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20.01.2018 | 14:45 | Zur Grünen Woche 
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Kein Schwein braucht Tierfabriken - Demo für Agrarwende

Berlin - Mehrere Tausend Menschen haben parallel zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin für eine grundlegende Wende zu mehr Tier- und Umweltschutz in der Landwirtschaft demonstriert.

Gegen Tierfabriken
Wie kann die Landwirtschaft umweltschonender werden? Bei einem großen Protestzug in Berlin trommeln Tausende gegen Riesenställe und Chemie auf den Äckern. Auch internationale Minister sehen Handlungsbedarf. (c) proplanta
Unter dem Motto «Wir haben es satt» zogen am Samstag nach Veranstalterangaben mehr als 30.000 Teilnehmer durch das Regierungsviertel.

Begleitet von Dutzenden Traktoren forderten sie von der künftigen Bundesregierung ein Verbot des Unkrautgifts Glyphosat und Kennzeichnungspflichten für Lebensmittel. Bei einer Agrarministerkonferenz in Berlin bekannten sich Vertreter von 69 Staaten zu einer weltweit besseren Tierhaltung.

Auf Transparenten bei der Demonstration stand: «Kein Schwein braucht Tierfabriken», «Wir haben's glyphosatt», oder «Ohne Bienen ist kein Staat zu machen». Der Zug, zu dem 150 Bauern mit ihren Traktoren gehörten, führte auch am Bundeswirtschaftsministerium entlang, in dem die Minister tagten.

«Die industrielle Land- und Ernährungswirtschaft verursacht lokal und global Probleme für Bauern, Klima, Tiere und Umwelt», sagte Jochen Fritz, Sprecher der 100 Organisationen, die zur Demo aufgerufen hatten. Zu den Unterstützern gehörten «Brot für die Welt», der Tierschutzbund sowie die Umweltverbände Nabu und BUND.

Das Demonstrationsbündnis forderte mehr Tempo beim Umsteuern hin zu einer ökologischeren Landwirtschaft. Nötig seien dafür auch mehr Geld für bessere Ställe, Pflicht-Kennzeichnungen zur Haltungsform, ein Verbot besonders wichtiger Antibiotika in der Tiermast und ein fairer Agrarhandel. Exportorientierung und Landkonzentration weltweit seien zu überdenken, sagte Fritz. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte: «Es gibt gute Gründe, die Dinge zu verändern: Artensterben, Grundwasserverschmutzung und Billigexporte nach Afrika.»

Die internationale Agrarministerkonferenz unterstrich das Ziel höherer Standards bei der Tierhaltung, die stärker zum Klimaschutz beitragen solle. Für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung müsse die Produktion ausgebaut werden, sagte Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) als Gastgeber. In der globalisierten Welt dürften das Tierwohl und Folgen für Umwelt und Klima aber nicht vernachlässigt werden. Die Abschlusserklärung nennt als Instrumente unter anderem verstärkte Forschung und den Erhalt von Weideflächen.

Der Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), José Graziano da Silva, verwies zum Beispiel auf Grassorten, die längere Dürren überstehen könnten. Waldzerstörung zum Schaffen zusätzlicher Weiden müsse vermieden werden. Für Kleinbauern sei der zunehmende Konsum tierischer Erzeugnisse «eine große Chance».

Ziel müsse eine global «ausgeglichenere Ernährung» sein, sagte er mit Blick auf Länder mit extrem hohem und sehr niedrigem Fleischkonsum. In den Griff bekommen werden müssten auch Tierseuchen, die sich wie die aktuell in Osteuropa auftretende Afrikanische Schweinepest über Kontinente hinweg ausbreiteten.

