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20.05.2020 | 11:29 | Klimaneutrales Europa 

Gesunde Lebensmittel, mehr Artenschutz: Was bringt der Green Deal?

Brüssel - Ein Nährwertlogo auf Lebensmitteln, weniger Pestizide auf dem Acker, mehr Schutz für die bedrängte Natur: Europa soll nach dem Willen der EU-Kommission zum weltweiten Vorreiter für nachhaltige Ernährung und biologische Vielfalt werden.

Green Deal EU
Seit Wochen dreht sich alles ums Coronavirus - auch in der EU. Heute besinnt sich die EU-Kommission auf ihr ursprüngliches Topthema Umwelt- und Klimaschutz. Für Verbraucher könnte sich einiges ändern. (c) proplanta
Am Mittwoch (12.00 Uhr) legt die Behörde ihre Pläne als Teil des europäischen «Green Deal» für ein klimaneutrales Europa bis 2050 vor. Sie dürften sich auf die Ernährung von Millionen Verbrauchern auswirken.

Der Kampf gegen den Klimawandel ist für die EU-Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen Topthema, stand aber zuletzt im Schatten der Corona-Krise. Deshalb verzögerte sich auch die Vorstellung der beiden Strategien, die später in Gesetzesvorschläge gegossen werden sollen.

Konkret geht es am Mittwoch neben einer Strategie zur Stärkung des Artenschutzes um die «Vom Hof auf den Teller»-Strategie für eine umweltfreundlichere Produktion von Lebensmitteln. Ziel ist, weniger Pestizide, Antibiotika und Düngemittel einzusetzen, Tierschutz zu verbessern und Fischerei nachhaltiger zu gestalten, wie aus einem Entwurf hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Ebenso sollen die Menge weggeworfener Lebensmittel und der Verpackungsmüll reduziert werden.

Um Verbrauchern die Wahl im Supermarkt zu erleichtern, will die EU-Kommission zudem ein verpflichtendes Nährwertlogo für Lebensmittel vorschlagen. Man wolle die Menschen dazu befähigen, eine gesunde und nachhaltige Wahl zu treffen, heißt es in dem Entwurf. Deutschland führt ein solches Nährwertlogo bereits ein - allerdings auf freiwilliger Basis der Hersteller. Die neuen Regeln sollen noch in diesem Jahr in Kraft treten. Es geht um eine freiwillige Verwendung des Logos auf der Vorderseite von Fertigprodukten.

Die zweite Strategie soll die Artenvielfalt sichern, die in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen hat. Zentraler Punkt des Biodiversitäts-Plans ist die Ausweitung von Schutzgebieten: 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresfläche sollen unter Schutz gestellt werden, zehn Prozent sogar unter besonders strengen Auflagen quasi naturbelassen bleiben, wie nach dpa-Informationen aus einem Entwurf hervorgeht. Zudem wird das Ziel gesetzt, bis 2030 drei Milliarden neue Bäume zu pflanzen.

Die Grünen-Europapolitikerin Anna Deparnay-Grunenberg lobte im Gespräch mit dpa ausdrücklich, dass die EU-Kommission trotz der Corona-Krise den «Green Deal» vorantreibt. Allerdings kritisierte sie, dass die Strategie an verschiedenen Punkten auf Druck von Lobbyisten verwässert worden sei. Zehn Prozent des Landes als Rückzugsorte und «biologisches Reservoir» für die Artenvielfalt zu sichern, sei zwar ein starkes Signal, reiche aber nicht aus.

Letztlich brauche man auch einen neuen Ansatz in der Landwirtschaftspolitik: «Wir werden weder die «Vom Hof auf den Teller»-Strategie noch die Biodiversitätsstrategie hinkriegen, wenn wir nicht an die Gemeinsame Agrarpolitik rangehen», sagte die Europaabgeordnete. Die EU-Staaten beraten seit Jahren über eine Agrarreform, kommen aber kaum voran.

Der «Green Deal» zielt darauf ab, die Europäische Union bis 2050 «klimaneutral» zu machen. Das heißt, ab dann sollen keine neuen Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen werden. Was nicht eingespart werden kann, muss gespeichert werden. Landwirtschaft trägt vor allem in der Viehzucht erhebliche Mengen Klimagase bei. Andererseits kann Aufforstung große Mengen Kohlendioxid binden.
dpa
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