Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
04.12.2014 | 10:35 | Gentechnik 

Mehr Spielraum beim Anbau von Genpflanzen

Brüssel - Beim Anbau von Genpflanzen sollen die EU-Länder künftig mehr Spielraum für nationale Verbote bekommen.

Anbauregelung von Genpflanzen
Genpflanzen sind nicht gerade beliebt in Europa. Nun sollen die EU-Staaten mehr Möglichkeiten für Verbote dieser Pflanzen auf heimischen Äckern bekommen. Kritiker befürchten aber, dies könnte dem Anbau von Genpflanzen Tor und Tür öffnen. (c) proplanta
Darauf haben sich Unterhändler der Staaten und des Europaparlaments in der Nacht zum Donnerstag in Brüssel verständigt. Der italienische Umweltminister Gian Luca Galletti freute sich über «Wahlfreiheit auf der nationalen Ebene». Italien hat derzeit den Vorsitz der EU-Staaten und vertrat diese bei den Verhandlungen. Kritik am Ergebnis kommt sowohl aus der Biotech-Branche als auch von den Grünen.

Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) begrüßte den Durchbruch, mit dem der Weg für den Erlass nationaler Anbauverbote geebnet sein dürfte. Wenn die Regelung in europäisches Recht verankert sei, werde er rasch einen Gesetzentwurf für die nationale Umsetzung vorlegen. Noch ist die Einigung nur vorläufig: Das Verhandlungsergebnis muss noch von den Botschaftern der 28 EU-Staaten bestätigt werden. Diese sollen am 10. Dezember darüber abstimmen. Schmidt rechnet damit, dass das Paket dann Anfang nächsten Jahres verabschiedet werden könnte.

Bei der Neuregelung geht es darum, wie Staaten den Anbau einer in Europa zugelassenen Genpflanze verhindern können. Für die Genehmigung von genmanipulierten Organismen als Lebens- oder Futtermittel gelten andere Regeln. «Nach vier Jahren Blockade haben wir letzte Nacht den Durchbruch geschafft», sagte die christdemokratische österreichische Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger. Sie saß für das Parlament mit am Verhandlungstisch. Zukünftig sollen die EU-Staaten den Anbau genmanipulierter Pflanzen auch aus politischen Gründen leichter ablehnen können - bisher müssen sie dazu neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorlegen, was schwierig ist.

Die Grünen gaben sich enttäuscht. Derzeit würden Genpflanzen viel zu leicht zugelassen, erklärte der belgische Grünen-Europaabgeordnete Bart Staes. Seine Partei fürchtet, europaweite Zulassungen würden in Zukunft leichter erteilt, da die Staaten ja hinterher nationale Verbote aussprechen könnten. «Dieser Deal birgt das Risiko, dass die Tür für genveränderte Organismen überall in Europa geöffnet wird, trotz des klaren Widerstands der Bürger.» Beim europäischen Biotech-Branchenverband Europabio löste die Einigung indes keine Freude aus. «Sie erlaubt (EU-)Mitgliedsstaaten, sichere Produkte, die auf europäischer Ebene genehmigt worden sind, ausdrücklich abzulehnen», monierte der Verband. Diese «Zurückweisung moderner Technologien aus unwissenschaftlichen Gründen» sende ein Negativsignal an innovative Industrien aus.

Heftig umstritten war lange, ob Staaten, die den Anbau von Genpflanzen bei sich untersagen wollen, dies den Gentechnik-Unternehmen vorher mitteilen müssen. Umweltschützer empörte der Gedanke, sie fürchteten, Firmen könnten damit eine zu wichtige Rolle im Entscheidungsprozess bekommen. Nun soll es den Staaten überlassen bleiben, ob sie den Gentechnik-Herstellern ihre Ablehnung signalisieren oder gleich ein Verbot aussprechen.

Bevor das Gesetz endgültig beschlossen ist, müssen die Minister der EU-Staaten es noch annehmen. Der Umweltausschuss des Europaparlaments soll im Januar folgen. Auch das Plenum des Parlaments muss noch abstimmen, richtet sich dabei aber meist nach dem Vorentscheid im Ausschuss. Der EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis rechnete nicht mehr mit Schwierigkeiten: Die EU-Staaten könnten die neuen Regeln wohl schon ab dem Frühjahr anwenden, teilte er mit. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Gentechnikregeln: EU-Staaten ringen weiter um Lockerung

 Heimische Ernte GVO-frei

 Stark-Watzinger befürwortet Deregulierung bei Genpflanzen

 EU-Pläne zu Gentechnik treiben Landwirte auf die Barrikaden

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken