«Ich gehe nicht davon aus, dass wir innerhalb von vier Jahren komplett auf Pestizide verzichten können. Aber wir brauchen eine deutliche Verringerung, wenn wir das Insektensterben aufhalten wollen», sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). «Wir können den Pestizideinsatz durch finanzielle Anreize, aber auch durch Ordnungsrecht verringern», fügte sie hinzu.
Sie sei davon überzeugt, dass die meisten Landwirte weniger Pestizide verwenden wollten. Sie seien aber durch die europäische
Agrarpolitik über Jahrzehnte in eine Zwangslage getrieben worden, dass
Betriebe wachsen und mehr Ertrag abwerfen müssten oder aufgekauft würden.
Lemke kritisierte, dass unter Beteiligung der Vorgängerregierung eine Fortführung der europäischen Agrarpolitik für die nächsten sieben Jahre beschlossen worden sei.
«Wir müssen dringend aussteigen aus diesem System der einfachen
Flächenprämie, die ohne ökologische Gegenleistung gezahlt wird. Das muss die Ampelregierung in den nächsten vier Jahren vorbereiten. Nur so werden wir ausreichend gesunde und vielfältige
Nahrungsmittel haben», forderte die Umweltministerin.
Lemke warnte ferner in der Debatte über den
Ausbau von erneuerbaren Energien davor, den
Klimaschutz über den
Artenschutz zu stellen. Es gebe zwei große ökologische Krisen auf dem Planeten, die «gemeinsam gelöst werden müssen: die Klimakrise und die Krise des Artenaussterbens», sagte die Ministerin. «Das eine ist genauso wichtig wie das andere.» Beide Krisen bedrohten die natürlichen Lebensgrundlagen in eklatantem Ausmaß.