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25.03.2015 | 18:15 | Ringelschwanzprämie 
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ISN: Meyer biegt sich seine Argumente zurecht

Damme - Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer nutzt in diesen Tagen jede Gelegenheit um sein „Baby“, die Ringelschwanzprämie, zu verteidigen.

Ringelschwanzprämie
(c) proplanta
Kein Wunder, denn so langsam wird immer klarer, dass er sich damit auf dem Holzweg befindet. Hat sein Pressesprecher noch vor wenigen Tagen versucht, wissenschaftliche Ergebnisse aus dem Tierschutzplan Niedersachen, die eindeutig gegen die Ringelschwanzprämie sprechen, in Misskredit zu bringen, so biegt sich Meyer nun aus Sicht der ISN die Interpretation eines Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik der Bundesregierung zu Gunsten seiner Ringelschwanzprämie zurecht.

Freie Interpretation nach Meyer

Es geht um ein 425 Seiten starkes Gutachten zum Thema „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“, das heute in Berlin vorgestellt wurde. Darin fordern renommierte Wissenschaftler aus ganz Deutschland eine deutliche Weiterentwicklung der Tierhaltung. Doch was Meyer daraus macht, ist aus der Sicht der ISN eine sehr freie Interpretation - oder sollte man das besser Sturheit nennen?

In der Pressemeldung seines Hauses heißt es: „‘Explizit fordern und unterstützen die Wissenschaftler in ihrem Gutachten in dem Zusammenhang die von Niedersachsen geplante Ringelschwanz-Prämie für unversehrte Schwänze bei Schweinen‘, so der Minister.“ Vermutlich meint Meyer hier die Passage aus dem Gutachten: „Zur Erleichterung des Übergangs sollten zeitlich befristet Prämien für den Verzicht auf nichtkurative Eingriffe im Rahmen der Ausdehnung des Budgets der zweiten Säule weiter ausgebaut werden.“ Wo ist hier „explizit“, wie Sie behaupten, von der Ringelschwanz­prämie die Rede, Herr Meyer?

Meyer erkennt das eigentliche Problem nicht …

„Minister Meyer erkennt scheinbar das eigentliche Problem der Ringelschwanzprämie immer noch nicht“, so ISN - Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. „Auch wir sind nicht gegen die Unterstützung mit EU-Fördermitteln um das Thema anzugehen. Nur ausgewogen und durchdacht müssen die Maßnahmen sein und keinen falschen Anreiz darstellen, der unweigerlich zu Tierschutzproblemen führen wird. Dabei braucht Meyer nur seine Schwesterministerien in Kiel und Düsseldorf oder bei der Initiative Tierwohl zu fragen, wie es gehen kann. Nämlich mit Bedacht und Schritt für Schritt im Lichte der Erkenntnisse.“

… und schmückt sich mit fremden Federn

Zudem schmückt sich Meyer aus Sicht der ISN mit fremden Federn, denn den niedersächsischen Tierschutzplan, den Meyer nun scheinbar mit Stolz als Vorreiter für Deutschland anpreist, hat sein Vorgänger im Ministeramt, der CDU-Politiker Gert Lindemann, eingerichtet. „Und gerade was das Thema Ringelschwanzprämie angeht, hat Meyer komplett am Tierschutzplan und dessen Fachleute vorbei agiert“, so Staack.  

Viele Themen hat die Wirtschaft schon aufgegriffen

Auch wenn es sicherlich an einigen Stellen unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung der Tierhaltung gibt, so benennt das Gutachten des wissenschaftlichen Beirates aus Sicht der ISN viele Themen, welche die Wirtschaft bereits aufgegriffen hat. Zu nennen sind hier verschiedenste Kriterien, die u.a. Bestandteil der wirtschaftsgetragenen Initiative Tierwohl sind – angefangen beim Antibiotikamonitoring, über mehr Platz für die Tiere bis hin zu den nicht kurativen Eingriffen. Zu unterstützen ist aus Sicht der ISN besonders der von den Wissenshaftlern eingeforderte Dialog mit der Gesellschaft und die entsprechende Kommunikation in Richtung der Gesellschaft. (ISN)
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Kommentare 
E. Petras schrieb am 26.03.2015 15:09 Uhrzustimmen(67) widersprechen(154)
"Verzicht auf nichtkurative Eingriffe im Rahmen der Ausdehnung des Budgets der zweiten Säule weiter ausgebaut werden.“ Nicht kurative Eingriffe - das sind Schwanzabschneiden und Schnabelkürzen. Beides betrifft nevendurchzogene Organe. Beides ist mit Schmerzen für die Tiere verbunden. Beides ist bei artgemäßer Haltung unnötig, wie Legehennenbetriebe in Österreich (Schnäbel) und NEULAND-Betriebe in Deutschland beweisen. Bewegung, Möglichkeit von Gruppenbildung und Rangordnung, Angebot von Veränderbarem Material, nutzbare unterschiedliche Funktionsbereiche, möglichst Auslauf, der die Aufmerksamkei in der Regel auf andere Bereiche umlenkt und dem Wühl- und Pickbedürfnis Rechnung trägt, sind nötig. Das Gutachten bestätigt nicht nur Meyers Weg, es zeigt auch, dass und wie er machbar sein könnte. Anstatt zu schimpfen, sollte man sich gemeinsam auf den Weg machen. Er ist nötig!
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