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12.10.2009 | 19:32 | Landesentwicklung 

Landesentwicklungsforum: "Den demografischen Wandel gestalten - Zukunft gewinnen"

Hannover - Am Donnerstag, 8. Oktober, lud das niedersächsische Landesentwicklungsministerium unter Federführung von Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke Landtagsabgeordnete, Landräte, Bürgermeister und Vertreter der an einem raumordnerischen Modellprojekt teilnehmenden 23 Kommunen zu einem Forum in die Hannoversche NORD/LB.

Landesentwicklungsforum
(c) proplanta
"Den demografischen Wandel gestalten – Zukunft gewinnen", so der Titel der nicht nur für die ländliche Region spannenden Veranstaltung, auf der neben interessanten Redebeiträgen aus Theorie und Praxis auch ganz speziell das mit Landesmitteln in Höhe von 399.000 Euro geförderte Modellprojekt "Umbau statt Zuwachs – regional abgestimmte Siedlungsentwicklung" vorgestellt wurde.

Der aktuelle Hintergrund: Die demografischen Veränderungen stellen viele Regionen und Kommunen auch in Niedersachsen vor große Herausforderungen. Durch den Rückgang der Einwohnerzahlen sowie einen zunehmend höheren Anteil älterer Menschen werden neue Strategien für die wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung sowie für die Sicherung der Daseinsvorsorge in den vom Wandel stark betroffenen Landesteilen erforderlich. Niedersachsenweit wird die Bevölkerung Expertenberechnungen zufolge bis 2025 im Durchschnitt um etwa 5,5 Prozent schrumpfen – das heißt: um rund 440.000 Einwohner.

Mit Blick auf die verschiedenen Landesteile ergeben sich sehr unterschiedliche Entwicklungen. Die regionale Spanne reicht von einem Bevölkerungsrückgang von 20 Prozent bis hin zu einem Wachstum von zwölf Prozent, die lokale Spanne reicht gar von  minus 46 Prozent bis zu plus 25 Prozent.

"Wir müssen das Kirchturmdenken überwinden - denn unsere Erfahrung zeigt: Nur mit fachübergreifenden, integrierten und im besten Falle auf mehreren Ebenen ansetzenden Handlungskonzepten, die in partnerschaftlicher Zusammenarbeit umgesetzt werden, kommen wir zu Verbesserungen", beschreibt Friedrich-Otto Ripke, Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung den demographischen Wandel als klare gesellschaftspolitische Herausforderung, die jeden einzelnen Bürger in die Pflicht nimmt.

Als Herausforderungen sehen sich die Niedersachsen Schrumpfungs- und Ausdünnungsprozessen, sich verstärkenden regionalen und lokalen Unterschieden sowie einem zunehmenden Durchschnittsalter gegenüber. Erste bereits initiierte Lösungsansätze wie beispielsweise das für den Zeitraum 2007 bis 2013 konzipierte Programm "PROFIL" mit seinen raumbezogenen Instrumenten ILEK, LEADER; Dorfentwicklung und Flurbereinigung greifen. Zudem hat die Landesregierung Ende Juni dieses Jahres die Einrichtung eines Koordinierungskreises "Demographischer Wandel in Niedersachsen" beschlossen, der unter Federführung der Staatskanzlei bis Ende 2010 Untersuchungen anstellt und vorlegt.

Einen weiteren Ansatz für einen aktiven Gestaltungsprozess bietet das Arbeiten an einem Modellprojekt. Niedersachsen ist auch hier in Sachen Landesentwicklung in einer Vorreiterrolle. Neben dem durch die Universität Hannover begleiteten Projekt "Umnutzung landwirtschaftlicher Altgebäude und Hofanlagen" stellte Staatssekretär Ripke insbesondere auch das Modellprojekt "Umbau statt Zuwachs – regional abgestimmte Siedlungsentwicklung" im Bereich Weserbergland (beteiligte Landkreise: Nienburg/Weser, Schaumburg, Hameln-Pyrmont und Holzminden) vor. Hier wird am Beispiel eines typisch niedersächsischen ländlichen und schrumpfenden Raumes wegweisend aufgezeigt, wie 19 Städte und (Samt-)Gemeinden sowie vier Landkreise gemeinsam eine übergeordnete Strategie wie auch konkrete Handlungskonzepte entwickeln. Den Herausforderungen der demografischen Entwicklung wird bewusst aktiv gestaltend begegnet.

Die durch die enge Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen so entwickelten Lösungsansätze können und sollen auf andere Landesteile mit vergleichbarer Ausgangslage übertragen werden.

Ziel aller gemeinsamer Anstrengungen ist es, Standortwettbewerb zwischen Kommunen innerhalb (hinsichtlich Bevölkerungszahl schrumpfender) Regionen abzubauen und stattdessen partnerschaftliche regionale und kommunale Zusammenarbeit (weiter) zu vertiefen. Zudem gilt es vorausschauend mögliche Fehlinvestitionen zu vermeiden, knappe Ressourcen zu schonen, Räume und Flächen wirtschaftlich effizient zu nutzen und allerorts Politik und Öffentlichkeit für das Thema Siedlungsentwicklung zu sensibilisieren. Es ist eine gemeinsame Zukunftsaufgabe, die aufgrund der klaren Schwerpunktsetzung auf die Vorteile einer kooperativen Problemlösung im hohen Maß mit der Zielsetzung der niedersächsischen Landesentwicklungspolitik übereinstimmt.

Nach Vorstellung der Modellprojekte der Raumordnung und Landesentwicklung als Bausteine eines fachübergreifenden Handlungskonzeptes zur Gestaltung des demographischen Wandels durch Jens Palandt, Experte des Landesentwicklungsministeriums in der Regierungsvertretung Hannover, stellte Holger Gnest von der Strategischen Planung/Regionalentwicklung aus dem Landkreis Holzminden das Modellprojekt "Umbau statt Zuwachs" detailliert vor. 

"Wir freuen uns sehr, dass unsere Region für das Projekt gewählt worden ist", bekräftigte auch Rüdiger Butte, Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont und Sprecher der Regionalen Entwicklungskooperation Weserberglandplus (REK), und er unterstrich die erlebte Motivation der Bürger. Angesichts zunehmender Leerstände in Wohnungen und Gebäuden und fallendem Mietniveau "hängt der Erfolg eines solchen Vorhabens davon an, dass der unausweichliche Wandel durch die Bevölkerung, die Wirtschaft und die Politik nicht als Verlust, sondern als Chance und Gewinn von Lebens¬qualität und regionaler örtlicher Standortattraktivität erkannt und vermittelt wird – im Sinne:  "Weniger ist mehr", so Butte.

"Wir - die am Modellprojekt teilnehmenden Städte und Gemeinden - sind bereit, im Modellprojekt "Umbau statt Zuwachs" freiwillig, auf gleicher Augenhöhe mit den Landkreisen als Partner für eine interkommunal abzustimmende Siedlungsflächenentwicklung gemeinsam und gleichgewichtig an den gesteckten Zielen zu arbeiten, damit die Region auch in Zukunft ein lebenswerter Wohn- und Arbeitsraum bleibt", teilte Detlef Meyer, Samtgemeindebürgermeister von Heemsen (Landkreis Nienburg), die Auffassung seines Vorredners. "Wenn wir weniger werden, müssen wir näher zusammenrücken", so sein Leitsatz.

Und Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke fasste zusammen: "Wir alle – Kommunen, Regionen und das Land – stehen gemeinsam vor dem Problem und damit gemeinsam in der Verantwortung, uns den Herausforderungen, die mit dem demografischen Wandel verbunden sind, aktiv und vorausschauend zu stellen. Wir müssen die Entwicklungen und die damit verbundenen Probleme offen ansprechen. Denn nur auf der Basis eines ehrlichen Umgangs mit den Themen Schrumpfung und Alterung, können wir die Chancen der Erneuerung und des Umbaus ergreifen, die der Wandel letztlich auch mit sich bringt." (PD)
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