Nach harten Verhandlungen haben sich die europäischen Fischereiminister am frühen Dienstagmorgen in Luxemburg auf die Ostsee-Fangquoten für kommendes Jahr geeinigt. Demnach sinken die erlaubten Fangmengen für Hering in der westlichen Ostsee um 16,5 Prozent. Dafür dürfen die Fischer in der östlichen Ostsee 15 Prozent mehr Dorsch fangen und in der westlichen Ostsee 8,6 Prozent mehr.
Die Europäische Kommission hatte für den Hering in der westlichen Ostsee ein Minus von 21 Prozent vorgeschlagen, um die Bestände zu schonen. Agrar-Staatssekretär Gert Lindemann erklärte, dass zum Ausgleich die Fangmöglichkeiten im Skagerrak und im Kattegat nun um 25 Prozent gesenkt würden, so dass unter dem Strich die Bestände ausreichend geschont würden. «Das ist ein gutes Ergebnis, die Zugeständnisse an unsere Fischer gehen nicht zu Lasten der Bestände», sagte er. So seien Skagerrak und Kattegat für Jungfische sogar noch wichtigere Gebiete, zudem vermischten sich die Bestände mit denen der westlichen Ostsee. Dagegen hätten die Fischer klar gemacht, dass ein Minus von 21 Prozent für sie existenzbedrohend gewesen wäre.
Die Herings-Bestände schrumpfen nach Kommissionsangaben seit längerem. So sei der Nachwuchs mengenmäßig auf ein Viertel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft. Dennoch seien die Fangquoten für 2009 «deutlich über der wissenschaftlichen Empfehlung» festgelegt worden, kritisierte die Behörde die Minister. Dagegen hatte sich der Zustand des Dorschs - des «Kabeljaus der Ostsee» - erholt.
Die Quoten für Sprotten in der Ostsee werden um 5 Prozent gekürzt. Beim Lachs gibt es ein Minus von 5 Prozent, außer in der Finnischen Bucht, wo die Menge gleich bleibt. Scholle darf im nächsten Jahr ebenfalls in der gesamten Ostsee im gleichen Umfang gefischt werden. Für die zentralen Heringsbestände legten die Minister ein Minus von 12 Prozent fest. Dagegen gibt es im Bottnischen Meerbusen ein Plus von 25 Prozent und in der Bucht von Riga von 4 Prozent. Über die Fangquoten für Nordsee und Atlantik entscheiden die Minister im Dezember.
Gleichzeitig einigten sich die Minister auf die Grundzüge für eine neue EU-Verordnung zur besseren Kontrolle der Fischerei. Demnach könnte auch die Freizeit-Angelei womöglich in die europäischen Quotenregelungen aufgenommen werden. Dies würde laut dem aktuellen Diskussionsstand aber nicht bedeuten, dass jeder Hobbyangler künftig über die entsprechende Fangerlaubnis («Quote») verfügen musss. Vielmehr könnten die vermuteten Fangmengen aus den einzelnen Beständen auf die Gesamtquote angerechnet werden, die die Minister jährlich für jeden Bestand in den EU-Gewässern festlegen. Dies würde am Ende aber Kürzungen für die gewerbliche Fischerei bedeuten. Zunächst wurde nun aber die Kommission mit einer Studie über die Größenordnung der Freizeit-Fänge beauftragt.
In Europa gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt, beliebte Speisefische wie der Kabeljau stehen der
EU-Kommission zufolge am Rande des Kollapses. Üblicherweise hält sich die Kommission aber bei ihren Vorschlägen für die Quoten nicht an die Empfehlungen der Wissenschaftler des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES); die Minister satteln dann zumeist erneut drauf. Im April hatte die Kommission den Prozess für eine umfassende Reform der gemeinsamen EU-Fischereipolitik eingeleitet. (dpa)