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25.04.2022 | 06:28 | Jeder Hektar hilft 
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Kritik an deutschem Alleingang bei Ökologischen Vorrangflächen

Berlin - Die Entscheidung des Bundeslandwirtschaftsministeriums gegen einen Anbau von Ackerkulturen auf brachliegenden Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) sorgt weiter für Kritik.

Ökologische Vorrangflächen
Deutschland wird seiner ethisch-moralischen Verantwortung nicht gerecht - Österreich gibt Brachflächen frei - Deutschland in Europa weitgehend isoliert. (c) proplanta
Der Agrarsprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, warf Ressortchef Cem Özdemir vor, er werde der ethisch-moralischen Verantwortung Deutschlands nicht gerecht, die weit über die Versorgung der eigenen Bevölkerung hinausreiche.

„Jedes Brot, das wir mit Weizen aus Deutschland zusätzlich backen können, ist ein Beitrag im Kampf gegen den Hunger und trägt insofern zu Stabilität und Sicherheit bei - auch in Nordafrika oder Nahost“, so Stegemann, der bei Özdemir „rein ideologische Gründe“ vermutet. Agrarpolitik sei Sicherheitspolitik. Das müsse die Bundesregierung „endlich begreifen und danach handeln“.

Bestärkt sehen sich Unionspolitiker in der von der österreichischen Regierung veranlassten Freigabe der Brachflächen für eine Nutzung. Die Wiener Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger begründete den Schritt mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die weltweite Versorgungssicherheit sowie mit massiv steigenden Betriebs- und Futtermittelkosten. Die CSU-Agrarpolitikerin im Europaparlament, Marlene Mortler, nannte es beschämend, wie sich Deutschland derzeit agrarpolitisch in Europa präsentiere.

„Jeder Hektar hilft“

Nach den vorliegenden Informationen ist Deutschland das einzige EU-Land, das keinerlei Anbau auf den ÖVF-Brachflächen erlaubt. Alle anderen lassen dies zumindest beschränkt zu. Köstinger hatte beim vergangenen EU-Agrarrat von der Kommission gefordert, zügig ein Maßnahmenpaket für mehr Versorgungssicherheit zu schnüren und ungenützte Flächen für die agrarische Produktion freizugeben.

Mit ihrem Beschluss vom 23. März war die Brüsseler Administration diesem Anliegen gefolgt, das auch von anderen Mitgliedstaaten vorgebracht worden war. „Jeder Hektar, den wir in Europa in Bewirtschaftung bringen, auch der österreichische Beitrag, hilft“, erklärte Köstinger vergangene Woche. In der aktuellen Situation brauchten die Bauern mehr Flexibilität für den Anbau, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Dafür habe man den nationalen Rechtsrahmen geschaffen. Die Neuregelung umfasst nach Angaben des Wiener Agrarressorts ausschließlich Ökologische Vorrangflächen im Rahmen der Ersten Säule für das Jahr 2022; dabei geht es potentiell um insgesamt rund 9.000 ha.

Die Zeichen der Zeit erkannt

Stegemann sprach von einer mutigen Entscheidung der österreichischen Regierung, die zeige, „wie Verantwortung für die Ernährungssicherung aussehen kann“. Laut Unionsfraktionsvize Steffen Bilger hat die Landwirtschaftsministerin Köstinger im Gegensatz zu ihrem deutschen Amtskollegen „die Zeichen der Zeit erkannt“.

Während Özdemir die von der EU-Kommission eingeräumte Frist verstreichen lasse, setze Österreich EU-Recht eins zu eins um. Die deutsche Ampel beschreite damit in Europa „einen unrühmlichen Sonderweg“, kritisierte Bilger. Obwohl die österreichische Regierung unter Beteiligung der Grünen handle und eine Mehrheit der deutschen Länderagrarminister Özdemir zum Handeln auffordere, schalte der Bundeslandwirtschaftsminister auf stur.

Zwar habe Özdemir jetzt noch auf Zeit spielen können. Bei der ab 2023 geplanten Stilllegung von 4 % der Ackerflächen werde man ihm das jedoch nicht mehr durchgehen lassen, kündigte Bilger an. CSU-Agrarierin Mortler warf Özdemir eine „ideologisch engstirnige Politik“ vor, mit der sich Deutschland zunehmend in Europa isoliere.

Keine Daten zu Biodiversitätseffekten

Kritik an Özdemir kam auch von der AfD. Für deren agrarpolitischen Sprecher Stephan Protschka sind die von der Bundesregierung angeführten negativen Auswirkungen einer Anbaufreigabe auf die Biodiversität nicht nachvollziehbar. Auf seine Frage nach messbaren Effekten der Ökologischen Vorrangflächen auf eine Eindämmung des Artensterbens habe er von der Regierung keine konkrete Antwort erhalten.

Die Bundesregierung verfüge eigenen Angaben zufolge derzeit nicht über die notwendige Datengrundlage zur umfassenden Bewertung der Biodiversitätseffekte von agrarpolitischen Maßnahmen. „Wir bleiben deshalb dabei, dass der nationale Sonderweg der Bundesregierung bezüglich der Ökologischen Vorrangflächen grundfalsch ist“, resümierte Protschka.
AgE
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 25.04.2022 08:02 Uhrzustimmen(25) widersprechen(13)
Aufgrund des vorliegenden Grundsatzurteils unseres BGH, den ACKERSTATUS gesetzlich bindend erhalten zu müssen, indem turnusmäßig alle fünf Jahre unsere Stilllegungsflächen unter den Pflug genommen werden MÜSSEN(!), damit der jeweilige Bewirtschafter nicht dem Risiko unterliegt, bei Verlust dieses Ackerstatus auf solchen Pachtflächen gegenüber dem Eigentümer nach Beendigung des Pachtverhältnisses schadenersatzpflichtig zu werden, macht jede ökologische Sinnhaftigkeit der dato überaus „geschützten“ ÖVF komplett zunichte.

Hier könnte Cem Özdemir sein GRÜNES GEWISSEN heute leidenschaftlich ausleben.

Was aber kommt dahingehend aus dem BMEL in Kuscheleinheit mit dem BMU!?
-NICHTS!!! Heiße Luft!!!-
Und damit zeigt man das wahre Gesicht, das ausschließlich auf mediale audiovisuelle Effekthascherei in den Medien trainiert ist, ganz ohne nachweislich brauchbare Fachlichkeit im „Oberstübchen“.

Des Weiteren kann unser Bundesagrarminister dem Klientel, das er eingangs vor kaum mehr als 100 Tagen Anwalt zu vertreten vorgibt, nach wie vor keine adäquaten Vorschläge unterbreiten, was dieses mit dem einen Drittel unserer bundesweiten LN, unter höchstem Schutzstatus stehenden Grünlandflächen alternativ tun soll, wenn dieser Aufwuchs nicht weiterhin einem pupsenden, dabei klimaschädliches Methangas ausstoßenden Wiederkäuermagen zugeführt werden soll. Die schlechthin gesellschaftlich enttarnten Klimasünder par excellence auf vier Beinen...

Vielleicht sollte Özdemir das Vier-Augengespräch mit seinem Parteikollegen Dr. Habeck suchen, um seine dringend notwendige Nachhilfestunde in Sachen opportun zwingender Flexibilitäten zu erhalten. Eigenständig kapiert er schließlich nicht, wann er, warum, um einen Kotau eben nicht mehr herumkommt.

Aktuell kostet die MWH Erdgas etwa 250 Euro. Große Preissprünge nach unten stehen aktuell wohl nicht in Erwartung. Biogasanlagenbetreiber speist man demgegenüber auch jetzt noch mit 50-60 Euro/MWH ab. Über diese Schiene könnte man einen Preisdruck auf den Gassektor ausüben, aber unsere AMPEL reagiert hier nicht, weil man einzig auf die Nahrungsmittelsicherheit setzt - ...leider im weitgehend absoluten Tunnelblick.

Das grüne saftige Gras unserer vierbeinigen Umweltverpester auf dem eigenen Teller wird allerdings wenig nachgefragt von unseren dahingehend pikiert verwöhnten Verbrauchern, auch in dieser Hinsicht versagt der Vegetarier Özdemir auf ganzer Linie. Politische Überzeugungsarbeit ist so gar nicht sein Ding. Sehr viele Bundesbürger setzen nach wie vor auf ihr Stück Fleisch als Lebenskraft in einer gepflegten Ernährungskultur.

Auf einem ganz anderen Blatt steht natürlich die „Leuchtturmfunktion Deutschlands“, die mit einem solchen einsamen Sonderweg auf Basis vollkommen unsachlich geprägter Ideologien in die weite Welt entsandt werden. Hier gehen zunehmend die Lichter aus im Lande der deutschen Dichter und Denker, wir mutieren zur bloßen irrlichternen Lachnummer.

Wenn sich Baden-Württemberg, das Ländle der Gelbfüßler-Käpsele, als solche in die Zukunft hinüberretten wollte, so nehme man gleich mal schnell Abstand von der Vorstellung, Özdemir könne die Fußstapfen von Winfried Kretschmann nur ansatzweise ausfüllen. Sehr schnell vorbei wäre es dann mit den dortigen Mehrheiten für eine solche grüne besserwisserische Starrköpfigkeit. - Chancen vertan, Erwartungen keinesfalls erfüllt...

Smartes Lächeln anstelle einer von Fachkompetenz geprägten, mit unzähligen vorformulierten Sprechzetteln gestaltende Landespolitik kann wohl schwerlich dauerhaft punkten, will man die Ärmel hochkrempelnd positiv gestimmt als Architekt Zukunft modellieren.

Özedemirs maroder Kahn würde dabei sehr schnell absaufen...

Der Wahlerfolg der Grünen in BW ist schließlich eng gebunden an die Person eines grünen Übervaters Winfried Kretschmann mit all seinen Ecken und Kanten. Özdemir hingegen mimt den süßen Kieselstein..., ein politisch farbloser unter ganz vielen anderen.
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