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02.11.2018 | 11:48 | Energiewende 
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GroKo mit gemeinsamem Plan für den Ökostrom-Ausbau

Berlin - In Deutschland sollen in den kommenden Jahren für den Klimaschutz zusätzliche Windräder und Solaranlagen gebaut werden.

Ökostrom-Ausbau
Bürgerinitiativen laufen Sturm gegen neue Windräder auf dem Land, die Stromnetze sind immer wieder überlastet - für den Klimaschutz aber will die Koalition den Ökostrom-Anteil schneller steigern. Nach langem Streit haben Union und SPD dafür nun einen gemeinsamen Plan. (c) proplanta
Gleichzeitig will die große Koalition den Gegnern neuer Windkraftanlagen auf dem Land entgegenkommen. Sie legt dafür unter anderem neue Regeln für die Beleuchtung fest. Eine Arbeitsgruppe soll über verbindliche Abstände zu Wohngebäuden oder feste Grenzen für die Höhe der Windräder beraten. Städte und Gemeinden könnten auch mehr Mitspracherecht bekommen oder finanziell profitieren. Ergebnisse soll die Gruppe bis Ende März vorlegen. Über die Sonderausschreibungen für Ökostrom-Anlagen hatten Union und SPD monatelang gestritten.

«Wir haben ein gutes Gesamtpaket geschnürt», erklärten die stellvertretenden Fraktionschefs Carsten Linnemann (CDU) und Matthias Miersch (SPD) am Mittwoch gemeinsam. Über die kommenden drei Jahre sollen insgesamt vier Gigawatt Wind an Land und ebenso viel Photovoltaik ausgebaut werden. Zusätzlich sollen mit sogenannten Innovationsausschreibungen neue Förderbedingungen getestet werden, um den Wettbewerb in der Branche zu fördern. «Was sich in den Innovationsausschreibungen bewährt, wollen wir auf die allgemeinen Ausschreibungen übertragen», teilten die beiden Fraktionsvizes mit.

Die Sonderausschreibungen waren im Koalitionsvertrag für die Jahre 2019 und 2020 vorgesehen, nun kommen sie stattdessen verteilt über drei Jahre. So soll Deutschland näher an sein Klimaschutzziel für das Jahr 2020 kommen, den Treibhausgas-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken. Derzeit liegt der Ökostrom-Anteil in Deutschland bei rund 36 Prozent, Ziel der Koalition sind 65 Prozent bis 2030.

Um Windkraftgegnern entgegenzukommen, sollen ab 2020 neue Anlagen nur noch dann gefördert werden, wenn sie nachts «bedarfsgerecht» beleuchtet werden - also Warnlichter nur dann angehen, wenn zum Beispiel ein Flugzeug in die Nähe kommt. Anwohner sollen dadurch weniger von den Lichtern gestört werden. Schon gebaute Windräder müssen ab 2021 bedarfsgerecht beleuchtet werden - mit Ausnahme «kleiner Windparks», für die der Umbau zu teuer wäre, heißt es in einem Eckpunktepapier der Fraktionen, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Im Herbst 2019 will die Koalition dann für neue Förderbedingungen und Maßnahmen für die Akzeptanz der Windräder entscheiden sowie die Ökostrom-Ausbaupfade bis zum Jahr 2030 festlegen. Mit der Einigung ist nun auch der Weg frei für ein umfassendes Gesetzespaket von Bundesenergieminister Peter Altmaier (CDU). Dazu gehört auch die Förderung der gemeinsamen Gewinnung von Strom und Wärme, der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das Gesetz hätte eigentlich schon vor der Sommerpause kommen sollen. Die Einigung solle nun «so schnell wie möglich» ins Kabinett, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.

