Das zuständige
Bundeslandwirtschaftsministerium kritisierte nach der Entscheidung in Luxemburg am Dienstag vergangener Woche (12.10.), dass die Kommission unterschiedliche Maßstäbe an die Befischung der beiden Managementgebiete Ostsee und Kattegat/Skagerrak anlegt habe.
Einerseits müssten die heimischen Fischer an der Ostsee drastische Einschnitte hinnehmen, während anderseits nördlich der Bestand abgefischt würde. Das sei kein ganzheitlicher Ansatz. Da die Brüsseler Behörde nicht auf den Vorschlag Deutschlands eingegangen sei, die beiden Managementgebiete zusammen im Dezemberrat zu beschließen, habe die Bundesrepublik den Quotenbeschlüssen insgesamt nicht zustimmen können, erklärte das Bundeslandwirtschaftsministerium. Agrarstaatssekretärin Beate Kasch hatte darauf gedrängt, dass die
Überfischung des westlichen Herings gestoppt werden müsse.
„Wir können nicht hinnehmen, dass auch in diesem Jahr unterschiedliche Maßstäbe an die Befischung des Herings der beiden Managementgebiete westliche Ostsee und Kattegat/Skagerrak angelegt werden.“ Dies habe bereits zu einer „dramatischen einseitigen Überfischung“ geführt. Laut Kasch steht hier die Zukunft der Fischerei und des Bestandes auf dem Spiel.
Keine Erholung möglich
Das Bundeslandwirtschaftsministerium wies darauf hin, dass Deutschland in den vergangenen Jahren beim westlichen Hering bereits drastische Kürzungen hingenommen habe; gegenüber der Fangmenge für das Jahr 2017 sei die Fangquote um 94 % reduziert worden. Der Bestand erstrecke sich allerdings auch auf Gebiete außerhalb der Ostsee, nämlich in das Kattegat und das Skagerrak. Dort seien die Fangquoten im gleichen Zeitraum deutlich weniger gekürzt worden.
„Nur, wenn die Quoten auch dort reduziert werden, kann sich der Bestand erholen“, monierte Kasch. Berlin beklagte zudem, dass der Rat hat auf Vorschlag der
EU-Kommission auch drastische Einschnitte für die Ostseefischerei beim westlichen Dorsch beschlossen habe. EU-Umwelt- und Fischereikommissar Virginijus Sinkevičius, begrüßte derweil die Einigung: „Die Wiederherstellung der Meeresumwelt und der Fischbestände in der Ostsee steht im Mittelpunkt des Ansatzes der Kommission zur Festlegung von Fangmöglichkeiten, und ich freue mich, dass der Rat mehrheitlich zugestimmt hat“.
Keine Vertagung auf Dezemberrat
Ähnlich wie Kasch kritisierte der für die Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern zuständige
Agrarminister Dr. Till
Backhaus die Entscheidung in Luxemburg. Man habe zunächst erwartet, dass die EU-Kommission erst im Dezember im Sinne einer gemeinsamen Bewirtschaftung und Quotenfestsetzung für den Hering der westlichen Ostsee in allen seinen Fanggebieten entscheiden werde.
Backhaus bezeichnete es als „mehr als bedauerlich“, dass sich die Brüsseler Kommission und andere Mitgliedstaaten nicht zu dazu durchgerungen hätten. Im Einzelnen hat der Rat für mehrere Ostseebestände deutliche Kürzungen verabschiedet. So wurde unter anderem für den Dorsch in der westlichen Ostsee eine Reduzierung im Vergleich zum aktuellen Fangjahr um 88 % beschlossen.
Um 50 % wurden die Fangmengen für Heringe in der westlichen Ostsee reduziert. Über einen Anstieg der Fangmenge können sich die Fischer hingegen bei Scholle und Sprotte freuen. Hier wird es Zuwächse von jeweils 25 % beziehungsweise 13 % geben.