Nach Bayern und Rheinland-Pfalz könnte auch Baden-Württemberg Teile der
Düngeverordnung in ihrer jetzigen Form im
Bundesrat ablehnen. Schärfere Regeln seien in diesem Maß nicht akzeptabel für das Land, sagte der baden-württembergische
Landwirtschaftsminister Peter
Hauk (
CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Es würden Existenzen der
Bauern im Südwesten gefährdet. «Wir wollen Ausnahmeregelungen haben in regionalen Fragen, wenn es um die sogenannten roten Gebiete mit einer erhöhten
Nitratbelastung des Grundwassers und um grüne Gebiete außerhalb geht», sagte Hauk. Er forderte flexiblere Sperrfristen für das Ausbringen von Düngemittel ebenso wie beim geplanten Verbot der Düngung von Zwischenfrüchten.
Der Staatssekretär im Umweltministerium, Andre Baumann, sagte, der Schutz des Grundwassers habe höchste Priorität. Deshalb müsse die EU-Nitratrichtlinie umgesetzt werden. «Sie dient dem
Gesundheitsschutz der Bevölkerung vor gefährlichem Nitrit und dem Schutz von Umwelt und Natur. Wir dürfen aber dafür nicht unsere Landwirtschaft kaputt machen.»
Der Protest der Landwirte richtete sich auch gegen das Mercosur-Freihandelsabkommen der EU. Hier befürchten die
Betriebe Billigimporte aus Südamerika und weiteren Druck auf ihre wirtschaftliche Existenz.
Auf Plakaten bei der Kundgebung war zu lesen: «Ohne Landwirtschaft wirst Du hungrig, nackt und nüchtern» oder «Artenvielfalt nur mit uns Bauern» sowie «Agrarpolitik wir reden mit». Im Land gibt es nach der amtlichen Statistik 39.600 Betriebe, die durchschnittliche Größe liegt bei jeweils knapp 36 Hektar.
Der Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg äußerte Verständnis für den Protest. Landeschef Johannes Enssle sagte, wer jedoch glaube, in der Landwirtschaft könnte alles beim Alten bleiben, liege falsch. «Das heutige Agrarsystem ist krank und braucht dringend einen Neustart. Dafür müssen alle an einen Tisch: Landwirte, Naturschützer, Verbraucherinnen und Verbraucher und der Handel müssen gemeinsam an einem neuen Gesellschaftsvertrag für die Landwirtschaft arbeiten.»