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09.02.2020 | 03:23 | Ökoaktionsplan 

Hessen: Stärkung der Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen für Ökoprodukte

Wiesbaden - Agrarministerin Priska Hinz (Grüne) treibt die Ökolandwirtschaft in Hessen voran. Ein wichtiges Ziel des neuen Ökoaktionsplans der Landesregierung sei, die Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen für Ökoprodukte zu stärken, sagte Hinz am Freitag in Wiesbaden.

Ökoaktionsplan Hessen
Die Bauern protestieren massiv gegen Billigangebote für Lebensmittel und für mehr Wertschätzung für sich und ihre Produkte. Gerade bei der Herstellung von Bioprodukten müssen die Preise für die Landwirte wirtschaftlich sein. (c) K.F.L. - fotolia.com
«Das ist das Nadelöhr, vor dem wir stehen.» Der Markt sei da. «Das ist keine Frage.» Eine Vielzahl der Produkte werde aber derzeit noch durch ausländische Anbieter abgedeckt. Wichtig sei daher, Erzeuger, Verarbeiter, Händler, Gastronomen und Großküchenleiter noch mehr zusammenzubringen, erklärte die Agrarministerin. Gerade der Bereich der Außer-Haus-Verpflegung wie Schul-, Kita- und Betriebskantinen biete noch viel Potenzial, um den Absatz regionaler sowie ökologischer Produkte zu verbessern. Das Land werde auch die Beratung für die Betriebe verstärken, die den Schritt von der konventionellen zur ökologischen Landwirtschaft gehen wollen.

Seit dem Jahr 2014 sei die Ökolandbaufläche im Land um rund 40 Prozent von 80.000 Hektar auf rund 113.000 Hektar gestiegen, berichtete die Grünen-Politikerin. Fast 15 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Hessen werden derzeit ökologisch bewirtschaftet. Damit belegt Hessen einen Spitzenplatz unter den Bundesländern. Bis zum Jahr 2025 soll insgesamt ein Anteil von 25 Prozent Ökolandbaufläche erreicht werden. Diese Entwicklung hänge maßgeblich mit dem Ökoaktionsplans der Landesregierung zusammen, betonte Hinz. Für den neuen Plan bis zum Jahr 2025 sollen zusätzlich zu weiteren landwirtschaftlichen Förderprogrammen 18 Millionen Landesmittel bereitgestellt werden. Der neue Ökoaktionsplan habe vor allem den Ökolandbau im Fokus. Ziel sei, mehr nachhaltige Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung zu erreichen.

Nach Einschätzung der Geschäftsführerin der Upländer Bauernmolkerei aus Willingen, Karin Artzt-Steinbrink, werden Bauern in Richtung Ökolandwirtschaft umstellen, wenn sie gute Vermarktungschancen für ihre Bioprodukte haben. Für den Erhalt der bäuerlichen Betriebe und der Wertschöpfung sei die Förderung von Verarbeitung und Vermarktung regionaler Bioprodukte aber notwendig. Wichtig sei vor allem, dass die Biobauern faire Preise für die Lebensmittel erzielten. Der Preis für ihre Biomilch liege etwa zehn Prozent über dem Durchschnittswert.

Der Bauernverband warnt dagegen vor überzogenen Zielen bei der Ausweitung der Ökolandwirtschaft. Der Staat dürfe nicht zu massiv in die Märkte eingreifen, sagte Generalsekretär Peter Voss-Fels der Deutschen Presse-Agentur. Wenn etwa Produkte von Biobauern zu stark unterstützt und die Produktion hochgefahren werde, bestehe die Gefahr, dass die jeweiligen Erzeugerpreise bei einem zu großen Angebot und fehlender Nachfrage sinken.

Diese Entwicklung zeige sich bereits bei der Öko-Milch, erklärte Voss-Fels. Die Biobauern erzielten derzeit nicht mehr die Preise, die sie benötigten, um die Kosten für den höheren Standard zu decken. Die Verbraucher stimmten immer an der Kasse ab. Deshalb sollte nicht von außen in das Marktgeschehen eingegriffen werden. Auch die FDP-Fraktion kritisierte, es entstehe der Eindruck, dass das Land die Biolandwirtschaft finanziell über Gebühr besserstelle.

Zu dem neuen Ökoaktionsplan der hessischen Landesregierung für die Jahre 2020 bis 2025 äußerte sich der Vertreter des Bauernverbands zurückhaltend. «Die Bauern haben gerade wesentlich drängendere Probleme als diesen Ökoaktionsplan», sagte Voss-Fels und nannte stattdessen den anhaltenden Streit um die Düngebeschränkungen und den Rückgang der Tierzahlen in der Landwirtschaft. Die Zahl der Schweine in Hessen sei etwa im Jahresvergleich um über fünf Prozent auf 510.000 gesunken, erklärte der Generalsekretär. Die Nutztiere seien jedoch das Rückgrat und die Substanz der Landwirtschaft. Dieses Problem müsse dringend angegangen und gegengesteuert werden.

Sowohl der Ökolandwirtschaft als auch die gute nachhaltige Landwirtschaftschaft von konventionellen Betrieben sei wichtig, versicherte die Agrarministerin. «Wir brauchen Beides.» Deshalb biete der Ökoaktionsplan der Landesregierung auch Möglichkeiten zur Unterstützung für konventionelle Landwirte.
dpa/lhe
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