Nach Angaben der
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (
BLE) überwand der Preis für pauschal abgerechnete Tiere in der ersten Märzwoche die 7-Euro-Marke und lag bei 7,04 Euro/kg. Seitdem hat er im nachlassenden Ostergeschäft zwar wieder etwas nachgegeben; er lag zuletzt mit 7,00 Euro/kg jedoch immer noch gut 13 % über dem vergleichbaren Vorjahresniveau.
Grund für den preislichen Höhenflug, der bereits 2020 im Frühjahr begann und im Herbst noch einmal Fahrt aufnahm, ist in erster Linie das knappe Angebot und weniger eine stürmische Nachfrage. Die Schafbestände gehen europaweit zurück, in Deutschland zuletzt besonders stark.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verringerte sich die Zahl der hierzulande gehaltenen Tiere im November 2020 gegenüber dem Vorjahr um 5,0 % auf knapp 1,48 Millionen Stück. Gleichzeitig gaben binnen Jahresfrist mehr als 3 % der Erzeuger ihre Schafhaltung auf, von denen es Ende 2020 nur noch 9.100 gab. Die Folge war im vergangenen Jahr eine Zunahme der Schlachtungen; Destatis berichtete von einem Anstieg der gewerblichen Schaf- und Lammfleischerzeugung gegenüber 2019 um 5,2 % auf 24.245 t.
Hinzugerechnet werden muss noch das Fleisch aus den nicht meldepflichtigen Betrieben und Hausschlachtungen, dessen Menge die
EU-Kommission auf gut 10.000 t schätzt. Trotz der augenblicklich hohen Preise beklagen die Schäfer in Deutschland wegen gestiegener Kosten ihre wirtschaftliche Situation und fordern - wie der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL), Alfons Gimber, - die Einführung einer Weidetierprämie für Schafe und Ziegen.
Er verweist dabei auf die immer höheren Aufwendungen für den
Herdenschutz durch die Ausbreitung des Wolfs und die Zahlung solch einer Prämie in anderen EU-Ländern. Zumindest in Niedersachsen soll es laut dem dortigen Umweltministerium ab dem 1. Juli 2021 eine Förderung von 33 Euro je Schaf in Herden von mindestens zehn Tieren geben.
Spanien nun EU-Schafland Nummer eins
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten anderen EU-Staaten sind die Schafbestände seit 2017 rückläufig. Laut Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (
Eurostat) wurden im November beziehungsweise Dezember 2020 in den meldenden Mitgliedstaaten insgesamt 60,42 Millionen Schafe gehalten; im Vorjahresvergleich bedeutet dies einen Rückgang um 338.000 Tiere oder 0,6 %.
In den beiden Vorjahren hatte die Abnahmerate im
Schnitt jeweils bei 0,9 % gelegen. Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ist Spanien nun das EU-Land mit den meisten Schafen. Auch dort stocken die Halter ihre Herden kontinuierlich ab, zuletzt im Vergleich mit 2019 allerdings nur moderat um 0,3 % auf 15,44 Millionen Tiere.
Bei den dahinter rangierenden Rumänen wurde der Schafbestand um 1,0 % auf 10,26 Millionen Stück und in Griechenland um 2,0 % auf 8,26 Millionen Schafe verringert. Der erfolgte Bestandsabbau spiegelt sich nur teilweise in einer Abnahme der EU-Schaf- und Lammfleischerzeugung wider, da zunächst die abgestockten Tiere das Schlachtaufkommen erhöhen und zudem die Schlachtgewichte der Schafe in den vergangenen Jahren gestiegen sind.
Nach Zuwächsen beim Fleischaufkommen von 2017 bis 2019 war im vergangenen Jahr nach vorläufigen und teilweise noch nicht vollständigen Daten der EU-Kommission die Schaf- und Lammfleischerzeugung in der Gemeinschaft gegenüber 2019 um 1,8 % auf 518.000 t rückläufig. Für das laufende Jahr wurde von Brüssel ein weiterer Rückgang von 1,0 % prognostiziert.
Deutlicher Einfuhrrückgang
Das geringere Schaffleischangebot aus heimischer Erzeugung in der EU wurde im vergangenen Jahr durch einen deutlichen Rückgang der Importe verstärkt. Nach Kommissionsangaben waren die Einfuhren an Lamm- und
Schaffleisch in die Gemeinschaft ohne das Vereinigte Königreich gegenüber 2019 um 7,8 % auf 74.810 t rückläufig. Damit setzte sich die Entwicklung der Vorjahre fort, denn Neuseeland als wichtiger Drittlandsanbieter des Binnenmarkts liefert immer weniger Ware in die EU. Grund ist, dass auch dort die Schafbestände rückläufig sind und die weniger zur Verfügung stehende Exportware vermehrt nach China verkauft wird.
Im vergangenen Jahr bezog die EU rund 62.950 t Lamm- und Schaffleisch aus Neuseeland; das waren 8,7 % weniger als 2019 und sogar 28.000 t oder gut 30 % weniger als 2016. Für das laufende Wirtschaftsjahr 2020/21 rechnet die neuseeländische Branchenorganisation Beef & Lamb im Vergleich zur Vorsaison mit einem Rückgang des Angebots an Lämmern für den
Fleischexport um 4,5 % auf 18,25 Millionen Tiere.
Auch nach dem Brexit gelangt weiterhin Schaf- und
Lammfleisch aus Großbritannien in die EU. Für 2020 stehen bisher aber nur Daten für Januar bis Oktober zur Verfügung, die für das Gesamtjahr auf eine knapp stabile Liefermenge gegenüber 2019 von gut 87.000 t hindeuten.
Unvermindert hohe Lebendexporte
Bei den EU-Exporten von Schafen und deren Fleisch war 2020 im Gegensatz zu den Importen keine Abschwächung zu erkennen. Nach Kommissionsangaben belief sich Gesamttonnage auf 95.820 t Schlachtgewicht (SG); das waren sogar 0,4 % mehr als im Vorjahr. Grund hierfür ist die nach wie vor sehr umfangreiche Ausfuhr von Lebendtieren, die weit mehr als die Hälfte des Handels ausmacht und sich 2020 auf gut 3,1 Millionen Tiere belief. Deshalb stehen auch Saudi-Arabien, Jordanien und Libyen, aber auch Israel an der Spitze der Empfängerländer.
Das insgesamt geringere Angebot hat nach Angaben der Kommission 2020 zu einem Verbrauchsrückgang von Schaf- und Lammfleisch einschließlich Ziegenfleisch in der EU um rund 4 % auf 666.000 t geführt. Der
Pro-Kopf-Verbrauch nahm von durchschnittlich 1,4 kg auf 1,3 kg ab. Dennoch stiegen die Erzeugerpreise 2020 im Vorjahresvergleich deutlich an, und zwar für schwere Lämmer mit einem Schlachtgewicht von mehr als 13 kg um 10,5 % auf 5,83 Euro/kg.
Für Deutschland wurde sogar ein Zuwachs von 16,2 % auf 6,09 Euro/kg ausgewiesen. Die EU-Preise werden dabei in Kaltgewicht angegeben und liegen 2 % über den in Deutschland üblichen Warmgewichtspreisen. In der dritten Märzwoche lag der Durchschnittswert der schweren Lämmer laut Kommission im EU-Mittel bei 6,72 Euro/kg, in Deutschland bei 7,14 Euro/kg Kaltgewicht.