Schmidt betonte, Standards für den Handel sollten dazu beitragen, «dass der Wettbewerb nicht über den Preis brutal stattfindet». Die Minister erläutern in der Abschlusserklärung, dass die Tierhaltung weltweit die Existenzgrundlage für 1,3 Milliarden oft arme und besonders gefährdete Menschen sichere.
dpa
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Kommentare 
Gast schrieb am 24.01.2018 13:10 Uhrzustimmen(11) widersprechen(8)
Die ganzen Weltverbesserer sollten auch mal bei sich selbst Fehler suchen.
Ich will nicht wissen wieviele von Ihnen ein fetten Hasen im Stall, den degenerierten Mops-chihuaha auf dem Schoß, den Wellensittich im Käfig..., ich könnte ewig so weiter machen, haben. Die Tiere sind ebenfalls der Gewalt durch ihre Halter ungeschützt ausgesetzt... Aber über die Landwirtschafts schimpft es sich leichter als über sich selbst. Also wenn schon über Tierwohl geredet wird, dann doch bitte umfänglich und auch in den eigenen 4 Wänden.
Falsche Schlangen...
kurri Altbauer schrieb am 21.01.2018 10:23 Uhrzustimmen(36) widersprechen(10)
Veranlasst durch den ewigen Streit um die Agrarpolitik, habe ich mal im Internet Nachschau gehalten. Dabei bin ich doch einigermaßen überrascht worden! Bei den Vorläufer der EU der EWG bestanden schon damals die Probleme mit der Überproduktion (Butterberge). Der damalige Vice der EWG Sicco Manshholt, beauftragte eine Gruppe von Beamten, die in regelmäßigen Sitzungen, den Mansholt-Plan „ausbrüteten“.
Da wird eine Halbierung der in der Landwirtschaft tätigen Menschen vorgeschlagen. Erreicht werden sollte das bis 1980. 4 Millionen Bauern, Landarbeiter und Familienangehörige sollten eine staatliche Prämie erhalten, vorausgesetzt die Betriebe wurden aufgegeben! 1 Million sollten durch Umschulung in anderen Zweigen der Wirtschaft ihr Auskommen bekommen. Als Ziel wurde für 1980: 6% sollten noch im Agrarbereich tätig sein. Man wollte so etwa 20 Mill. ha der EWG Fläche für die geplanten Vorhaben nutzbar machen. 5 Mill. ha sollten stillgelegt werden, 4 Mill. ha sollten aufgeforstet werden. Der Rest von 11 Mill. sollte an größere und rationeller arbeitende Betriebe gehen.
Zur Zeit der Erarbeitung des Planes betrug die durchschnittliche Betriebsgröße 11 ha. Es sollten Betriebe mit 80 - 100 ha entstehen! Auf dem Milchsektor wollte man Bestände unter 60 Kühen keine Zuschüsse mehr geben! Das Leitbild „bäuerlliche Familienbetriebe“ sollte durch Begriffe wie Produktionseinheit bzw. moderne landwirtschaftliche Unternehmen ersetzt werden. Die Rationalisierungserfolge sollten festgelegte Preise überflüssig machen und zu einer Verringerung der Preise führen. So der Plan von Sicco Mansholt, es gab in Brüssel erbitterte Proteste gegen seine Vorhaben. Er musste Polizeischutz in Anspruch nehmen. Agenda 2000 zielte ebenfalls in Richtung Marktwirtschaftliche Elemente. Soweit der Blick in die Vergangenheit.
Hat sich die Situation der Bauern eigentlich verbessert? Der Elektriker schickte uns eine Rechnung mit einem Stundensatz von 49.95 € , 19 % Mwst. kommen noch drauf macht 59,44 €. Kann man eigentlich aus den Erträgen eines Betriebes solche Kosten noch aufbringen?
Wir sind inzwischen bei 1,5 % der Bevölkerung angekommen, für die politischen Parteien eine zu vernachlässigende Größe! Man verspricht uns immer wieder Besserungen, halten tut sie keiner! Wir sind der Prügelknabe der Nation, wir liefern uns untereinander heftigste Verdrängungskämpfe um die vorhandenen Flächen, ich sehe für die Zukunft der Bauern nur noch schwarz!!!
Eddi schrieb am 20.01.2018 22:37 Uhrzustimmen(31) widersprechen(5)
Wer die Tiere ein besseres Leben schaffen möchte, der sollte dafür sorgen, dass den Bauern mehr Anerkennung geschenkt wird, bessere Lebensbedingungen durch bessere Verkaufserlöse.

Haben die Bauern weniger Existensängste, weniger Bürokratie, mehr Erlöse, dann geht es den Tieren auch besser.

Die kleinen und mitteleren Betriebe werden genau wie die Industriellen Großfabriken durch die Gesetzgebung in einen Topf geworfen. Das darf einfach nicht sein!
Warum sieht die Gesetzgebung nur Kontrollen mit dem Zweck von Sanktionen vor? Es könnte doch auch einfach nur Besichtigungen mit Beratungsgespräche geben, ohne Bestrafung!
Ackerbauer schrieb am 20.01.2018 21:19 Uhrzustimmen(13) widersprechen(23)
Wurde in Berlin demonstrirt weil es dazu gehört auf die Straße zugehen. Wieviel Sachverstand war da unterwegs? Waren das 33000 Veganer ? Warum ist es nicht möglich das halbe % schwarze Schafe in der Landwirtschaft , bei den Verarbeitern und in den Supermärkten nach den geltenten Gesetzen zu bestrafen und alle andern können für ihre gute Arbeit einen guten Lohn bekommen?
maximilian schrieb am 20.01.2018 16:22 Uhrzustimmen(13) widersprechen(38)
Die derzeitge Agrarpolitik verqstößt gegen die verfassungsmäßige Grundordnung unseres Staates: Es heißt in Art 20a:  
"Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung."
Die Tiere sind der Gewalt durch ihre Halter ungeschützt ausgesetzt: Regierungsversagen
Unsere Lebensgrundlagen werden durch die derzeitige Form der Landbewirtschaftung zerstört: Nitrat im Trinkwasser, Pflanzenschutzmittel auf den Feldern , Maismonokulturen usw.: Regierungsversagen
Es wird Zeit das Klage erhoben wird beim Bundesverfassungsgericht gegen Minister Schmidt.
cource schrieb am 20.01.2018 15:04 Uhrzustimmen(19) widersprechen(8)
die industriebauern werden euch was husten, die müssen nämlich knallhart kalkulieren um zu überleben, deshalb sind solche demos für die katz und die umweltverbände unterstützen sogar noch die bestehenden verhältnisse, weil sie dem unbedarften volk suggerieren, dass das profitsystem reformierbar sei--volksverarschung hoch drei----nur wenn eine CDU minderheitsregierung gezwungen wäre sich mehrheiten zu erbetteln könnten die grünen eventuell was erreichen
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