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07.03.2008 | 07:13

Bund will Schulfach Ernährung - Experten: Wirtschaft täuscht Kunden

Berlin - Im Kampf gegen Übergewicht fordert das Bundesverbraucherministerium ein eigenes Schulfach Ernährung.

Deutscher Bundestag
(c) proplanta
«Wir (müssen) mit den Bundesländern über die verpflichtende Einführung eines eigenen Schulfachs Ernährungs- und Verbraucherbildung diskutieren», sagte der Parlamentarische Staatssekretär Gerd Müller (CSU) am Donnerstag im Bundestag. «Nur ein fächerübergreifendes Prinzip genügt nicht.» Im Streit über die «Ampel»-Kennzeichnung auf Verpackungen, die SPD, Grüne und Linke fordern, will das Ministerium einlenken. Verbraucherschützer warfen der Industrie Täuschung vor.

Die Verbraucherzentrale Hamburg veröffentlichte eine Liste mit 16 Produkten mit angeblich irreführender Kennzeichnung, darunter zahlreiche Süßigkeiten von Lidl und Markenprodukte von Kellogg's, Coca-Cola, Lorenz Bahlsen und Oetker. «Diese unsinnigen Angaben helfen nicht, Lebensmittel mit hohen Fett- und Zuckeranteilen zu erkennen», sagte Ernährungsexperte Armin Valet. «Übergewichtige wiegen sich in Sicherheit, weil der Fett- und Zuckergehalt als gering erscheint.» Auf Kinder werde keine Rücksicht genommen.

Mit Tricks und irreführenden Angaben werde der Eindruck erweckt, dass Süßigkeiten, Chips oder Fertiggerichte wenig Salz, Fett und Zucker enthalten. So werde bei einer 180-Gramm-Packung Ostereier der Kalorienwert eines einzelnen Ostereis von zehn Gramm dem Tagesbedarf einer erwachsenen Frau gegenübergestellt. Damit werde nur ein Bruchteil der empfohlenen Tagesration erreicht. Bei einem siebenjährigen Mädchen reichten zwei Ostereier, um fast die täglich erlaubte Menge an Süßigkeiten zu erreichen.

Die Verbraucherzentralen fordern die Einführung der «Ampel»- Kennzeichnung nach britischem Vorbild. Dabei zeigen Rot, Gelb und Grün, ob die Produkte viel Fett, Salz und Zucker haben oder nicht. Das Verbraucherministerium kündigte einen Kompromiss an. In einer Umfrage sollten die bisherigen Pläne für die Angabe von Kalorien, Fett, Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren in Bezug zum Tagesbedarf mit den Ampelfarben kombiniert werden.

Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) lehnt die «Ampel» ab, hatte aber Kompromissbereitschaft signalisiert. Die Grünen-Abgeordnete Ulrike Höfken kritisierte, für Seehofers bisherige Pläne brauche man beim Einkaufen «Lupe, Ernährungslexikon und Taschenrechner». Sie forderte eine Kennzeichnungspflicht. Die SPD verlangte eine «Ampel»-Kennzeichnung wie in Großbritannien, aber mit Kalorien- und Ballaststoffangaben. «Wir brauchen eine schnelle, übersichtliche Kennzeichnung», sagte SPD-Politikerin Marlies Volkmer. Der Lebensmitteleinkauf dauere im Durchschnitt nur sieben Minuten.

Die Linke-Abgeordnete Karin Binder machte sich ebenfalls für die «Ampel» auf Verpackungen stark, während FDP-Verbraucherpolitiker Hans-Michael Goldmann sie ablehnte. (dpa)
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