Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
18.03.2016 | 09:28 | Europäische Agrarpolitik 
Diskutiere mit... 
   2   2

Habeck fordert Debatte zur Neuausrichtung der EU-Agrarförderung

Kiel / Berlin - Schleswig-Holsteins Landwirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck hält eine Debatte über eine Neuausrichtung der EU-Agrarförderung schon jetzt für erforderlich.

EU-Agrarpolitik
(c) proplanta
„Bis zum Jahr 2020 stehen neue wichtige Entscheidungen zur Ausgestaltung der europäischen Agrarpolitik an. Wir müssen aber jetzt schon Vorschläge unterbreiten, wie ein Fördersystem der Zukunft sinnvoll aussehen kann“, sagte Habeck anlässlich einer Veranstaltung des Ministeriums unter dem Titel „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen. Weichenstellung für die zukünftige europäische Agrarpolitik“ gestern (17. März 2016) in Berlin.

Dabei wurde ein Modell des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege vorgestellt, bei dem Landwirte statt Direktzahlungen Geld für klar definierte Leistungen für Biodiversität, Klima- und Wasserschutz erhalten würden. „Es ist wichtig, die Diskussion anhand konkreter Überlegungen zu führen, um zu sehen, was funktionieren kann und wo es hakt“, sagte Habeck.

Der Minister betonte: „Ein neues Fördersystem muss Umweltschutz und Tierschutz attraktiver machen, unbürokratischer sein und dafür sorgen, dass das Geld zielgerichtet an die Bauern und Bäuerinnen fließt, nicht an die Bodenbesitzer. Dafür braucht es eine klare Reform der EU-Agrarpolitik und den schrittweisen Ausstieg aus der ersten Säule. Öffentliches Geld soll für öffentliche Leistungen gezahlt werden.“

Jährlich zahlt die Europäische Union 41 Milliarden Euro für Direktzahlungen an die Landwirte aus, 5 Milliarden allein in Deutschland. Hinzu kommt die Förderung des ländlichen Raumes über die sogenannte zweite Säule der der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Die Mittel werden immer für eine siebenjährige Förderperiode festgelegt.

„Der Begründungsdruck für die Milliarden-Zahlungen wird deutlich zunehmen. Die Frage ist, ob man erfolgreich die Gelder für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum verteidigen kann und wie? Dafür müssen wir uns politisch und fachlich aufstellen“, sagte Minister Habeck, „und zwar so früh wie möglich.“ Es sei auch im Interesse der Landwirtschaft, schrittweise ein Fördersystem zu entwickeln, bei dem die öffentlichen Gelder gesellschaftlichen Werten dienen und damit auch als berechtigt anerkannt würden.

Prof. Harald Grethe von der Universität Hohenheim betonte ebenfalls die dringende Notwendigkeit einer Reform der GAP. „Im derzeitigen System erhält derjenige, der Fläche bewirtschaftet, Geld. Davon müssen wir schrittweise wegkommen. Ziel muss sein, statt Subventionen zu zahlen Landwirte für gesellschaftliche Leistungen zu entlohnen“, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz, der das Bundeslandwirtschaftsministerium berät.

Martin Häusling, Mitglied des Europäischen Parlaments und des Agrar- und Umweltausschusses des Europäischen Parlaments, sagte: „Die Kritik von Wissenschaftlern, Umwelt- und Tierschützern sowie Verbrauchern zeigt schon lange: Wir brauchen einen Fitness-Check und einen Paradigmenwechsel für die GAP. Es macht keinen Sinn weiterhin in zwei entgegengesetzten Richtungen Geld auszugeben: Einmal für Wachstum und Export in der ersten Säule und dann für Umweltreparatur und ländliche Entwicklung in der zweiten Säule.“

Zwei Aspekte sind aus Sicht von Minister Habeck für die Debatte zentral. Zum einen stünden vor allem kleine und mittlere Milchviehbetriebe unter enormem wirtschaftlichen Druck. Zum anderen seien die gesellschaftlichen Erwartungen an Umwelt- und Tierwohlleistungen durch die Landwirtschaft  gestiegen. Nun gelte es, diese Aspekte zusammenzudenken: „Wie schaffen wir es, der Landwirtschaft eine wirtschaftliche Perspektive zu geben, die nicht immer – scheinbar zwangsläufig – dem Prinzip „wachse oder weiche“ folgt und wie können wir die Leistungen der Landwirtschaft für Umwelt und Tierwohl stärken und so die natürlichen Ressourcen besser schützen und bewahren?“

