Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.07.2017 | 11:04 | Nach G20-Gipfel 
Diskutiere mit... 
   1   2

Erdogan stellt Pariser Klimaabkommen ebenfalls infrage

Hamburg - Im Streit mit den anderen G20-Staaten um den Klimaschutz hat US-Präsident Donald Trump einen Verbündeten gefunden.

Klimaschutzabkommen
Kaum ist der Gipfel zu Ende, bröckelt die Front gegen Trump. Jetzt will auch der türkische Präsident Erdogan das Pariser Abkommen zum Klimaschutz nicht umsetzen - oder zumindest neuverhandeln. (c) proplanta
Überraschend stellte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach dem Gipfel am Samstag in Hamburg die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens durch sein Land infrage.

Er habe Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mitgeteilt: «Solange die Versprechen, die man uns gegeben hat, nicht gehalten werden, werden wir das in unserem Parlament auch nicht ratifizieren.»

Damit scherte Erdogan aus der Front der Top-Wirtschaftsmächte aus, die Trump zuvor isoliert hatten. Sein Abrücken steht auch im Widerspruch zu der Abschlusserklärung, in der sich die «G19» - und damit auch die Türkei - nachdrücklich zum Abkommen von Paris und dessen «zügiger» Umsetzung bekannt hatten.

Erdogan stellte in Zweifel, dass die restlichen G20-Staaten in dieser Frage geschlossen gegen die USA stünden. Auch andere Staaten hätten nicht ihre volle Unterstützung für das Abkommen erklärt. «Bei allen gibt es Probleme.» Erdogan fügte hinzu: «Insofern geht nach diesem Schritt von Amerika unser Standpunkt im Moment in die Richtung, dass es vom Parlament nicht ratifiziert wird.»

Sollte die Türkei zu den Industriestaaten gezählt werden, müsste sie in einen künftigen Umweltfonds des Abkommens einzahlen, statt daraus Geld zu erhalten. Klimaschützer hatten schon befürchtet, dass Trump die Türkei oder Saudi-Arabien auf seine Seite ziehen könnte. Trump hatte Erdogan am Rande des Gipfels getroffen.

Das Kommuniqué war erst nach langem Ringen über den Klimaschutz fertig geworden. Die Differenzen mit den USA seien «nicht zugekleistert» worden, sagte Merkel. «Da, wo es keinen Konsens gibt, muss im Kommuniqué auch Dissenz erscheinen.»

Die gegensätzlichen Positionen der USA und der anderen ließen sich «wunderbar auseinanderhalten.» Merkel erwähnte die von Erdogan nach eigenen Angaben geäußerten Bedenken mit keinem Wort.

Um den Klimaschutz voranzubringen, kündigte Fankreichs Präsident Emmanuel Macron an, am 12. Dezember in Paris einen «Etappengipfel» abzuhalten - auch um über Finanzierungsinstrumente zu sprechen. Er nannte den Ausstieg der USA aus Paris einen «großen Fehler».

In dem Kommuniqué nehmen die anderen G20-Mitglieder die Abkehr der USA vom gemeinsamen Klimaschutz nur «zur Kenntnis». Dem amerikanischen Wunsch nach Neuverhandlungen wird eine klare Absage erteilt, indem das Abkommen als «unumkehrbar» bezeichnet wird, was Merkel ausdrücklich begrüßte. Als Entgegenkommen an Trump wurde ein Satz aufgenommen, dass die USA anderen helfen wollten, «auf fossile Brennstoffe zuzugreifen und sie sauberer und effizienter zu nutzen».

Die Formulierung war strittig, weil fossile Energien eigentlich auslaufen müssen, um die Ziele des Pariser Abkommen einer Erderwärmung von deutlich unter zwei Grad erreicht werden sollen. Merkel betonte, dass sich die anderen diese Position der USA «ausdrücklich nicht zu eigen machen».

Klimaschützer wiesen darauf hin, dass sich die USA in dem Text aber zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen bekennen. «Der Versuch der US-Regierung, einen Freifahrtschein für fossile Exporte zu erhalten, wurde eingedämmt, da die USA im gemeinsamen Abschnitt aller G20-Staaten die globalen Nachhaltigkeitsziele als Rahmen für die Energietransformation akzeptieren», sagte Christoph Bals von Germanwatch. Damit akzeptierten die USA, dass bis 2030 der Anteil erneuerbarer Energien substanziell wachsen und sich das Tempo der Energieeffizienz verdoppeln soll.

Allerdings war auch mehr Ehrgeiz erwartet worden. Der Gipfel hätte ein Zeichen senden müssen, dass die Top-Wirtschaftsmächte den Ausstieg aus Kohle, Öl, und Gas beschleunigten, sagte die Geschäftsführerin von Greenpeace, Sweelin Heuss. Die Kanzlerin dürfe den deutschen Kohleausstieg nicht noch länger hinauszögern. Auch der Experte Jan Kolwazig von Oxfam vermisste «neuen Schwung», weil die Selbstverpflichtungen unter dem Pariser Abkommen nicht ausreichten.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
cource schrieb am 09.07.2017 11:09 Uhrzustimmen(19) widersprechen(11)
schöne nebelkerze/ablenkungsmanöver, solche scheinkämpfe sollen von den gemeinsamen machtinteressen der eliten/großkapital ablenken, in wirklichkeit geht es um den weiteren abbau der umweltstandards/demokratie/mitbestimmung der bevölkerung---die wirtschaft will das recht auf hemmungslose ausbeutung jeglicher ressourcen/lebensgrundlagen
  Weitere Artikel zum Thema

 Abgeordneter ruft Verfassungsgericht wegen Klimaschutz-Reform an

 Union kritisiert Eile bei Solarpaket und Klimaschutzgesetz-Reform

 Experten kritisieren G7-Klimaschutzpolitik als unzureichend

 Risiken durch Klimawandel für 70 Prozent der Arbeitskräfte

 Fridays for Future ruft zu Demo am 31. Mai auf

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken