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06.11.2022 | 14:12 | Menschenrechte 

Lieferkettengesetz: Tönnies und DMK gelassen

Bad Driburg - Das Lieferkettengesetz bereitet den beiden führenden Unternehmen der deutschen Molkerei- und Fleischbranche offenbar keine Sorgen, die aktuelle nationale Agrarpolitik aber schon.

Fleischerzeugung
Bei dem Fleischkonzern sollen die Menschenrechte im eigenen Betrieb überprüft und dokumentiert werden - Aufgrund der überwiegend kurzen regionalen Lieferketten bereitet dem Deutschen Milchkontor das Gesetz „keine allzu großen Sorgen“ - BRS-Geschäftsführerin mahnt mehr Solidarität in der Kette an - Landwirte von dem Gesetz nicht betroffen. (c) proplanta
Das wurde bei der Herbsttagung der Verbindungsstelle Landwirtschaft-Industrie (VLI) deutlich, die unter dem Titel „Chancen und Risiken disruptiver Prozesse bei Lieferketten der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ am letzten Freitag (28.10.) in Bad Driburg stattfand.

Der Leiter Qualitätsmanagement der Unternehmensgruppe Tönnies, Dr. Gereon Schulze Althoff, erklärte, dass die Fleischwirtschaft Risiken gewohnt sei und sein Unternehmen deshalb über ein schnelles Krisenmanagement verfüge. Hinsichtlich des Lieferkettengesetzes wolle man die Menschenrechte im eigenen Betrieb überprüfen und dokumentieren.

Dr. Philipp G. Inderhees vom DMK Deutsches Milchkontor berichtete, dass sein Unternehmen durch gezielte Umbaumaßnahmen in den letzten Jahren gut durch die Krise gekommen sei; Lieferketten seien nicht gerissen. Auch das Lieferkettengesetz bereite keine allzu großen Sorgen, da überwiegend kurze regionale Lieferketten eine Rolle spielten, erklärte Inderhees. Es sei aber zu erwarten, dass Innovationsprozesse einsetzten, um einige kritische Produkte wie zum Beispiel Soja zu substituieren.

Die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS), Dr. Nora Hammer, mahnte im Hinblick auf Lieferkettenprobleme ein engeres Zusammenstehen der Beteiligten entlang der Kette an. Weniger gegenseitige Vorwürfe und mehr Loyalität seien gefragt, betonte Hammer.

Der Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV), Hans-Benno Wichert, stellte fest, dass das Lieferkettengesetz einzelne Landwirte derzeit nicht betreffe. Im Hinblick auf internationale Handelsabkommen sollten vereinfachte Regelungen für die Landwirtschaft geschaffen werden, nicht jeder einzelne Landwirt müsse involviert sein.

Ehrlichkeit und Perspektiven gefordert



Unisono Kritik übten die Referenten indes an der nationalen Agrarpolitik. Schulze Althoff hob die Offenheit der Fleischbranche für Transformationen hervor. Dies belegten das QS-Prüfzeichen und die Initiative Tierwohl (ITW), beides Erfolgsgeschichten. Die Politik verzögere aber Entscheidungen zum Beispiel hinsichtlich des Baurechts und verhindere damit einen schnellen Umbau der Tierhaltung, beklagte der Tönnies-Mitarbeiter.

Hammer nahm sowohl die Politik als auch den Handel in die Pflicht. Der Handel sollte mehr Verantwortung durch entsprechende Preissetzung übernehmen. Von der Politik und vom Handel wünsche sie sich zudem mehr Ehrlichkeit, sagte die BRS-Geschäftsführerin. LBV-Vizepräsident Wichert berichtete über die derzeit verzweifelte Situation vieler Schweinehalter.

Die Schweinebranche habe sich in der Vergangenheit immer dem Markt gestellt, jetzt sei aber staatliche Unterstützung nötig, um sie zu erhalten. Wichert warf der Politik vor, sie raube mit Entscheidungen wie beispielsweise der fleischlosen Kita der Branche jegliche Perspektive. Die Verbraucher zeigten zwar Wertschätzung, doch die starke Inflation verhindere den Ausbau der Tierwohlprogramme.
AgE
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