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20.04.2016 | 11:04 | Agrarindustrie 
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Landtag Brandenburg akzeptiert Volksbegehren gegen Massentierhaltung

Potsdam - Der Brandenburger Landtag hat am Dienstag das erfolgreiche Volksbegehren gegen Massentierhaltung mit großer Mehrheit in veränderter Form angenommen.

Volksbegehren gegen Massentierhaltung
Der Brandenburger Landtag nimmt das erfolgreiche Volksbegehren gegen Massentierhaltung an und will damit den jahrelangen Streit zwischen Tierschützern und Landwirten beenden. Doch die Bauern demonstrieren vor dem Parlament - sie sind wütend. (c) chris74 - fotolia.com
Die rot-roten Regierungsfraktionen hatten sich mit dem Aktionsbündnis Agrarwende zuvor darauf geeinigt, dass das besonders umstrittene Klagerecht für Tierschutzverbände aus dem Forderungskatalog gestrichen wird.

Allerdings wird nun die Förderung von Großmastanlagen mit Steuereinnahmen eingeschränkt, ein hauptamtlicher Tierschutzbeauftragter bestellt und ein Tierschutzplan erarbeitet. Für den Kompromiss stimmten 69 Abgeordnete, 3 waren dagegen und 9 enthielten sich.

Das Volksbegehren wurde daraufhin auf Antrag der Initiatoren vom Landtag einstimmig für erledigt erklärt. Damit ist auch ein Volksentscheid über die Forderungen vom Tisch.

Gegen die Einigung zwischen der Landesregierung und den Tierschützern hatten am Mittag hunderte Landwirte mit einem Trecker-Korso vor dem Landtagsschloss demonstriert. «Es stinkt zum Himmel, dass sich der Brandenburger Landtag nicht für die Bauern und ihre Familien einsetzt, sondern gegen die Menschen entscheidet», sagte der Präsident des brandenburgischen Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff. «Die Verantwortlichen sollten sich Gedanken um das Überleben der gebeutelten Betriebe machen, stattdessen beschließen sie neue kostenträchtige Auflagen.»

Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) erklärte, die Landwirtschaft sei der wichtigste Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. «Landwirtschaft und Tierhaltung gehören zusammen und sichern Einkommen, ohne die der ländliche Raum für die Bewohner ökonomisch nicht existieren kann.» Aber auch die Ansprüche der Verbraucher müssen berücksichtigt werden. «Es geht um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft und um die Akzeptanz», sagte Vogelsänger. «Beides zusammen zu bringen ist die Zielsetzung und die große Herausforderung.»

Auch SPD-Fraktionschef Mike Bischoff erklärte, man müsse auf die demografischen Veränderungen im Land und auf die neuen Erwartungen vieler Menschen an ihre Nahrungsmittel zu reagieren. Eine wochenlange Auseinandersetzung mit einem anschließenden Volksentscheid hätte viele Verlierer und kaum Gewinner gebracht, sagte Bischoff. Im übrigen gingen viele Maßnahmen - etwa ein verringerter Einsatz von Antibiotika und Düngemitteln - in eine Richtung, die die Landwirtschaft schon selbst eingeschlagen habe.

Bischoff betonte, dass das geforderte Klagerecht von Tierschutzverbänden gegen neue Mastställe abgewendet worden sei. Damit wären notwendige Modernisierungen von 30 bis 50 Jahre alten Ställen ausgebremst worden, meinte der Fraktionschef. «Wir haben uns dagegen verwahrt, über ein Verbandsklagerecht die notwendigen Investitionen zu blockieren.»

Für die CDU-Opposition begrüßte der Landtagsabgeordnete Henryk Wichmann den Wegfall des Verbandsklagerechts. Auch er sprach sich für gute Haltungsbedingungen für die Tiere in den Anlagen aus. «Die Haltung darf sich nicht nach der Größe der Ställe richten, sondern nach dem größtmöglichen Tierwohl», sagte er. Die CDU forderte zudem eine Nutztierstrategie, mit der die Wirksamkeit der öffentlichen Förderung von Ställen, der Viehbestand und Entschädigungen für Land- und Teichwirte bei Schäden durch geschützte Tierarten wie dem Kormoran und den Wölfen geprüft werden sollen.

Linken-Fraktionschef Ralf Christoffers sagte, die Landwirtschaft leide nicht an dem für das Volksbegehren gefundenen Kompromiss, sondern an den niedrigen Milch- und Fleischpreisen. «Das ist die Stellschraube, an der wir gemeinsam drehen müssen», sagte er. Die von der CDU geforderte Nutztierstrategie könne Bestandteil des geplanten Tierschutzplans werden, meinte er.

