Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
31.01.2020 | 11:49 | Düngestreit 
Diskutiere mit... 
   1   2

Debatte um zu viel Nitrat im Grundwasser hält an

Schwerin - Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat von den Bauern im Streit um die künftige Düngeverordnung in Deutschland Kompromissbereitschaft verlangt.

Nitratbelastung durch Düngung
Seit Monaten protestieren Landwirte gegen weitere Beschränkungen beim Düngen. Doch zum Schutz des Grundwassers bleibt der Bund bei seinen Forderungen. Auch MV-Agrarminister Till Backhaus meint, ein «Weiter so» werde das Problem nicht lösen. (c) proplanta
Die landwirtschaftliche Düngung habe unstrittig Belastungen im Grundwasser hinterlassen. Jeder fünfte der 53 Grundwasserkörper im Nordosten weise überhöhte Nitratwerte auf. «Mit einem «Weiter so» werden wir das Problem nicht lösen», sagte Backhaus am Donnerstag im Landtag in Schwerin. Die EU-Kommission fordere wegen überhöhter Nitratwerte seit Jahren Gegenmaßnahmen von Deutschland. Wenn bis zum Ende dieser Woche in Brüssel kein tragfähiges Konzept zum Grundwasserschutz vorliege, würden Strafzahlungen von 862.000 Euro pro Tag fällig, erklärte Backhaus.

Nach seinen Angaben wurde in Mecklenburg-Vorpommern seit 2016 das Netz an Grundwassermessstellen um 63 auf rund 350 Standorte ausgebaut. Zusammen mit Messpunkten in tieferen Schichten werde die Beschaffenheit des Grundwassers somit an 381 Stellen im Land überwacht und auch die Nitratbelastung festgestellt, sagte Backhaus. Bis 2024 würden fast 50 weitere Messstellen hinzukommen.

Doch könne ein noch so dichtes Netz nicht die von den Landwirten geforderte genauere Differenzierung zu den Verursachern der überhöhten Nitratwerte liefern. «Denn aus Punktmesswerten kann nicht auf die Flächen geschlossen werden», erklärte Backhaus und forderte wissenschaftliche Untersuchungen nach bundesweit einheitlichen Standards. Die Düngung der Felder gilt als eine Hauptursache für die Nitratanreicherung im Grundwasser. Der Bund dringt wegen der drohenden Strafzahlungen an die EU auf eine reduzierte Düngergabe in betroffenen Regionen.

Gegen die geplante Verschärfung der Düngeverordnung regt sich aber massiver Widerstand bei den Landwirten. Die Bauern befürchten erhebliche Ertragsminderungen wegen dann aus ihrer Sicht zu geringer Nährstoffe im Boden, die sich in Einkommensverlusten niederschlagen könnten. Die bäuerliche Initiative «Land schafft Verbindung» kündigte für Samstag sogenannte Mahnfeuer in Mecklenburg-Vorpommern als weitere Protestform an. Zuletzt hatte sie mit Trecker-Demonstrationen bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Als Reaktion auf die fortwährenden Proteste beschlossen die Bundesspitzen von Union und SPD in der Nacht zum Donnerstag in Berlin, die Landwirte über vier Jahre mit einer Milliarde Euro zu unterstützen. Mit Hilfe der Zuwendungen sollen sie den angestrebten Umbauprozess in der Landwirtschaft hin zu mehr Umweltschutz und Tierwohl besser meistern können. Das Geld soll unter anderem für die Anschaffung neuer Gülleanlagen gewährt werden. Der Deutsche Bauernverband begrüßte die geplante Milliardenhilfe, forderte zugleich aber, dass fachliche Mängel bei den Düngeregeln und der Umsetzung von Maßnahmen zum Insektenschutz korrigiert werden müssten.

Die Bauernschaft in Mecklenburg-Vorpommern bewertet die angekündigte Milliardenhilfe des Bundes kritischer als der Bundesverband. «Wir brauchen keine Subventionen, sondern Perspektiven», betonte Landes-Bauernpräsident Detlef Kurreck in einer am Donnerstag verbreiteten Erklärung. Tausende Bauern seien seit Wochen auf der Straße, um eine sachbezogene und praxisgerechte Agrarpolitik einzufordern. Statt auf die Vorschläge der Landwirte einzugehen, wolle die große Koalition das Problem nun lieber mit Geld lösen. «Ganz offensichtlich hat die Politik nicht verstanden, dass wir selbst Geld verdienen können und wollen», erklärte Kurreck.
dpa/mv
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Ulikum schrieb am 01.02.2020 12:24 Uhrzustimmen(6) widersprechen(4)
"Doch könne ein noch so dichtes Netz nicht die von den Landwirten geforderte genauere Differenzierung zu den Verursachern der überhöhten Nitratwerte liefern. «Denn aus Punktmesswerten kann nicht auf die Flächen geschlossen werden», "

Damit würde dann das ganze System hinfällig und sollte schnellstens überarbeitet werden damit man realistische Zahlen bekommt. Bleibt man bei diesem System wird auch in 10 Jahren noch eine Änderung eingetreten sein.

"erklärte Backhaus und forderte wissenschaftliche Untersuchungen nach bundesweit einheitlichen Standards. Die Düngung der Felder gilt als eine Hauptursache für die Nitratanreicherung im Grundwasser."

Wir brauchen keine bundeseinheitlichen Standards sondern eine Ursachenforschung warum die Nitratwerte so hoch sind. Dort wo die Landwirtschaft eindeutig als Verursacher ausgemacht werden kann sollten dann auch die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden und zwar ohne wenn und aber.
  Weitere Artikel zum Thema

 Rote Gebiete: Klagen von drei Landwirten in Bayern abgewiesen

 Richter diskutieren heftig über bayerische Düngeverordnung

 Verwaltungsgerichtshof verhandelt über bayerische Düngeverordnung

  Kommentierte Artikel

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

 Bamberger Schlachthof vor dem Aus