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18.06.2015 | 17:01 | Umwelt-Enzyklika 

Franziskus outet sich als Öko-Papst

Berlin - Die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus hat weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Klimaschützer und Wissenschaftler fühlen sich bestätigt, Wirtschaftsvertreter und konservative Zweifler am Klimawandel kommen schlecht weg. Die meisten sehen Handlungsbedarf.

Papst Franziskus Pressefoto
Franziskus hat sich als Öko-Papst geoutet. Seine neue Enzyklika zu Umweltschutz und Klimawandel fordert die Menschheit zu mehr Rücksicht und Bescheidenheit auf. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. (c) news.va
Laut UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Menschheit die Pflicht, sich um den Planeten Erde zu kümmern, und Solidarität mit den ärmsten und verletzbarsten Mitgliedern der Gesellschaft zu zeigen. In einer am Donnerstag von den Vereinten Nationen verbreiteten Mitteilung sagte Ban, alle Regierungen der Welt müssten das Wohl der Erde über nationale Interessen zu stellen und beim Klimagipfel in Paris in diesem Jahr ein ehrgeiziges Abkommen verabschieden.

In Deutschland war die Reaktion auf das politische Engagement des Papstes durchweg positiv. «Es ist neu, dass ein Papst so bewusst entscheidet: Ich möchte in die politische Debatte hinein Wirkung entfalten», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Reinhard Marx. Der Deutsche Caritasverband forderte ein beherzteres Vorgehen der internationalen Staatengemeinschaft gegen die Ursachen des Klimawandels. Dass Armuts- und Umweltfragen nicht zu trennen sind, sehe auch das katholische Hilfswerk Misereor als Kernbotschaft, erklärte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wünschte dem Text aus Rom «von Herzen eine breite internationale Aufmerksamkeit». Alle Christen verbinde die Sorge um die Umwelt und eine gerechtere Wirtschaftsordnung auch «jenseits der unterschiedlichen theologischen Traditionen».

Der Tenor bei Wissenschaftlern und Umweltverbänden ist ähnlich. Laut dem führenden deutschen Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber basiert die Enzyklika auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Für den Sozialphilosophen Michael Reder weist sie eine neue Richtung in der Kirchengeschichte.

Als «gelungene Provokation» begrüßte die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch die Enzyklika. «Der Papst eröffnet eine Debatte über die globale Wegwerfkultur», sagte der politische Geschäftsführer Christoph Bals. WWF-Vorstand Eberhard Brandes forderte, dass die Kirche ihren Worten auch Taten folgen lassen sollte. «Franziskus hat den Naturschutz zur Chefsache gemacht. Jetzt kommt es darauf an, dass seine Botschaft auf allen Ebenen der Kirchenhierarchie ankommt und entsprechend umgesetzt wird.»

Auch Politiker freuten sich über die Unterstützung des Papstes. «Die Umwelt-Enzyklika des Papstes stärkt Umweltschützerinnen und Umweltschützern den Rücken und nimmt Politik und Wirtschaft in die Pflicht», erklärten die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Simone Peter und Bundesvorstandsmitglied Bettina Jarasch.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, SPD, lobte vor allem die Geradlinigkeit des Dokuments: «Die klare Sprache dieser Enzyklika und die Tiefe der Gedanken bieten Anstöße, die weit über die katholische Welt hinaus Wirkung entfalten werden». Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz Josef Jung, sieht den Kurs seiner Partei bestätigt: «Die Enzyklika ist eine wichtige Leitlinie für unsere parlamentarische Arbeit.»

In den USA hatte das Dokument schon vor seiner offiziellen Veröffentlichung für Wirbel gesorgt. Vor allem kritisierten konservative Kreise, die den Klimawandel bezweifeln, den Papst für seine politische Stellungnahme. Auch innerhalb des Vatikans ist das Öko-Schreiben von Franziskus durchaus umstritten. (dpa)
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