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01.03.2022 | 04:20 | Weltklimarat 
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Klimaerwärmung: Wird die Zeit zum Handeln langsam knapp?

Berlin/Genf - Bis zu 3,6 Milliarden Menschen leben dem Weltklimarat zufolge bereits in einem besonders vom Klimawandel gefährdeten Umfeld.

Klimaerwärmung
Das Klimasystem der Erde reagiert stark verzögert auf veränderte Mengen an Treibhausgasen. Umso erschreckender ist, wie deutlich sich jetzt schon Folgen zeigen. Dass Regierungen ihre Aufgaben nicht machten, sei kriminell, wettert der UN-Generalsekretär. (c) proplanta
«Die Auswirkungen, die wir heute sehen, treten viel schneller auf und sind zerstörerischer und weitreichender als vor 20 Jahren erwartet», heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bericht des Weltklimarates (IPCC) zu den Folgen des Klimawandels.

Weitere Menschen, die in ihrer Heimat kein Auskommen mehr haben, würden zur Migration gezwungen. Die Regierungen täten noch lange nicht genug, um die schlimmsten Gefahren abzuwenden. Der Klimarat verlangt fundamentale gesellschaftliche Veränderungen.

Die Energie müsse sauber, die Wegwerfmentalität beseitigt werden. Städte und Landwirtschaft müssten nachhaltig und die Mobilität verändert werden: mehr Rad- statt Autofahren, mehr Zugfahren statt Fliegen. «Wir haben ein schrumpfendes Zeitfenster», warnte der Ko-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe, der deutsche Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner.

Auch die Bundesregierung tue sich bei der Klimapolitik nicht hervor: «Für die Ambitionen kriegt sie eine Drei und für die Umsetzung eine Vier minus bisher», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Einige wenige Länder treten die Rechte des Rests der Welt mit Füßen», wetterte UN-Generalsekretär António Guterres. «Einige wenige Unternehmen streichen reiche Gewinne ein, während sie die Rechte der Ärmsten und Schwächsten ignorieren.» Dass Regierungen ihre Aufgaben nicht machten, sei kriminell.

Der amtierende Präsident der Weltklimakonferenz, Alok Sharma, rief Staaten in aller Welt auf, ihre Klimaziele nachzuschärfen. Die Länder müssten ihre Ziele für das Jahr 2030 erhöhen und sie dringend umsetzen, schrieb Sharma mit seinem ägyptischen Nachfolger Sameh Shoukry und der UN-Klimachefin Patricia Espinosa in einem gemeinsamen Statement.

Beim UN-Klimagipfel in Glasgow hatten sich die Staaten im vergangenen November dazu bekannt, die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzen und dazu ihre nationalen Klimaziele bis spätestens zum Jahresende nachschärfen zu wollen. Bislang hat dies noch kein großes Land getan, wie der Klimaforscher Niklas Höhne kürzlich kritisierte.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke erklärte, in nächster Zeit solle ein Sofortprogramm Klimaanpassung verabschiedet werden. Die Bundesregierung wolle ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung deutlich hochfahren.

Längst sind die Folgen des Klimawandels in allen Teilen der Welt sichtbar: Es gibt verheerende Waldbrände wie im Mittelmeerraum und im Westen der USA, Überschwemmungen wie in der Region von Ahr und Erft im Juli 2021, Hitzewellen wie in Sibirien. Am Montag erst meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD), dass der Winter 2021/22 der elfte zu warme in Folge gewesen sei.

Noch nähmen Ökosysteme mehr Treibhausgase auf als sie selbst verursachten, heißt es in den IPCC-Dokumenten. Das ändere sich aber, wenn Urwald abgeholzt oder Torfmoorgebiete trockengelegt werden oder der arktische Permafrost schmilzt. «Dieser und andere Trends können noch umgekehrt werden, wenn Ökosysteme instandgesetzt, wieder aufgebaut und gestärkt und nachhaltig bewirtschaftet werden», schreiben die Wissenschaftler. «Gesunde Ökosysteme und eine reiche Artenvielfalt sind die Grundlage für das Überleben der Menschheit.»

30 bis 50 Prozent der Erdoberfläche müsse für Naturräume zur Verfügung gehalten werden, erklärte IPCC-Experte Pörtner. Sie könnten genutzt werden, aber nur in einem nachhaltigen Miteinander von Mensch und Natur. «Dieses Denken ist in der Politik noch nicht so richtig angekommen.»

«Es ist höchste Zeit, Arten- und Klimaschutz als gemeinsame Herausforderung zu betrachten», betonte auch der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Alexander Bonde. «Beides ist notwendig, wenn der Mensch eine Zukunft auf diesem Planeten haben will.»

Viele Arten erreichten bei der Anpassung an den Klimawandel Grenzen und seien vom Aussterben bedroht, heißt es im IPCC-Bericht. Bei einer globalen Erwärmung von vier Grad über dem vorindustriellen Niveau wären demnach 50 Prozent der an Land befindlichen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.

«Die Menschheit hat die Natur jahrhundertelang wie ihren schlimmsten Feind behandelt», sagte Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UN-Umweltprogramms UNEP. «Tatsächlich kann die Natur unser Retter sein, aber wir müssen sie zuerst retten.»

