Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.10.2021 | 20:50 | Ostseefischerei 

Deutschland trägt Einigung zu Fangquoten für 2022 in der Ostsee nicht mit

Luxemburg - Die Einigung der EU-Fischereiminister auf die Fangquoten für 2022 in der Ostsee wird von Deutschland nicht mitgetragen.

Fischerei in der EU
Bundeslandwirtschaftsministerium kritisiert Abfischung des Herings im Kattegat/Skagerrak - Ohne deutlichere Kürzung kann sich auch der westliche Hering nicht erholen - Fischereikommissar Sinkevičius dagegen mit der Einigung zufrieden - Backhaus schließt sich der Kritik der Bunderegierung an - Deutliche Kürzungen bei Hering und Dorsch - Zuwächse bei Scholle und Sprotte. (c) proplanta
Das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium kritisierte nach der Entscheidung in Luxemburg am Dienstag vergangener Woche (12.10.), dass die Kommission unterschiedliche Maßstäbe an die Befischung der beiden Managementgebiete Ostsee und Kattegat/Skagerrak anlegt habe.

Einerseits müssten die heimischen Fischer an der Ostsee drastische Einschnitte hinnehmen, während anderseits nördlich der Bestand abgefischt würde. Das sei kein ganzheitlicher Ansatz. Da die Brüsseler Behörde nicht auf den Vorschlag Deutschlands eingegangen sei, die beiden Managementgebiete zusammen im Dezemberrat zu beschließen, habe die Bundesrepublik den Quotenbeschlüssen insgesamt nicht zustimmen können, erklärte das Bundeslandwirtschaftsministerium. Agrarstaatssekretärin Beate Kasch hatte darauf gedrängt, dass die Überfischung des westlichen Herings gestoppt werden müsse.

„Wir können nicht hinnehmen, dass auch in diesem Jahr unterschiedliche Maßstäbe an die Befischung des Herings der beiden Managementgebiete westliche Ostsee und Kattegat/Skagerrak angelegt werden.“ Dies habe bereits zu einer „dramatischen einseitigen Überfischung“ geführt. Laut Kasch steht hier die Zukunft der Fischerei und des Bestandes auf dem Spiel.

Keine Erholung möglich



Das Bundeslandwirtschaftsministerium wies darauf hin, dass Deutschland in den vergangenen Jahren beim westlichen Hering bereits drastische Kürzungen hingenommen habe; gegenüber der Fangmenge für das Jahr 2017 sei die Fangquote um 94 % reduziert worden. Der Bestand erstrecke sich allerdings auch auf Gebiete außerhalb der Ostsee, nämlich in das Kattegat und das Skagerrak. Dort seien die Fangquoten im gleichen Zeitraum deutlich weniger gekürzt worden.

„Nur, wenn die Quoten auch dort reduziert werden, kann sich der Bestand erholen“, monierte Kasch. Berlin beklagte zudem, dass der Rat hat auf Vorschlag der EU-Kommission auch drastische Einschnitte für die Ostseefischerei beim westlichen Dorsch beschlossen habe. EU-Umwelt- und Fischereikommissar Virginijus Sinkevičius, begrüßte derweil die Einigung: „Die Wiederherstellung der Meeresumwelt und der Fischbestände in der Ostsee steht im Mittelpunkt des Ansatzes der Kommission zur Festlegung von Fangmöglichkeiten, und ich freue mich, dass der Rat mehrheitlich zugestimmt hat“.

Keine Vertagung auf Dezemberrat



Ähnlich wie Kasch kritisierte der für die Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern zuständige Agrarminister Dr. Till Backhaus die Entscheidung in Luxemburg. Man habe zunächst erwartet, dass die EU-Kommission erst im Dezember im Sinne einer gemeinsamen Bewirtschaftung und Quotenfestsetzung für den Hering der westlichen Ostsee in allen seinen Fanggebieten entscheiden werde.

Backhaus bezeichnete es als „mehr als bedauerlich“, dass sich die Brüsseler Kommission und andere Mitgliedstaaten nicht zu dazu durchgerungen hätten. Im Einzelnen hat der Rat für mehrere Ostseebestände deutliche Kürzungen verabschiedet. So wurde unter anderem für den Dorsch in der westlichen Ostsee eine Reduzierung im Vergleich zum aktuellen Fangjahr um 88 % beschlossen.

Um 50 % wurden die Fangmengen für Heringe in der westlichen Ostsee reduziert. Über einen Anstieg der Fangmenge können sich die Fischer hingegen bei Scholle und Sprotte freuen. Hier wird es Zuwächse von jeweils 25 % beziehungsweise 13 % geben.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Weniger Heringe in westlicher Ostsee als gedacht

 Bund gibt drei Millionen Euro Beihilfe für Fischereibetriebe

 Besserer Schutz für die Ostsee in Schleswig-Holstein ohne Nationalpark

 WTO-Konferenz: Fischereiabkommen gescheitert

 WWF fordert ambitioniertes Fischereiabkommen

  Kommentierte Artikel

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen