Beim Besuch eines Betriebes des Dialog- und Demonstrationsprojekts „Für Ressourcen, Agrarwirtschaft &
Naturschutz mit Zukunft“ (F.R.A.N.Z.) betonte Klöckner gestern in Ribbeck, dass die Agrarwirtschaft sich schon immer verändert habe, heute aber - nicht zuletzt wegen der wachsenden gesellschaftlichen Anforderungen - vor einer besonders großen Zäsur stehe. Oberstes politisches Ziel bleibe jedoch der Erhalt einer flächendeckenden, familiengeführten Landwirtschaft, betonte die Ministerin.
Nach Klöckners Ansicht muss sich die Branche in Zukunft dennoch stärker darauf konzentrieren, gleichzeitig effizienter und nachhaltiger zu werden. Vor diesem Hintergrund verteidigte sie die geplante
Umschichtung von 6 % der Gelder der Ersten in die Zweite Säule. Der Schritt sei nicht „der Untergang des Abendlandes“, erklärte die CDU-Politikerin. Zudem gehe der größte Teil der Mittel über
Agrarumweltmaßnahmen wieder an die Landwirte zurück. Die Stärkung der Zweiten Säule und der stärkere Fokus auf den Natur- und
Artenschutz in der
Agrarpolitik sei auch ein Argument gegen ein „Dauerbashing“ in Richtung Landwirtschaft.
Klöckner forderte sowohl den Berufsstand als auch Vertreter von Naturschutz und Gesellschaft zur „Abrüstung“ auf. Bei der
Diskussion um den landwirtschaftlichen Naturschutz und die „Agrarwirtschaft der Zukunft“ müssten alle Akteure von der aktuell „sehr ideologischen Debatte“ wegkommen. Die Ministerin befürchtet durch diese Debatte eine weitergehende Entfremdung vieler Bürger von der Landwirtschaft, da diese das Gefühl hätten, sich „für eine Seite entscheiden zu müssen“.
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze mahnte Gesprächsbereitschaft bei der Diskussion um Landwirtschaft und Naturschutz an. Ein Konflikt helfe keinem; auch vergifteten Worte wie „toxisch“ die Debatte, so Schulze in Anspielung auf eine entsprechende Meldung des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Nach ihren Worten muss auch der landwirtschaftliche Berufsstand die Dramatik der Artengefährdung anerkennen und gemeinsam mit der Politik handeln. Als geradezu „peinlich“ bezeichnete die SPD-Politikerin das laufende Verfahren der Europäischen Kommission gegen Deutschland wegen Verstößen gegen die Nitratrichtlinie. Es könne nicht sein, dass die die Bundesrepublik gezwungen werden müsse, das eigene Trinkwasser zu schützen. Das F.R.A.N.Z-Projekt trage dazu bei, einen Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft anzukurbeln, so Schulze. Deshalb sollten die im Rahmen des Vorhabens gewonnenen Erkenntnisse bundesweit bekanntgemacht werden.