Das hat der französische
Umweltminister Nicolas Hulot am Dienstag (29.8.) gegenüber dem Pressedienst Agra-Presse angekündigt und damit ablehnende Reaktionen von landwirtschaftlichen Interessenvertretern hervorgerufen. Die Präsidenten der Erzeugerverbände von Getreide (AGPB), Mais (AGPM),
Rüben (CGB) sowie Ölsaaten- und Leguminosen (FOP) wandten sich gemeinsam in einem offenen Brief an Staatspräsident Emmanuel Macron.
Eine französische Position gegen die
Neuzulassung des Wirkstoffs sei „nicht zu rechtfertigen“, weder auf wissenschaftlicher Basis noch durch die agrarökologische Ausrichtung der französischen
Landwirtschaft und noch viel weniger durch die schwierige wirtschaftliche Situation, in der sich die heimischen
Betriebe seit einigen Jahren befänden, heißt es in dem Schreiben. Ein Verzicht auf
Glyphosat ohne absehbare Alternative könnte für die Branche einen wirtschaftlichen Verlust von annähernd 1 Mrd. Euro bedeuten und würde darüber hinaus in vielen Fällen einer Rückkehr zum Pflug nach sich ziehen, was wiederum eine verstärkte Verdichtung und Erosion von Boden zur Folge hätte.
Der französische
Bauernverband (FNSEA) reagierte gemeinsam mit dem Verband der
Junglandwirte (JA) ebenfalls mit Kritik auf die Ankündigung des Umweltministers. Beide Verbände verwiesen auf den Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz. Frankreich sei führend bei der Speicherung von
Kohlenstoff in Böden; das trage zur Ernährungssicherheit bei und mindere die Wirkung von Treibhausgasen im Zuge des Klimawandels. Solange keine Alternativen zu Glyphosat in Sicht seien, werde ein Wegfall des Wirkstoffs die Fortschritte der Landwirte als Schlüsselspieler der
Agrarwende, nach der die Gesellschaft rufe, „einfach vom Tisch wischen“, erklärten
FNSEA und JA.
Rückschritt für die Umwelt Der Landwirtschaftsverband Coordination Rurale (CR) zog Parallelen zwischen Hulot und der Romanfigur „Don Quichotte“. Es sei an der Zeit, dass der Premierminister, der Staatspräsident und der
Landwirtschaftsminister die Debatte wieder auf den Boden der Vernunft stellten und zum „Sieg über die Ideologie“ führten. Glyphosat sei das wirtschaftlichste aller
Pflanzenschutzmittel, hoch wirksam in geringen Konzentrationen und „wahrscheinlich eines der am wenigsten giftigen Herbizide“, betonte der CR. Ein Wegfall würde die Bauern zwingen, auf andere Wirkstoffe mit höheren Dosierungen zurückzugreifen, was „ein Rückschritt für die Umwelt“ sei.
Die Zulassung des umstrittenen Herbizidwirkstoffs läuft Ende dieses Jahres aus. Die
EU-Kommission hatte sie 2015 verlängert, nachdem die 28 EU-Mitgliedstaaten in den zuständigen Ausschüssen zu keiner qualifizierten Mehrheit gekommen waren. Der aktuelle Vorschlag der Kommission sieht vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern. Zuletzt hatte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis deutlich gemacht, dass es keine Neuzulassung ohne eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten geben werde. Damit solle sichergestellt werden, dass die Verantwortung für eine Neuzulassung des Herbizidwirkstoffs gemeinsam getragen werde.