Gleichzeitig gelte es aber, die Produktivität zur
Ernährungssicherung hochzuhalten, sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung einer «Ackerbaustrategie» ihres Ressorts für die Zeit bis 2035. Über die Ziele und eine wirtschaftlich tragfähige Umsetzung will sie nun weiter in der Regierung, mit Bauern, Verbänden und dem Handel diskutieren.
«Unsere Böden stehen unter Leistungsdruck», sagte Klöckner. Ernährte ein Landwirt 1900 noch zehn Menschen, seien es heute 155 Menschen. Zugleich könne aber nur ein gesunder Boden Nahrungs- und Futtermittel liefern und das Einkommen der Bauern sichern.
In der Strategie gehe es auch darum, wo der Staat bei Förderung, Investitionen oder neuen wissenschaftlichen Grundlagen gefragt sei. Generell sollten zudem konventioneller und ökologischer
Landbau voneinander lernen.
Ein Ziel ist mehr Vielfalt auf den Äckern. So solle jeder
Betrieb bis 2030 mindestens fünf Kulturpflanzen wechselnd anbauen - etwa auch Dinkel und Hafer. Bisher dominierten Winterweizen, Mais,
Wintergerste und
Winterraps mit einem Anteil von fast 70 Prozent der Ackerfläche.
Für andere Sorten müsse es aber auch eine Nachfrage geben, sagte Klöckner. Angestrebt wird zudem, den Aufbau von Humus in Böden bis 2030 bundesweit zu erhöhen. Je größer der Anteil, desto länger und mehr könnten Böden Wasser, Nährstoffe und
Kohlenstoff speichern.
Genannt werden zudem Offenheit für neue Pflanzenzüchtungen - auch mit gentechnischen Methoden - und digitale Lösungen etwa beim präziseren Düngen und Spritzen gegen Unkraut. Insgesamt soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sinken.
Weitere Anforderungen sollten gemeinsam mit der Landwirtschaft angegangen werden, sie müssten auch rentabel umzusetzen sein. Was helfe etwa ein Gesetz, das gewisse Ackerfrüchte vorschreibe, die dann aber keinen Abnehmer fänden, argumentierte die Ministerin. Das bedrohte den
Ackerbau vor allem kleinerer Betriebe.
Der
Bauernverband begrüßte die Strategie, die dank einer Vielfalt an Maßnahmen ein guter Weg für einen effizienteren und nachhaltigeren Ackerbau sei. Auch die Erweiterung des Spektrums an Kulturpflanzen sei richtig - eine Zielvorgabe von mindestens fünf Pflanzen je Betrieb jedoch ambitioniert. Dies erfordere flankierende Maßnahmen.
Der Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND) kritisierte: «Keine verbindlichen Ziele, keine konkreten Maßnahmen, kein Zeitplan.» Eine Strategie als Absichtserklärung tauge nichts. Ohne gesetzlichen Rahmen und passende Fördersysteme werde die notwendige
Agrarwende weiter verzögert.
Der FDP-Agrarexperte Gero Hocker sagte, Klöckner fordere schonende Bodenbearbeitung und Humusaufbau, halte aber gleichzeitig am «wissenschaftsfernen» Ausstieg aus der Verwendung des Unkrautvernichtungsmittels
Glyphosat fest.