Die globale Erwärmung treffe noch mit weiteren Herausforderungen zusammen, so der Weltklimarat. Er zählt die wachsende Weltbevölkerung auf, die Migration der Menschen in Städte, zu hohen Konsum, wachsende Armut und Ungleichheit, Umweltverschmutzung, Überfischung und jüngst die Corona-Pandemie. Krankheitsrisiken nähmen zu, das Dengue-Fieber etwa werde sich ausbreiten, auch nach Europa.

Der Weltklimarat wurde 1988 gegründet. Der neue Report ist Teil zwei seines 6. Sachstandsberichts zum Klimawandel. Der erste Teil über die wissenschaftlichen Grundlagen kam im August 2021 heraus. Der dritte Teil befasst sich mit Möglichkeiten, den Klimawandel zu mindern. Er wird im April erwartet.

Der aktuelle IPCC-Bericht zeige eines klar und deutlich, betonten die Umweltaktivisten von Fridays For Future: «Wir haben kein Erkenntnisproblem mehr, wir haben ein Umsetzungsproblem.» Keine Regierung der Welt könne behaupten, nicht zu wissen, was auf dem Spiel stehe.

«Wir wissen, dass die Klimakrise Menschen tötet, Natur zerstört, die Welt ärmer macht und dass sich ihre Folgen mit jedem Zehntelgrad weiterer Erwärmung intensivieren.» Konsequente Klimapolitik sei unverzichtbarer Teil von stabilen Demokratien, sicherer Lebensmittelversorgung und sozialer Gerechtigkeit. «Es ist alles gesagt - jetzt zählen Handlungen.»
dpa
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Kommentare 
A. Fischer schrieb am 03.03.2022 09:15 Uhrzustimmen(7) widersprechen(1)
Am 1. 3.2022 wurde hier ein Kommentar geschrieben, der eigentlich erst am 1. April hätte geschrieben werden dürfen.

Weniger Kältetote wird behauptet, usw.
Wie hoch ist die Zahl der Kältetoten eigentlich?
"2018 gab es demnach rund 20.000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland. Ohne den Klimawandel wären es deutlich weniger gewesen."
Aus:
https://www.deutschlandfunk.de/hitzetote-der-klimawandel-ist-schon-heute-toedlich-100.html

Wollen wir eine immer grünere Erde eigentlich?
Meeresanstieg um einige Meter bei schmelzenden Eismassen.
Weniger Sonnenreflektion wegen fehlender Eis/Schneemassen.

"Der Schnee und die Eisschicht reflektieren normalerweise etwa 80 bis 90 Prozent der Sonnenstrahlung. Fehlt der Eisschild und treffen die Strahlen auf das dunkle Wasser, kann dieses nur noch zehn Prozent umlenken. Die restliche Strahlung absorbiert das Wasser und erwärmt die Umgebung.
Dieser Effekt kann sich so jedes Jahr selbst verstärken. Wissenschaftler:innen warnen, in der Arktis gehe von der Eis-Albedo-Rückkopplung eine enorme Klimawirkung aus."
Aus:
https://utopia.de/ratgeber/albedo-effekt-diese-bedeutung-hat-er-fuer-den-klimawandel/

Und immer mehr Regen kann auch mächtig in die Hose gehen.
Die Veränderung des Jetstream lässt grüßen.
3.3.2022
"Australiens Ostküste erlebt die schlimmsten Überflutungen seit Menschengedenken. Zehntausende Menschen mussten bereits ihre Häuser verlassen, auch im Großraum Sydney laufen Evakuierungen."
Aus:
https://www.tagesschau.de/ausland/ozeanien/flut-australien-103.html

Kommen sie, aber bitte ohne Trecker.
https://fridaysforfuture.de/streiktermine/
agricola schrieb am 01.03.2022 16:32 Uhrzustimmen(18) widersprechen(18)
Zitat: «Wir wissen, dass die Klimakrise Menschen tötet, Natur zerstört, die Welt ärmer macht und dass sich ihre Folgen mit jedem Zehntelgrad weiterer Erwärmung intensivieren.» Konsequente Klimapolitik sei unverzichtbarer Teil von stabilen Demokratien, sicherer Lebensmittelversorgung und sozialer Gerechtigkeit. «Es ist alles gesagt - jetzt zählen Handlungen.»

Wir wissen, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Die Erderwärmung führt zu besseren Ernten, genau wie die CO2 Erhöhung ebenfals die Ernten signifikant steigert. Es gibt deutlich weniger Kältetote. Wetterextreme gehen seit Jahrzehnten kontinulierlich zurück. Temperaturunterschiede werden geringer und die Niederschläge haben weltweit zugenommen. Die Erde wird deutlich grüner wie auf den Satellitenmessungen des NASA deutlich zu erkennen ist.

Die Maßnahmen des IPCC und anderer gegen den sogenannten "menschengemachten" Klimawandel sind totalitäre Maßnahmen, die die Freiheit, die Selbstbestimmung und den Wohlstand bedrohen.
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