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05.11.2008 | 15:18 | Zulassungsverordnung 

Landwirtschaft exportieren – Lebensmittel importieren?

Frankfurt/Main- Der Umweltausschuss im Europaparlament setzt seine harte Linie fort. Heute hat er in zweiter Lesung über die Zulassungsverordnung für Pflanzenschutzmittel abgestimmt.

Europaparlament
(c) proplanta
„Das Votum des Umweltausschusses produziert nur Verlierer“, erklärt dazu Volker Koch-Achelpöhler vom Industrieverband Agrar e. V. (IVA). „Es ruiniert die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft. Das hätte zur Folge, dass landwirtschaftliche Arbeitsplätze vernichtet werden und mehr Lebensmittel importiert werden müssen. Die Gesundheitsbehörden befürchten, dass damit neue Risiken auf die Verbraucher zukommen könnten.“

Sollte das Plenum der Vorlage zustimmen, werden viele wichtige Wirkstoffe in fünf Jahren nicht mehr zugelassen sein. Mehr Sicherheit würde damit nicht erreicht. Alle heute in Europa verwendeten Pflanzenschutzmittel können ohne Gefahr für Mensch und Umwelt eingesetzt werden. Auf kaum eines davon können die Landwirte verzichten.

Durch die Zulassungsrichtlinie von 1991 ist auf dem europäischen Pflanzenschutzmarkt bereits ein Großreinemachen erfolgt. Die Zahl der verfügbaren Wirkstoffe hat sich innerhalb eines Jahrzehnts um zwei Drittel vermindert. „Geht sie noch weiter zurück, fehlen der Landwirtschaft gegen viele Pflanzenkrankheiten, Unkräuter und Schädlinge die geeigneten Mittel“, so Koch-Achelpöhler. Ersatz dafür ist nur schwer zu beschaffen. Die neue Verordnung schraubt die Hürden für die Zulassung neuer Wirkstoffe noch höher als bisher.

Zuvor hatte der Umweltausschuss die Richtlinie für die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln behandelt. Die Mitgliedsländer der EU werden darin zu nationalen Aktionsplänen verpflichtet. Sie sollen unter anderem klare Reduktionsziele für den Pflanzenschutz festschreiben. Für bestimmte Pflanzenschutzmittel verlangen die Parlamentarier, dass Behandlungen damit oder die verkaufte Menge in den nächsten fünf Jahren um mindestens 50 Prozent zurückgehen.

Dänemark hat seit 1987 einschlägige Erfahrungen mit solchen Programmen. Deren Analyse zeigt: Zu viel Bürokratie im Pflanzenschutz schadet der Agrarproduktion, der Umwelt nützt sie nicht. Dänische Bauern ernten heute 20 Prozent weniger Weizen als ihre Berufskollegen in Schleswig-Holstein. Artenvielfalt und Gewässerzustand unterscheiden sich nicht. Vom zentralen Ziel der Aktion, den Pflanzenschutz um 50 Prozent zu verringern, ist das Land weit entfernt.

„Wir haben heute 900 Millionen Menschen auf der Welt, die hungern. Die Bevölkerungszahl steigt weiter. Das heute beschlossene Pflanzenschutzpaket trägt nicht dazu bei, mehr Lebensmittel zu erzeugen“, so Koch-Achelpöhler. „Die Parlamentarier müssen sich deshalb die Frage gefallen lassen, ob mit ihrer Politik eine nachhaltige Landwirtschaft möglich ist.“ (ots)
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