Aus ihrem Grußwort bei der Eröffnung der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen in Gernsheim wird dann doch eine längere Rede, in der sie die «dauerhafte und verlässliche» Förderung des Öko-Landbaus ankündigt.
Auch wenn Hinz lediglich von «neuen Akzenten» spricht: Es ist ein Kurswechsel in Hessens Landwirtschaft, in der erstmals die Grünen die Richtung vorgeben. Dafür soll die konventionelle Landwirtschaft jedoch «mitgenommen» werden.
«Wir wollen niemand bevormunden», sagt Hinz, die für den Dialog wirbt. Sie scheint den richtigen Ton getroffen zu haben. Der Beifall in der kleinen Stadthalle ist freundlich. Auch die Verbandsfunktionäre wollen beim ersten Abtasten der Ministerin die Premiere nicht mit lauten Misstönen verhageln.
Für Landwirt Adam Eberle ist es wichtig, dass die «Konventionellen» nicht verteufelt werden. «Es gibt nicht hier die Guten und dort die Bösen», sagt der 51-Jährige, der in Fürth im Odenwald 110 Hektar mit Vieh und Nutzpflanzen bewirtschaftet, am Rande der Versammlung.
Die Bereitschaft der Ministerin zum Dialog stimmt Eberle optimistisch. In anderen Bundesländern wie etwa Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen sieht er dagegen grüne «Ideologen» am Werk.
Hinz will, wie sie ankündigt, aber nicht nur einen fairen Ausgleich zwischen Öko- und konventioneller Landwirtschaft. Auch der herkömmliche Landbau müsse umweltschonend sein. Die Öko-Bauern werden künftig für die Pflege der Landschaft in Hessen eine besondere Vergütung erhalten - inklusive der Schaf- und Ziegenzüchter. «Wir erkennen die besondere Leistung an.»
Wie groß der Anteil der Öko-Landwirtschaft in Hessen sein soll, lässt Hinz noch offen. Ein Aktionsplan wird jetzt erarbeitet. Mit einer Anbaufläche von etwas mehr als zehn Prozent gehört Hessen bundesweit zu den führenden Ländern im Öko-Landbau.
Die Grünen haben sich für 20 Prozent stark gemacht.
Die
Agrarministerin will zugleich die Direktvermarktung verbessern, um die Bio-Produkte in Hessen besser an den Verbraucher zu bringen. Denn auch Bio hat viele Facetten: Ein Großteil der Produkte kommt inzwischen - oft von weither - aus dem Ausland. «Auch Bio muss gut und qualitativ hochwertig sein», sagt Hinz.
Technologische Hilfe für die Vermarktung - ob Bio oder konventionell - könnte von einer jungen Firma aus Darmstadt kommen. Das Start-up-Unternehmen Frimeo stellt in Gernsheim eine App fürs Smartphone vor, die Produzenten und Konsumenten zusammenbringen soll.
«Der Verbindungspunkt zwischen Konsumenten und Direktvermarktern ist die Achillesferse», sagt der App-Entwickler Jens Liebau. Der
Bauernverband der südhessischen Region Starkenburg will bei der Plattform, die im Sommer starten will, mitmachen. (dpa/lhe)