Der Grünen-Abgeordnete Benjamin Raschke erklärte, die Grünen würden nun aufmerksam verfolgen, ob Rot-Rot die zugesagten Maßnahmen umsetzen. Die Grünen bedauern, dass das Klagerecht für Verbände dem Kompromiss zum Opfer gefallen ist. Daher enthielt sich die Fraktion bei der Abstimmung. Die Gruppe BVB/Freie Wähler lehnte den Kompromiss ab, die AfD stimmte mehrheitlich dafür.
dpa/bb
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Kommentare 
cource schrieb am 24.04.2016 13:06 Uhrzustimmen(77) widersprechen(128)
der slogan der neoliberalen (cdu/spd/fdp/grüne) "alles was arbeit schafft muss gut sein" ist auf dauer nicht durchpeitschbar--so wie die atomindustrie wird auch die massentierhaltung irgendwann abgeschaltet
kurri Altbauer 85 schrieb am 24.04.2016 10:54 Uhrzustimmen(113) widersprechen(81)
Liest man sich die Ausführungen der verschiedenen Redner durch, komme ich sehr schnell zu dem Ergebnis, man weiß überhaupt nicht wie das alles vor einander zu kriegen ist. Vor allem der Agrarminister ist ein klassisches Beispiel für deren Hilflosigkeit. Wie konnte es überhaupt dazu kommen, das man das Wort Massentierhaltung heute so strapaziert? Die Anlagen sind doch alle durch die Bauämter genehmigt worden! War man froh wenn ein Investor bauen wollte, es war für den Bauantrag ein Wust von Unterklagen erforderlich! Das kostete sehr viel Geld, die Beamten wollen ja auch ein großes Stück vom Kuchen ab haben. Die ehemaligen LPGs hatten schon zu Zeiten der DDR recht große Viehbestände, die im gesunden Verhältnis zur Fläche standen! Wer hat den die Bauern mit der Parole: Wachsen oder weichen, aufgefordert, das zu tun, was heute groß beklagt wird? Die Löhne und Einkommen sind in der allgemeinen Wirtschaft seit 1950 gewaltig gestiegen, der Stundenlohn für einen Facharbeiter seit 1950 um 3706%, der Getreidepreis ist im selben Zeitraum um 33,5% gefallen. Das Brötchen durfte im gleichen Zeitraum um 1260% steigen! Der Bauer kann unter diesen Verhältnissen aus den Erträgen keine großen Investitionen vornehmen! Er muss schon froh sein, wenn er ohne Verluste über die Runden kommt! Rund 70% der bäuerlichen Betriebe haben die Türen zugenagelt, Werte in Milliardenhöhe stehen nutzlos herum und sind auf Dauer dem Verfall preisgegeben. Wer heute sich nicht selber helfen kann, der ist ganz arm dran! Die meisten neu gebauten Stallungen gehören den Banken, das ist die bittere Realität! Wir kümmern uns um unsere Tiere, wenn es ihnen nicht gut geht, kann der Bauer auch nichts daran verdienen! Es kann aber nicht angehen, das unsere Politiker mit immer neuen Auflagen uns das Leben schwer machen! Unser Nachwuchs verlässt die Höfe, sie können in der Wirtschaft in wesentlich kürzerer Zeit bedeutend mehr verdienen! Sie sind nicht mehr bereit die Plackerei der Eltern weiter zu machen, das ständige „in den Dreck treten“ was ständig mit uns gemacht wird, wollen sie aus dem Weg gehen. Unsere Leistungen, für unsere Bevölkerung, werden überhaupt nicht erwähnt. Wir erzeugen 30% des Sauerstoffs, 70% liefern die Meere! Dafür könnte man uns auch mal ein Danke schön sagen, aber nein das hat man ja nicht nötig!
kurri Altbauer 85 schrieb am 22.04.2016 15:52 Uhrzustimmen(106) widersprechen(54)
Und sie hielten einen Rat und es wurde nichts daraus. Es macht mich traurig, wie wenig Verständnis seitens der Politiker doch vorhanden ist. Mit der Minderheit der Landwirtschaft kann man es ja machen! Wir werden behandelt wie Galeerenskaven. Ob wohl einer dieser Herrschaften mit den Bauern tauschen würde? Ich glaube nicht!
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