Vor allem die City von Toronto sollten Amerikaner auf alle Fälle meiden. astgeber Kanada ist «not amused» über die Einschätzung des mächtigen Nachbarn. «Eine Überreaktion», schnauzt Torontos Bürgermeister David Miller. Doch vorsichtshalber haben die Behörden rund 5.000 Sicherheitskräfte für diese Woche mobilisiert - und weite Teile der Innenstadt in eine Festung verwandelt. Zwar ist längst nicht ausgemacht, ob Globalisierungskritiker ähnlich massiv aufmarschieren wie beim G8-Treffen 2007 in Heiligendamm oder 2001 in Genua, als ein Demonstrant erschossen wurde.
City hermetisch abgeriegeltMit einem drei Meter hohen Zaun, der sich über sechs Kilometer um Downtown Toronto zieht. Um die Sicherheitslage richtig im Blick zu haben, donnern schon seit Tagen Militärjets über die Stadt.
Angeblich haben Banken, Versicherungen und Anwaltskanzleien im Financial District ihre Geschäfte teilweise für die Gipfelwoche ausgelagert. Angestellte arbeiten von zu Hause aus, Geschäfte haben geschlossen, Fenster sind vernagelt. «Better safe than sorry», nennen das die Verantwortlichen - Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Zu den Leidragenden gehören auch Touristen: Der 553 Meter hohe CN-Tower, das Wahrzeichen Torontos, bleibt während der Gipfeltage geschlossen.
Mega-Kosten der GipfeltreffenProteste angekündigt haben unter anderem
Greenpeace, die internationale Hilfsorganisation Oxfam sowie Gewerkschaften. Doch viel mehr Ärger haben bisher die Mega-Kosten beschert. 1,1 Milliarden kanadische Dollar (870 Millionen Euro) lässt sich Kanada die beiden G8- und G20-Treffen (25. bis 27. Juni) in Huntsville und Toronto angeblich kosten. Das sind mehr als die Olympischen Spiele in Vancouver kosteten, und die dauerten mehrere Wochen, meint Fariborz Ghadar vom Center for Strategic and International Studies, einer Denkfabrik in Washington.
Dabei heißt eines der Themen beim G8-Treff im idyllischen Huntsville, etwa 225 Kilometer nördlich von Toronto, auch Armutsbekämpfung und Gesundheitsverbesserung in der Dritten Welt. Vor allem Kanada hat sich dafür eingesetzt. «Eine Milliarde sind eine Milliarde», meint Ghadar nachdenklich zum Thema Mega-Kosten in Kanada - für das Geld ließe sich in Afrika und Asien schon einiges an Hilfsprojekten auf die Beine stellen.
Besonders heftigen Ärger zog Kanadas Ministerpräsident Stephen Harper wegen eines Projekts im Medienzentrum in Toronto auf sich, wo er für umgerechnet 45.000 Euro einen künstlichen Teich installieren ließ. Begründung: Die Gäste sollten ein echtes Feeling für Kanadas Naturschönheiten bekommen. Das Ganze sei ein «Marketing Projekt» in Sachen Tourismus, verteidigt Harper. «Wir können uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen.»
Das sieht die heimische Opposition anders. Die Kanadier wollten politische Führung und Ideen, meint der Führer der Liberalen, Michael Ignatieff. «Und alles, was sie kriegen, ist ein künstlicher See». (dpa)