EU-Parlamentarier fordern Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz
Brüssel - Den Landwirten sollten beim Pflanzenschutz künftig neue Möglichkeiten eröffnet werden. Das fordern neun europäische Agrarpolitiker der liberalen Fraktion Renew Europe (RE).
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In einem Brief an die zuständige EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides drängen unter anderem die agrarpolitische Sprecherin Ulrike Müller sowie der vormalige Agrarkommissar Dacian Ciolos auf eine wirksame Ausgestaltung des nun für den 5. Juli erwarteten Kommissionsvorschlags zu neuen Züchtungstechniken.
Dieser Vorschlag müsse auch vorsehen, dass den Bauern Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz an die Hand gegeben werden. Beklagt wird allerdings, dass es hier gegenwärtig bei der Markteinführung erhebliche Hindernisse gebe. Im Rahmen der geplanten Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) seien die bestehenden Probleme bisher nicht angemessen angegangen worden.
Die Parlamentarier kritisieren, dass das Zulassungs- und Genehmigungsverfahren für neue Wirkstoffe in der EU durchschnittlich sieben bis acht Jahre in Anspruch nehme. Verglichen mit zwei bis drei Jahren in anderen Märkten wie den USA, Brasilien oder China, sei dies nicht akzeptabel. Die Agrarpolitiker monieren zudem, dass die Anforderungen des Zulassungsverfahrens für die Eigenschaften synthetischer Pflanzenschutzmittel aktuell denen für biologische Wirkstoffe entsprechen.
Dies bedeute, dass biologische Schädlingsbekämpfungsmittel in der Zulassung aufwändiger und kostspieliger seien, als dies sachlich gerechtfertigt sei. Die RE-Politiker fordern daher, die EU-Pflanzenschutzmittelverordnung aus dem Jahr 2009 entsprechend anzupassen, um die Zulassungen zu erleichtern. „Insbesondere biologische Schädlingsbekämpfungsmittel haben ein großes Potential, die Lücken in den Werkzeugkästen der Landwirte zu schließen“, heißt es in dem Brief an Kyriakides.
Derweil sprach sich Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus vorige Woche mit Blick auf den SUR-Entwurf klar gegen pauschale Verbote von Pflanzenschutzmitteln aus. Der SPD-Politiker plädiert stattdessen für den One-Health-Ansatz, der anerkenne, „dass es nicht ganz ohne Pflanzenschutzmittel gehen wird, wenn wir die Ernährungssicherheit einer wachsenden Weltbevölkerung gemäß der Farm-to-Fork sicherstellen wollen“.