In
immer größer werdenden Ställen für Hühner und Schweine werden zunehmend
industriell hergestellte Futtermittel eingesetzt. So ist auch im aktuellen
Dioxin-Skandal verunreinigte Ware von einem einzigen Futtermittellieferanten in
mindestens vier Bundesländern in tausenden Ställen verfüttert worden. Unter dem
Konkurrenzdruck zur industriellen Massentierhaltung setzen immer weniger Eier-
und Fleischproduzenten selbst hergestelltes Futter ein, obwohl sich auf diese
Weise Gefahren entscheidend verringern ließen.
Auch gegen diese Missstände wird ein Bündnis aus 80 Bauern-, Umwelt-,
Tierschutz- und Entwicklungsverbänden am 22. Januar 2011 in Berlin bei einer
Demonstration gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft protestieren.
„Das Wachstum der Massentierhaltung und der Futtermittelindustrie vergrößert
das Risiko für die Verbraucher. Bei weiter steigenden Rohstoffpreisen
begünstigt der Kostendruck zudem Missstände wie die Dioxinpanscherei in
Futtermitteln. Staatliche Kontrollen sind trotz der regelmäßig wiederkehrenden
Skandale nicht in angemessenem Umfang ausgebaut worden“, sagte Jochen Fritz von
der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).
„Die jetzigen Rückrufaktionen im Handel reichen nicht aus“, so Reinhild
Benning, Agrarexpertin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
„Seit mindestens Mitte Dezember liegen erste Dioxin-Hinweise vor. Vermutlich
sind viele seither gekaufte Eier und Fleischprodukte noch nicht verspeist.
Verbraucherschutzministerin Ilse
Aigner darf keinen Moment zögern, die
Markennamen und Chargen, die betreffenden Handelsketten und die Zeiträume zu
nennen, die belastete Ware betreffen. Es muss eine Rückrufaktion aus dem
Kühlschrank geben“, sagte Benning.
„Die Verbraucherinnen und Verbraucher fühlen sich angesichts der mangelhaften
Informationspolitik der Bundesregierung verraten. Das haben wir satt. Trotz
Dioxin und
Gentechnik im Futter fördert der Staat das System der Tierfabriken
weiter mit unseren Steuergeldern“, so Fritz von der AbL.
„Wir rufen dazu auf am 22. Januar mit uns auf die Straße zu gehen. Es ist Zeit
für einen grundsätzlichen Wandel in der Agrarpolitik. Agrarfabriken müssen zum
Auslaufmodell werden, die Zukunft gehört der bäuerlichen Landwirtschaft. Wir
dürfen die Entscheidungen darüber nicht länger der industriehörigen Politik
überlassen, sondern müssen jetzt Druck machen“, sagte Hubert Weiger,
Vorsitzender des
BUND und einer der Initiatoren der Demonstration unter dem
Motto „Wir haben es satt“ zu Beginn der Grünen Woche in Berlin. (bund)