Berliner Alexanderplatz und auf dem Hamburger Rathausmarkt: In sieben deutschen Großstädten machten Zehntausende mit Trillerpfeifen und Sambatrommeln mobil gegen TTIP und Ceta. (c) proplanta
In dem breiten Protestbündnis hatten sich Naturschützer und Gewerkschafter, Christen und Milchbauern, Punks und Mitarbeiter von Wohlfahrtsverbänden zusammengefunden.

Sie alle fürchten: Die Abkommen der EU mit Kanada und den USA könnten massive Folgen für Umwelt- und Verbraucherschutz haben und zu mehr Ungerechtigkeit im Welthandel führen. Die Organisatoren sprachen von bundesweit 320.000 Demonstranten, die Polizeizahlen lagen deutlich darunter.

In Frankfurt gab sich Alexis Passadakis vom globalisierungskritischen Netzwerk attac optimistisch: «Heute wackeln TTIP und Ceta, und das ist unser Verdienst», kommentierte er unter anderem die Bedenken von Teilen der SPD gegen das von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel befürwortete Ceta-Abkommen. «Worum es wirklich geht, ist der Profit der großen Konzerne, der Profit des einen Prozents!», rief er unter dem Beifall von Tausenden, die sich zwischen Bankentürmen und der Alten Oper in der Frankfurter Innenstadt versammelt hatten.

Ob wirklich etwas wackelt, wird sich bereits an diesem Montag zeigen. Dann legen sich die Sozialdemokraten auf einem kleinen Parteitag in Wolfsburg endgültig zu Ceta fest.  

In München hielt auch der Beginn des Oktoberfests und scheußliches Wetter Tausende nicht vom Demonstrieren ab, in Hamburg und Leipzig rollten Treckerkorsos vor den Protestzügen. In Köln glich die Kundgebung einem großen Familienfest. Als von einem Lautsprecherwagen Konfetti flog, kam ein Hauch von Karnevalsstimmung auf.

Eine Mutter aus Nordrhein-Westfalen war mit ihren sechs und acht Jahre alten Kindern nach Köln gekommen. Sie sei schon lange bei keiner Demo mehr gewesen, sagte sie. Aber zu den Handelsabkommen wolle sie nicht schweigen: «Es ist eine Katastrophe, wenn diese Sachen festgeschrieben werden und man sie nicht mehr ändern kann. Wir sind das unseren Kindern schuldig.» Ähnlich sah es die 36-jährige Sabine Cooper in Stuttgart: «Wir würden nicht mehr wissen, was alles in unser Land kommt», sagte sie und schilderte ihre Sorgen vor einem Import genmanipulierter Lebensmittel. «Das wäre schrecklich.»

In Stuttgart zeigte sich der 39-jährige Martin Decke vor allem über die «hinter verschlossenen Türen» geführten Verhandlungen besorgt: «Diese Abkommen gehen gegen unsere Interessen als Bürger und werden nur für die Konzerne gemacht. Das geht in die völlig falsche Richtung. Die geheime Absprachen zeigen das genau», sagte er.

In Frankfurt hielt eine Demonstrantin ein Schild mit der Aufschrift «Stoppt die Macht der Banken und Konzerne!» in die Höhe. «Diese Abkommen gehen auf Kosten der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika und machen den Welthandel noch unfairer», meinte sie. «Das dürfen wir nicht zulassen.»

Der Protest war friedlich, bunt und laut: Mal stimmten Gewerkschaftsbarden alte Lieder der US-Bürgerrechtsbewegung an, mal ließ es die Linke zu etwas härteren Rhythmen rocken. Kleinkinder schliefen unbeeindruckt in ihren Kinderwagen, während sich ihre Eltern mit dem mitgebrachten Vollkornbrot stärkten. Luftballons und Seifenblasen stiegen in den Himmel.
dpa
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Kommentare 
waldläufer schrieb am 19.09.2016 08:52 Uhrzustimmen(75) widersprechen(102)
Leider wackelt wohl zu wenig: Herr Gabriel droht seiner Partei angeblich damit, sofort zurück zu treten, wenn die SPD ihm bei Ceta nicht folgt. Und so wie man die SPD kennt, wird wohl leider die Mehrheit für Ceta stimmen. Eine Partei, die sich in einer derart wichtigen Frage so erpressen läßt, kann nicht ernsthaft mehr gewählt werden.
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