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30.03.2022 | 05:56 | Agrarindustrie 

Großbrand in Schweinestall jährt sich: Aus für Riesenställe gefordert

Alt Tellin / Magdeburg / Schwerin - Ein Jahr nach dem Großbrand in der Schweinezuchtanlage Alt Tellin (Vorpommern-Greifswald) haben mehrere Parteien und Verbände erneut ein bundesweites Verbot solcher Anlagen gefordert.

Schweinezucht
Am 30. März 2021 brannte eine riesige Schweinezuchtanlage in Vorpommern nieder. Rund 50.000 Tiere wurden getötet. Ein Jahr danach ist noch unklar, woran das lag. Trotzdem werden Konsequenzen für die Tierhaltung angekündigt - und Debatten bei der Konferenz der Agrarminister der Länder am Donnerstag. (c) proplanta
Zudem sollen die Umstände des Vorfalls mit rund 50.000 getöteten Tieren auch bei der Konferenz der Länderagrarminister an diesem Donnerstag in Magdeburg sowie in Kürze im Landtag in Schwerin diskutiert werden, wie Bündnis 90/Die Grünen in Berlin und Die Linke in Schwerin am Dienstag mitteilten.

Das Feuer habe gezeigt, dass Tiere aus derart großen Anlagen im Brandfall niemals evakuiert werden könnten, teilte der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Tierschutzbundes am Dienstag in Demmin mit. Im Fall von Alt Tellin sei «das Horrorszenario» mit Zehntausenden verbrannten und erstickten Tieren durch unzureichende Brandschutzmaßnahmen billigend in Kauf genommen worden.

Zur Vermeidung solcher Brände habe sich die Berliner Ampel-Bundesregierung im Koalitionsvertrag vorgenommen, die rechtlichen Vorschriften zum Schutz vor Bränden und technischen Störungen in Ställen zu verbessern, erklärte die landwirtschaftliche Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Renate Künast, in Berlin.

Bei der Konferenz in Magdeburg werde der Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe beraten, die nach dem Brand in Alt Tellin eingesetzt worden war. Ziel sei es, dass eine Tierrettung aus dem Stall zu jeder Zeit möglich sein muss. Dafür brauche es «zeitnah eine klare und verbindliche Rechtsverordnung, die die Tiere schützt und nicht die Profitinteressen der Eigentümerinnen und Eigentümer.»

Der Tierschutzbund forderte «eine Agrarwende, die sich an den Bedürfnissen der Tiere orientiert.» Dazu gehörten deutlich geringere Bestandszahlen, mehr Bewegungsfreiheit und Ausläufe. In Alt Tellin seien dagegen viele Sauen noch in Kastenständen fixiert gewesen. Laut Tierschutzverband, der schon gegen die Genehmigung von Alt Tellin protestiert hatte, kommt es jährlich zu etwa 5.000 Stallbränden in Deutschland.

Am 30. März 2021 war in der Ferkelzuchtanlage Alt Tellin Feuer ausgebrochen, rund 50.000 Tiere starben. Sämtliche Ställe brannten sehr schnell nieder. Es war laut Tierschutzbund der schwerste Stallbrand seit Jahren. Nur 1.300 Tiere konnten gerettet werden. Die Brandursache ist laut Staatsanwaltschaft noch nicht endgültig geklärt. Derzeit laufen Vernehmungen, um zu klären, ob das Feuer fahrlässig oder vorsätzlich entstanden ist.

Der finanzielle Schaden wird auf 40 Millionen Euro geschätzt. Laut Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) kann die Anlage so nicht wieder aufgebaut werden. Der Tierschutzbund, Umweltverbände und Parteien wollen an diesem Mittwoch mit einer Mahnwache am Tor der weitgehend abgebrannten Zuchtanlage an das Großfeuer erinnern.

Diese Form der Tierhaltung dürfe keine Zukunft haben, sagte die Vorsitzende der Linksfraktion im Schweriner Landtag, Jeannine Rösler. Ziel der rot-roten Regierungskoalition in Schwerin sei es, eine Größenbegrenzung und praxistaugliche Brandschutzkonzepte für Stallneubauten durchzusetzen. Deshalb habe man das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Landtagssitzung gesetzt.
dpa
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