Der Wolf sei hierzulande „längst keine bedrohte Art mehr“ und werde immer mehr zu einer Gefahr für Weidetiere, erklärte die umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Anja Weisgerber, am vergangenen Mittwoch (18.1.) anlässlich einer Anhörung im
Umweltausschuss zur Regulierung der Wolfsbestände. In deren Mittelpunkt stand ein Antrag der Unionsfraktion auf
Bejagung von Wölfen als Teil eines Bestandsmanagements.
„Hohe Zäune und Hütehunde allein reichen zum Schutz der Tiere bei Weitem nicht mehr aus“, stellte Weisgerber fest. Man könne daher nicht tatenlos zusehen, wie die Wolfspopulation weiter zunehme. Die Bundesregierung müsse endlich im Jagd- und im Naturschutzrecht die Voraussetzungen für ein aktives Wolfsmanagement schaffen. Die Sachverständigen hätten gegenüber dem Umweltausschuss bestätigt, dass dies auch EU-rechtlich möglich sei, weil ein günstiger Erhaltungszustand erreicht sei.
Wolfsfreie Zonen müsse es künftig insbesondere an den Deichen und auf Almen geben, erklärte Weisgerber. Die Bundesregierung müsse endlich handeln. Sie dürfe die Menschen in den ländlichen Räumen nicht alleine lassen. Der zuständige Berichterstatter der Unionsfraktion, Klaus Mack, appellierte an die Koalition, die Verantwortung nicht weiter nach Brüssel abzuschieben.
Für eine Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht seien die Voraussetzungen gegeben. Daher liege der „Ball“ jetzt bei der Bundesregierung. Gebraucht werde eine Balance zwischen dem Schutz des Wolfes und dem der Weidetiere.
„Zunehmend frustriert“ In der Ausschusssitzung gab es auf den CDU/CSU-Antrag ein geteiltes Echo von den Sachverständigen. lka Reinhardt vom Lupus Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland erklärte, dass die Bejagung von Wölfen nicht unbedingt zur Befriedung von Konflikten führe. Wichtiger sei ein gut funktionierender Herdenschutz. Entsprechend argumentierte Dr. Carsten Nowak vom Seckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
Dagegen mahnte Stefan Völl von der Vereinigung der Deutschen Landesschafzuchtverbände (VdL), dass es keinen hundertprozentigen
Herdenschutz gebe. Herdenschutz sei in der Praxis „eine Selbstverständlichkeit“. Nach 20 Jahren im Umgang mit dem Wolf seien die Weidetierhalter aber „zunehmend frustriert“, berichtete Völl und forderte eine Anpassung des Wolfsmanagements an die tatsächlichen Gegebenheiten.
Landkreistag für BestandsregulierungVor einer weiteren Ausbreitung der Wölfe warnte der Geschäftsführer des Schweizer Ökoberatungsunternehmens Pro Valladas, Marcel Züger. Die wachsende Population des Wolfes habe gerade für die
Biodiversität Folgen. Kulturlandschaften wiesen oftmals eine höhere
Artenvielfalt auf als die „reine Wildnis“. Wenn Weidetierhaltung nicht mehr möglich sei, gingen „Edelstücke des Naturschutzes“ verloren, so Züger.
Ferner stellten Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune ein Hindernis und eine Gefahrenquelle für kleinere Tiere wie wandernde Amphibien und Reptilien dar, die sich darin verfangen und verletzen könnten. Zäune seien somit das Gegenteil von „Wildtierbrücken“, auf die man im
Naturschutz sonst großen Wert lege und sogar extra baue.
Für eine mittelfristige Regulierung des Wolfsbestands sprach sich auch Alexander Kramer vom Deutschen Landkreistag aus. Es müsse ein „maßvoller Ausgleich“ zwischen den Belangen des Naturschutzes und der Abwehr von Gefahren und weitetierwirtschaftlichen Schäden gefunden werden.
AgE