Dazu verabschiedete das Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin eine Strategie, die Milliarden-Zuschüsse, rechtliche Erleichterungen und konkrete Produktionsziele vorsieht.
Neben den laufenden Förderprogrammen soll mit sieben Milliarden Euro erreicht werden, dass sich Wasserstoff am Markt durchsetzt. Weitere zwei Milliarden sind für internationale Partnerschaften eingeplant.
Im Zentrum steht dabei sogenannter grüner Wasserstoff, der ausschließlich mit erneuerbarer Energie gewonnen wird. Er kann als Basis für Kraft- und Brennstoffe dienen, um etwa in Industrie und Verkehr die Nutzung von Kohle, Öl und Erdgas abzulösen. Die Strategie kommt mit einem guten halben Jahr Verspätung, da wichtige Fragen lange zwischen den Ministerien umstritten waren.
«Wir wollen bei den neuen Wasserstoff-Technologien hin zu grünem Wasserstoff weltweit führend sein, als Ausrüster für die Welt, aber auch als Produzenten», sagte Bundeswirtschaftsminister
Peter Altmaier (CDU). Die Ziele des Pariser Klimaabkommens könnten nur erreicht werden, wenn auch andere Länder die Potenziale erkennen würden.
Bis 2030 sollen in einem ersten Schritt Erzeugungsanlagen für Wasserstoff von bis zu fünf Gigawatt Gesamtleistung in Deutschland entstehen. Ein Nationaler Wasserstoffrat soll die Politik in Zukunft beraten, zudem soll es einen Innovationsbeauftragten beim Bund geben.
Forschungsministerin Anja Karliczek (
CDU) sagte, um weltweit an die Spitze zu kommen, brauche es noch «jede Menge Forschung und Entwicklung». Vieles könne man in kleinem Maßstab, jetzt gelte es, die Technologien im großen Maßstab in die Praxisanwendung zu bringen.
Kommende Woche will sie einen «Innovationskoordinator» vorstellen, der das Thema vorantreiben soll. Zudem kündigte sie einen Ideenwettbewerb für Forschungseinrichtungen und Unternehmen an.
Für die Wasserstoff-Produktion braucht es sehr viel Energie. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) mahnte, wer Ja zu Wasserstoff sage, müsse auch Ja zum
Ausbau der Windkraft sagen, weil es zusätzlich
Ökostrom brauche. Die Bundesregierung geht allerdings davon aus, dass ein großer Teil der benötigten Wasserstoff-Menge auf absehbare Zeit importiert werden wird.
Entwicklungsminister Gerd Müller unterzeichnete eine Vereinbarung mit der marokkanischen Regierung zum Aufbau einer ersten industriellen Produktionsanlage für Wasserstoff in dem nordafrikanischen Land.
Aus der Energiewirtschaft und der Industrie kam viel Lob für die Strategie. Umweltschützer begrüßten besonders, dass grüner Wasserstoff im Zentrum stehe - sehen aber den geplanten Ausbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes kritisch, da batterieelektrische Pkw den Strom effizienter nutzen.
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag), Deutschland müsse sich «gerade im Bereich der Mobilität auch als das führende Herstellerland in Europa und der Welt positionieren». Nun sei die Wirtschaft gefordert, etwa Wasserstoff-Busse und -Lkw zu entwickeln.