Das Problem der
Erderwärmung läute auch für die
Agrarpolitik eine neue Ära ein, sagte EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel beim Treffen der europäischen Agrarminister im schwedischen Växjö. «Das wird eines der entscheidenden Probleme in den nächsten Jahrzehnten.» Die jüngsten Brände in Griechenland, aber auch Dürren und Fluten zeigten, dass die Landwirtschaft vom
Klimawandel betroffen sei. Auch Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU) bekräftigte: «Wir meinen, dass die Landwirte einen wesentlichen Beitrag zur klimatischen Verbesserung leisten können - auch aus Eigeninteresse.»
Fischer Boel wies am Dienstag zugleich auf die wachsende Weltbevölkerung hin. «Wir müssen mehr Nahrungsmittel produzieren, in schwierigeren Wetterverhältnissen und mit niedrigeren Treibhausgasemissionen.» Sie betonte, die Emissionen der europäischen Landwirtschaft seien seit 1990 zwar bereits um ein Fünftel gesunken. Dies liege aber zum Teil an weniger Tierhaltung, aber auch an mehr Effizienz und besseren Technologien. Obwohl die Natur ihre Grenzen habe, gebe es noch «eine Menge Potenzial für kosteneffektive Klimamaßnahmen».
«Die Landwirtschaft kann noch mehr Methan, Lachgas und Kohlendioxid einsparen.» Sie könne mehr Kohlendioxid in den Böden einlagern und
Biomasse liefern. «Wenn wir das alles von den Bauern verlangen, müssen wir sie auch unterstützen», sagte sie. Notwendig sei die «richtige Balance zwischen verbindlichen Pflichten und positiven Anreizen». Nach Angaben von Fischer Boel soll die Abwanderung von Agrarproduktion aus der EU in Länder mit niedrigeren Auflagen vermieden werden. «Wir würden uns selbst in den Fuß schießen», sagte die Dänin. Es gebe aktuell keine Gesetzesvorschläge in der Schublade: «Wir haben viel Spielraum mit freiwilligen Lösungen.»
Der amtierende EU-Ratsvorsitzende und schwedische Agrarminister Eskil Erlandsson betonte, wichtig seien Forschung und Entwicklung. «Am Ende trifft der einzelne Bauer die Entscheidungen, darum müssen wir Informationen bereitstellen, die ihn auch erreichen.» Nach seinen Angaben war die Einbeziehung der Landwirtschaft in das Emissionshandelssystem «kein Thema». Dagegen brachte Aigner die Einbeziehung der Forstwirtschaft ins Gespräch. So könnten etwa die CO2-Speichermöglichkeiten von Wald angerechnet werden.
Als «charmant» bezeichnete die Ministerin Ideen einer CO2- oder Wasserverbrauchskennzeichnung auf Gütern. «Das ist letztlich das "zweite Preisschild", das wir auch durchaus unterstützen.» So könnten etwa Transportwege verkürzt werden. «Wenn der Verbraucher sich an die Regionalität und die Saisonalität halten würde, wäre schon viel gewonnen. Man kann auch beim Einkauf ein Stück weit mitsteuern.» Wichtig sei aber ein einigermaßen ausgewogenes Verhältnis: «Wir sind auch Exporteure von Produkten, deswegen haben wir auch ein Interesse daran, dass andere Länder unsere Produkte kaufen.» (dpa)