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16.10.2019 | 04:10 | Müllmengen reduzieren 

Keine Einigung am runden Tisch zur Plastikvermeidung

Berlin - Die Reduzierung von privatem Plastikmüll in Deutschland hängt weiter vom guten Willen des Einzelhandels und der Kunden ab.

Müllvermeidung
Handel und Politik loben sich gegenseitig für Fortschritte in der Plastikvermeidung. Auf konkrete Ziele einigen sie sich beim zweiten Runden Tisch zum Thema aber nicht. Ein Gesetzesvorhaben von Umweltministerin Schulze verstimmt die Einzelhändler. (c) proplanta
Auch beim zweiten Runden Tisch zu dem Thema erzielten Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Vertreter von Handel, Industrie und Verbraucherschutz am Dienstag in Berlin keine konkrete Vereinbarung. Schulze zeigte sich dennoch zufrieden. Die freiwilligen Maßnahmen des Handels hätten seit Februar mehrere tausend Tonnen Plastik eingespart. «Das ist ein erster großer Schritt», sagte sie.

Seit dem Gipfel zu Jahresanfang sei bei der Plastikvermeidung «mehr entstanden als wir erwartet haben». Zwischen den Handelskonzernen sei ein regelrechter Wettbewerb um die besten Lösungen entstanden, lobte die Ministerin.

Als Beispiele nannte sie Mehrwegverpackungen, die viele Supermärkte inzwischen für Obst und Gemüse, aber auch an Frischetheken anbieten würden. Auch sei die freiwillige Verpflichtung vieler Handelsunternehmen, Einwegplastiktüten abzuschaffen, ein großer Erfolg. Nun müssten allerdings die restlichen Händler folgen.

Schulze arbeitet an einem Verbot von leichten Kunststofftragetaschen, die ganz leichten Tütchen etwa für Obst und Gemüse und besonders stabile Tüten sind nicht betroffen. Der Vorstoß verärgert den Einzelhandel. «Natürlich sind wir enttäuscht», sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth. So sei der Verbrauch von Plastiktüten in den vergangenen Jahren um zwei Drittel zurückgegangen. «Der Handel hat geliefert», sagte Genth.

Auch er verwies nach dem «intensiven Gespräch» auf das bereits Erreichte. Schulze und Genth hoben außerdem beide die Bedeutung der Kunden bei der Plastikvermeidung hervor. «Ohne den Verbraucher wird es nicht funktionieren», sagte Genth. Die Kunden würden Produkte ohne Plastikverpackung aber schon jetzt stark nachfragen.

Seit 2016 gibt es eine freiwillige Selbstverpflichtung des Handels, die Plastiktaschen an der Ladenkasse nicht umsonst rauszugeben. Diese hatte Erfolg, der Verbrauch ging insgesamt von 68 Stück pro Kopf 2015 zurück auf 24 im vergangenen Jahr.

Kritik kam von der Umweltschutzorganisation BUND. Die einzelnen Initiativen des Handels zeugten «eher von unkoordiniertem Aktionismus statt von einer abgestimmten Konzeption», sagte BUND-Abfallexperte Rolf Buschmann. Nötig sei eine Kehrtwende des Handels zu Mehrwegverpackungen, auch bei Getränken.

Die FDP nahm den Handel in Schutz. «Trotz erfolgreicher Reduzierung des Verbrauchs von Plastiktüten hat Schulze den Handel mit ihrem symbolischen Plastiktütenverbot brüskiert», sagte die umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Judith Skudelny.

Im vorigen November hatte Schulze einen Fünf-Punkte-Plan zur Plastikvermeidung vorgestellt, der unter anderem die Einrichtung eines Runden Tisches vorsah. Nach dem ersten Treffen im Februar hatte Schulze angekündigt, bis zum Herbst eine freiwillige, aber konkrete Vereinbarung für weniger Verpackungen mit den Teilnehmern zu treffen, etwa zu Plastik in Obst- und Gemüseverpackungen.

Dass es dazu nun nicht gekommen ist, liege unter anderem daran, dass nicht alle Maßnahmen zur Plastikvermeidung so einfach umzusetzen seien wie die Abschaffung der Einwegtüte. Jedes größere Handelsunternehmen nehme gerade jede einzelne Verpackung unter die Lupe, um zu prüfen, wie und ob sich Plastik darin vermeiden ließe, sagte Schulze.

Eine konkrete Zielzahl sei da schwierig zu vereinbaren. Auf dem nächsten Treffen des Runden Tisches wollen sich die Teilnehmer auf das Thema Recycling konzentrieren.
dpa
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