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18.01.2017 | 10:28 | Direktzahlungen 

Hendricks: Agrarsubventionen zugunsten von Umweltleistungen umverteilen

Berlin -Die Milchbauern sehen trotz leicht anziehender Preise noch keinen Grund zur Entwarnung.

Geld für Umweltleistungen
Die Landwirtschaft steckt in der Krise, findet Umweltministerin Barbara Hendricks - wirtschaftlich, aber auch was das Image anbelangt. Sie wünscht sich einen «neuen Gesellschaftsvertrag» mit den Bauern. Nur: Zuständig ist die SPD-Politikerin dafür nicht. (c) proplanta
«Es kann sehr schnell wieder einen Rückschlag geben», sagte der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer, der Deutschen Presse-Agentur vor der Agrarmesse Grüne Woche, die am Freitag in Berlin beginnt. «Wir sind jetzt wieder in der Lage, unsere laufenden Rechnungen leichter zu bezahlen.» Von einer Deckung der Kosten seien die Betriebe aber meilenweit entfernt. Für eine Sonderhilfe von Bund und EU meldeten sich unterdessen knapp ein Drittel der Milchbauern an. Für Höfe, die ihre Produktion stabil halten, stehen 116 Millionen Euro bereit.

Bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gingen 23.800 Anträge von Milchbauern ein, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Sie erhalten mindestens 0,36 Cent pro Kilogramm Milch, das sie von Dezember 2015 bis November 2016 an die Molkereien geliefert hatten - unter der Bedingung, dass sie nun von Februar bis April nicht mehr Milch produzieren als in diesen drei Monaten des vergangenen Jahres.

Minister Christian Schmidt (CSU) sagte: «Es ist gut, dass so viele Milchbauern Verantwortung für den Markt übernehmen und ihre Milchmenge konstant halten wollen.» Der Bund hat dafür 58 Millionen Euro aus einem EU-Programm aus nationalen Mitteln verdoppelt.

Zur Grünen Woche werden Hunderttausende Besucher in Berlin erwartet. Umweltministerin Barbara Hendricks forderte vorab, Agrarsubventionen der EU stärker am Umweltschutz auszurichten. Ziel sei, dass einerseits die Arbeit der Landwirte fair entlohnt werde, und andererseits Natur und Tiere respektiert würden, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag. Das bedeute für Verbraucher, dass sie einen «angemessenen Preis» für Qualität zahlen müssten.

Dass fast 40 Prozent des EU-Haushalts in die Landwirtschaft flössen, sei nur zu rechtfertigen, wenn die Interessen der Konsumenten und der Bauern nicht allzu weit auseinandergingen, sagte sie. Die Agrarbranche stecke in einer dreifachen Krise: wirtschaftlich, aber auch beim Ansehen und beim Umweltschutz.

Auf der Agrarmesse in Berlin will Schmidt am Donnerstag sein Tierwohl-Label vorstellen. Damit soll Fleisch von Tieren gekennzeichnet werden können, deren Haltungsbedingungen über dem gesetzlichen Standard liegen. Umwelt- und Tierschützer forderten verpflichtende Schritte für bessere Standards in den Ställen.

Das geplante staatliche Label für Fleisch im Supermarkt sei zu begrüßen, aber alleine nicht die Lösung der Probleme, erklärte der Deutsche Tierschutzbund. Nötig sei auch, das gesetzliche Niveau insgesamt anzuheben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz mahnte eine verbindliche staatliche Kennzeichnung der Haltungsform an.

Für viele Milchbauern in Deutschland ist die Situation nach Verbandsangaben weiter unklar. Foldenauer sagte, die Marktentwicklung der nächsten Monate sei unsicher. «Es ist ja auch schon jetzt so, dass erste Molkereien im Norden wieder eine Milchpreisrücknahme angekündigt haben.» Die im vergangenen Jahr teils unter 20 Cent gesunkenen Erzeugerpreise liegen nach Branchenangaben nun im Schnitt bei rund 30 Cent je Liter. Um die Kosten zu decken, gelten meist mindestens 35 Cent als nötig.

Vieles hänge von der weiteren Angebots-Entwicklung ab, sagte der Verbandssprecher. Im vergangenen Jahr war sehr viel Milch auf dem Weltmarkt. Geschaffen werden müsse zudem ein Sicherheitsnetz für den Milchmarkt, das bestehende Möglichkeiten zur Einlagerung ergänze. Dafür sollte die EU-Milchanlieferung in Krisen befristet begrenzt und wenn nötig auch ein Stück zurückgeführt werden können, so Foldenauer.
dpa
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