Es gehe um
Rohstoffe, die gebraucht werden und darum, eine Hungersnot zu vermeiden, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag bei einem Besuch eines Agrarbetriebes in Ladenthin (Vorpommern-Greifswald). Dort begann die Regierungschefin ihren Landwirtschaftstag, der zu ihrer Sommerreise gehört. Die Landwirtschaft und die mit ihr verbundene
Ernährungswirtschaft gilt mit rund 50.000 Beschäftigten als Schlüsselbranche für Mecklenburg-Vorpommern.
Zuvor hatten Landwirte und der Präsident des Landesbauernverbandes, Detlef Kurreck, schnelle Entscheidungen in der Sache angemahnt. Laut Verband geht es um vier Prozent der landwirtschaftlichen Flächen, also etwa 32.000 Hektar Felder in Mecklenburg-Vorpommern und rund 600.000 Hektar bundesweit, auf denen unter anderem Weizen angebaut werden könnte. Die Bauern warten dringend auf eine Entscheidung, da traditionell um den 10. August herum bereits der Raps für das nächste Jahr ausgesät wird, weitere Nutzpflanzen folgen. «Was wir am wenigsten haben, ist Zeit», sagte Kurreck.
Hintergrund der Forderungen sind der Krieg in der Ukraine und damit verbundene Ausfälle bei Getreide sowie hohe Energiekosten. «Wir wollen eine unideologische und pragmatische Landwirtschaftspolitik», sagte Schwesig. Eine Entscheidung über den Umgang mit Stilllegungsflächen war beim letzten Treffen der
Agrarminister auf Drängen der Länder mit grüner Regierungsbeteiligung vertagt worden. Mecklenburg-Vorpommern hatte sich für die Nutzung eingesetzt.
Dem
Bauernverband zufolge wollte das
Bundeslandwirtschaftsministerium noch mögliche Auswirkungen auf die
Biodiversität prüfen. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Martin Piehl warf dem Ministerium vor, die Entscheidung hinauszuzögern, bis die Bauern nicht mehr warten könnten. «Pro Hektar
Ackerfläche könnten 20 Menschen mehr ernährt werden», sagte Piehl.
Bauernpräsident Kurreck forderte von Schwesig außerdem dringend mehr Unterstützung, unter anderem im Düngerstreit mit der EU und Landesagrarminister Till
Backhaus (SPD), im Umgang mit Wölfen, stark gestiegenen Kosten und anderen Agrarproblemen. «Ihr Auftritt beim letzten Bauerntag ist sehr wohlwollend aufgenommen worden», sagte Kurreck. Doch danach sei noch keines der Probleme gelöst worden. Der Frust unter den Bauern über die Politik werde immer größer.
Einige Landwirte wendeten sich inzwischen aus Enttäuschung ganz von der Politik ab, und das sei für den Verband und für die Gesellschaft ein großes Problem, mahnte Kurreck. Ungeachtet der regional oft langen Trockenheit erwarten die Bauern für 2022 bisher eine durchschnittliche
Getreideernte, sehen sich aber durch stark gestiegene Preise für
Kraftstoffe, Dünger und Saatgut belastet.
Weitere Stationen von Schwesigs Agrartag waren ein Pferdezucht- und Marktfruchtbetrieb in Polzow und das Gut Borken, das mit bis zu 6.000 Bio-Rindern auf etwa 5.000 Hektar Weiden zu den größten viehhaltenden Bio-Betrieben im Norden Deutschlands gezählt wird.