Für „prinzipiell begrüßenswert“ hält Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch die heute in Brüssel präsentierten Vorschläge der Expertengruppe Milch, sofern diese die Stellung der Bauern in der Wertschöpfungskette stärken. „EU-Agrarkommissar Dacian
Ciolos erkennt damit an, dass die Verhandlungsposition der Bauern im
Milchmarkt gegenüber den Ketten immer schwächer wird“, erinnerte der Bauernbund-Präsident an die Milchkrise vom Vorjahr. „Wir sehen uns durch Brüssel in der Forderung nach mehr Markttransparenz im Milchsektor, die sowohl den Bauern als auch den Konsumenten nützt, bestätigt.
Jede Unklarheit, ob jemand in der Wertschöpfungskette auf Kosten der anderen profitiert, muss rasch beseitigt werden“, bekräftigte der Bauernbund-Präsident neuerlich. Dazu könne sich der Bauernbund-Präsident vorstellen, im österreichischen Parlament eine eigene Transparenz-Initiative zu starten, die rechtlich in ein „Lieferantenschutz-Gesetz“ mündet. „Mittlerweile wissen auch die Konsumenten, dass es nicht die Bauern sind, die von etwaigen hohen Lebensmittelpreisen profitieren - der Bauernmilchpreis beträgt nur ein Drittel des Verkaufspreises und liegt mit 32 bis 34 Cent netto derzeit rund 2 Cent unter dem Niveau im Nachbarland Bayern“, rechnete Grillitsch vor.
Die Einführung von eigenen Erzeugergemeinschaften in Österreich bewertet der Bauernbund-Präsident als wenig zielführend. „Ein erzeugerdominiertes System ist in Form der heimischen Genossenschaften bereits verwirklicht. Durch unsere bergbäuerliche Struktur macht es mehr Sinn, die österreichische Genossenschaftsidee weiterzuentwickeln und so für die Milchbauern eine Marktteilnahme auf Augenhöhe sicherzustellen“, so Grillitsch.
Versorgung sichergestellt, wenn Markt-Player wettbewerbsfähig sind
Skeptisch bewertet der Bauernbund-Präsident hingegen die Initiative des europäischen Handels, der in Gegenreaktion auf die Milch-Experten eine eigene Gruppe „Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Lebensmittelindustrie“ gegründet hat. „In Österreich ist der Handel der wichtigste Partner bei der Vermarktung qualitätsvoller heimischer Lebensmittel. Der Konsument wünscht sich österreichische Lebensmittel. Damit ist das Boot, in dem wir in Österreich gemeinsam sitzen im Vergleich zum Weltmarkt groß wie eine Nussschale“, mahnte der Bauernbund-Präsident einen fairen Umgang miteinander ein.
Die Vorstellung, dass heimische Lebensmittel, die von Bäuerinnen und Bauern mühevoll produziert werden, durch Industrieprodukte ersetzt werden könnten, sei ein gefährlicher Trugschluss, warnte Grillitsch vor der Preisspekulation und billigen ausländischen Ersatzprodukten. „Die Versorgung der Konsumenten ist nur dann sichergestellt, wenn alle - vom Urproduzenten über den Verarbeiter bis zum Vermarkter und Handel - wettbewerbsfähig sind“, sagte Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch abschließend. (Bauernbund.at)