Um die Diskussion um die Zukunft der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2021 zu führen, hat sich das MELUR auch personell frühzeitig aufgestellt und eine extra Projektstelle eingerichtet. Ziel des Projektes ist entsprechende Vorschläge für eine an die Herausforderungen angepasste Reform der europäischen Agrarpolitik zu entwickeln, die dann in die politische Diskussion mit verschiedenen Interessensgruppen eingebracht werden sollen.
MELUR-SH
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
kurri Altbauer 85 schrieb am 20.03.2016 10:12 Uhrzustimmen(128) widersprechen(71)
Ich bin fassungslos mit welchen Tatsachenverdrehungen hier gearbeitet, bzw. argumentiert wird. Es ist schon fast kriminell was da dem Bürger „verkauft“ wird! Auf Drängen der WTO wurde der Getreidepreis praktisch halbiert, er erreichte 2009 mit einem Minus von 56,5% bezogen auf 1950 seinen Tiefstpunkt. Die EU beschloss, um die bäuerliche Landwirtschaft möglichst zu erhalten, die sog. Ausgleichszahlungen, das wird von den Medien und Politikern gleich als „Subventionen“ bezeichnet! Trotzdem sind 73% der Höfe aufgegeben worden! Es sind Mrd. Werte nutzlos geworden und werden langsam verfallen! Wem wird etwas derartiges zugemutet, unsere Politiker haben ihre Bezüge an das Gehalt eines Bundesrichters automatisch angekoppelt, ein MdB. bekommt pro Monat zur Zeit 9300 € brutto. Unsere Preise dagegen bewegen sich weiterhin am Rande der Rentabilität! Tatsache ist ferner: Der Nachwuchs verlässt in hellen Scharen die Höfe, in der gewerblichen Wirtschaft werden bei geregelter Arbeitszeit, Urlaub und weitere Vergünstigungen gezahlt bzw. gewährt! Sie sind nicht mehr bereit, sich wie ihre Eltern, ausbeuten zu lassen! Das geschieht in unserer Demokratie Tag für Tag. Wir Bauern sind nur noch ein kleiner zu vernachlässigender Anteil an der übrigen Bevölkerung! Unsere Politiker sind nicht bereit sich dafür wirklich einzusetzen. Die Ausgaben der Verbraucher für die Ernährung liegen heute nur noch bei 10-11%, 1948 wurden dafür 46% ausgegeben! Die „Grünen“ blasen jetzt offenbar zum Sturmangriff auf die Landwirtschaft, was da von Minister Dr. Habeck und anderen an Material gegen uns vorgebracht wird, ist schon nicht mehr zu ertragen! Da wird z.B. behauptet der Landwirtschaft würden 41 Mrd. € / Jahr gezahlt, dass davon durch die Politiker, die Gelder die als 2. Säule bezeichnet werden, abgezweigt wurden, wird einfach verschwiegen! Das davon sehr viel Geld, z.B. für das schnelle Internet, für den Deichbau usw. ausgegeben, findet ebenfalls keine Erwähnung. Das wird dann dem Bürger als Entwicklung des ländlichen Raumes verkauft! Dr. Habeck soll sich mal die Liste der sog. „Subventionsempfänger“ ansehen, damit er nicht solche Märchen erzählt! Wieso wird schon seit es den „Grünen Plan“ gibt, die Aufwendungen für den Deich und Küstenschutz der Landwirtschaft als Subvention angerechnet? Diese Gelder kommen doch ALLEN zu Gute!! Die Land und Forstwirtschaft erzeugen 30% des von Allen benötigten Sauerstoffs, ist das etwa keine Leistung, die wir da erbringen? Wir brauchen keine neue Bürokratie, die dann auch forschen soll, wie man den Bauern das Leben noch schwerer macht! Oder soll da nur eine „Projektstelle“ geschaffen werden,wo man linientreue Parteisoldaten einsetzt? Alles in allen, ich kann diese Plänen nur sehr kritisch sehen. Man hat uns immer wieder belogen und betrogen, mit immer neuen Beruhigungspillen will man uns nur ruhig stellen! Unsere Berufsvertretung (DBV) vertritt uns miserabel, sie sollten sich mal ein Beispiel an den Gewerkschaften nehmen, diese erreichen für ihre Mitglieder sehr viel mehr!
Kutusow schrieb am 18.03.2016 10:34 Uhrzustimmen(113) widersprechen(81)
Sicherlich wird die Diskussion um Beihilfen nach 2020 noch kontroverser werden. Aber dann müssen sich die Apologheten einer "grünen" Landwirtschaft erst mal klar werden, was sie überhaupt wollen! Die Beihilfen würden doch schon jetzt jeden Rahmen sprengen, wenn sich die Zahl der Ökobetriebe verdoppeln oder verdreifachen würde, denn diese Betrieb erhalten schon jetzt viel höhere Prämien. Außerdem kann es nicht sein, dass wir hier zum Versuchskaninchen werden, die Grünen sich auf die Schultern klopfen und billige, konventionelle Lebensmittel aus der ganzen Welt hier importiert werden! Und wie Habeck sein Sytem "entbürokratisieren" und gleichzeitig seine Ziele umsetzen will, dürfte nicht nur mir ein Rätsel sein!
  Weitere Artikel zum Thema

 GAP-Zustimmung: Ändert ein Rechtsgutachten alles?

 GLÖZ 8: Özdemir schnürt Paket

 EU-Vorschlag zu Ausnahme bei Umweltregel erhält keine Mehrheit

 EU-Agrarbeihilfen: Künftig mehr Infos über Empfänger und die Förderung

 Bayern Bauern erhalten 1,24 Milliarden Euro Agrar-Fördermittel

  Kommentierte Artikel

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich

 Agrarstrukturwandel in Bayern schreitet voran

 Nutrias breiten sich in Mecklenburg-Vorpommern aus - Gefahr für Deiche

 Kanzlerrunde zur Landwirtschaft - Ringen um Entlastungen

 Waschbären-Jagd nicht zielführend