Die Staffelung der Sonderausschreibungen ist so festgelegt: 2019 sollen jeweils ein Gigawatt zugebaut werden, 2020 je 1,4 Gigawatt und 2021 je 1,6 Gigawatt. Auf die Deckelung des Photovoltaik-Ausbaus im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sollen die Sonderausschreibungen nicht angerechnet werden. Die «Innovationsausschreibungen» sollen 250 Megawatt im Jahr 2019 umfassen, 2020 dann 400 Megawatt und 2021 schon 500 Megawatt - und zwar technologieübergreifend, also Wind und Sonne. Für sie soll etwa gelten, dass die Betreiber keine Vergütung bekommen, wenn zu viel Strom auf dem Markt ist. Zudem müssen sie Rücksicht auf die Kapazität der Netze nehmen.

Der Netzausbau geht bisher nur langsam voran und ist eines der großen Probleme der Energiewende. Vor allem der Bau großer «Stromautobahnen», die Windstrom vom Norden in die großen Verbrauchszentren nach Süddeutschland bringen sollen, stockt. Netzengpässe zu managen ist teuer. Die neue Arbeitsgruppe soll deswegen auch klären, ob eine höhere Förderung für Windräder im Süden, ein «Süd-Bonus», für einen gleichmäßigeren Ausbau in Deutschland sorgen könnte.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), sagte, für die Union sei von zentraler Bedeutung, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien synchron zum Netzausbau erfolge, echter Wettbewerb herrsche und dringend notwendige Innovationen angereizt würden. «Für die Union war es zudem immer ein zentrales Anliegen, die Akzeptanz der betroffenen Bürger vor Ort bei Windkraftanlagen zu verbessern.»

Der Energie-Dachverband BDEW nannte die Einigung «längst überfällig» und warnte vor zu strengen Regeln für Windräder. «Was rigide Abstandsregelungen beim Windausbau anrichten können, sehen wir in Bayern: Dort ist der Ausbau der Windkraft faktisch zum Erliegen gekommen», erklärte der Verband.
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer schrieb am 07.11.2018 13:58 Uhrzustimmen(22) widersprechen(9)
Die berechtigte Rüge die der Bundesrechnungshof dem zur Zeit amtierenden Wirtschaftsminister Altmaier, ist vollkommen in Ordnung! Es scheint mir in Berlin weiß die eine Hand was die andere tut. Wenn ich da lesen muss, wie Herr Altmaier mit aller Macht das Konzept der einschlägigen Industrie durchsetzen will, koste was es wolle. Hauptsache der Wirtschaft geht es gut! Er hat wahrscheinlich noch nichts von den Konzept des leider viel zu früh verstorbenen Dipl. Ing. Tetzlaff gehört. Da soll der in Nord- und Ostsee produzierte Windstrom mittels einer gigantischen Überlandleitung nach dem Süden transportiert werden. Dieselbe Energiemenge kann man in Gasform durch eine 40 cm Durchmesser Rohrleitung gen Süddeutschland schicken! Es würde wohl kaum mit großen Widerständen der Betroffenen durch deren Flächen die Leitung verlegt werden soll. Das Landschaftsbild würde nicht durch die riesigen Masten verunstalltet.Geplant ist eine Umwandlung des Stroms in Gleichstrom und dann nochmals wieder Umwandlung in Wechselstrom. Würde man die erhebliche Verluste an Strom, die bei Transport in Form von Wechselstrom auftreten, in Kauf nehmen, wären die Vorwürfe berechtigt! Also warum die stark überteuerte oberirdische Leitung, die bei einer Rohrleitung entfallen würden? Hinzu kommen die hohen Kosten die bei einer Verlegung in die Erde entstehen werden. Ganz abgesehen von der riesigen Inanspruchnahme die bei einer Verlegung in die Erde entstehen!

Die Zeit der Öl und Kohlezeit ist aus Gründen von Umweltschutz, Erwärmung des Klimas, CO 2. usw. geht dem Ende entgegen! Wasserstoff ist die Energie der Zukunft. Wann wollen unsere Politiker das endlich begreifen!



Kurt Böcker, Aminghausen
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