Im Sommer 2018 war Angela Merkel (
CDU) auf den Familienhof der Milchbäuerin gekommen, die sie in einer TV-Wahlkampfsendung auf zu niedrige Preise angesprochen hatte. Am Montag saß die 55-Jährige nun in der Berliner Regierungszentrale. In einer großen Runde mit Vertretern von rund 40 Organisationen ging es um die Zukunft der Landwirtschaft. Und dazu liegt Ursula Trede aus dem schleswig-holsteinischen Nienborstel auch einiges am Herzen.
In ihren Begrüßungsworten fragte Merkel dann auch direkt: «Wo sitzt Familie Trede?» In den Konferenzsaal mitgebracht hatte Ursula Trede eine kleine Stoffkuh in Schwarz-Rot-Gold mit der Aufschrift «Die faire Milch» - auch eine kleine Demonstration.
«Es ist und bleibt für alle
Bauern ein Problem mit den Preisen für unsere Produkte», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur vor dem Treffen. Das sei auch der Grund gewesen, Merkel auf den
Betrieb ihrer Familie mit 140 Milchkühen einzuladen. «Es gehen viele
Betriebe kaputt, die sagen, das tun wir uns nicht mehr an.» Das könne doch nicht gewollt sein.
Zur großen Bauern-Kundgebung vergangene Woche fuhr ihr Sohn nach Berlin, wie sie erzählte. «Das war ein wichtiges Signal an ganz Deutschland, das die Not der Bauern zeigt. Es brennt auf den Dörfern. Das wird aber kaum wahrgenommen.» Dabei hätten die Bauern weiß Gott anderes zu tun, als mit dem Trecker durch Deutschland zu fahren.
«Viele in der Gesellschaft sind meilenweit entfernt von der Landwirtschaft», hat Trede beobachtet. «Sie wissen gar nicht, wie Milch produziert wird oder wie es im
Schweinestall aussieht. Sie kennen nur noch ihre Supermärkte. Da muss doch was passieren.» Wertschätzung sei bei vielen vorhanden, aber der Kontakt sei verloren gegangen. Das sei auch bei der Politik zu spüren.
«Ich denke sehr wohl, dass wir für Insekten und das Klima etwas tun müssen», sagte die Milchbäuerin. «Wir als Landwirte, die täglich mit der Natur umgehen, sind doch die ersten, die ein Interesse daran haben, dass es unserer Natur gut geht. Aber wir können es nur dann gut machen, wenn die Kosten gedeckt sind.»
Nach dem «Gipfel» meinte Trede, Merkel habe sich drei Stunden Zeit genommen, um sich die verschiedenen Aspekte und Ansichten anzuhören. Das sei aber genau das Problem gewesen, dass es zu viele gewesen seien. «Dass es auf den Betrieben «brennt», kam viel zu kurz.»