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04.11.2017 | 02:12 | Sondierungsgespräche 
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Merkel hält Jamaika-Koalition für möglich

Berlin - Ungeachtet der Streitereien zwischen den Jamaika-Unterhändlern ist Kanzlerin Angela Merkel zuversichtlich, dass ein Bündnis von CDU, CSU, FDP und Grünen gelingen kann.

Angela Merkel
Zwei Wochen hat Merkel die Sondierungen über ein Jamaika-Bündnis still, aber effizient geleitet. Nun meldet sie sich zu Wort. Ihre Zwischenbilanz klingt zuversichtlich. Jetzt geht es richtig los. (c) proplanta
In ihrer ersten öffentlichen Stellungnahme zwei Wochen nach Beginn der Sondierungsgespräche sagte die CDU-Chefin am Freitag in Berlin, sie gehe zwar von weiterhin schwierigen Beratungen aus. «Aber ich glaube nach wie vor, dass wir die Enden zusammenbinden können, wenn wir uns mühen und anstrengen.»

CSU-Chef Horst Seehofer bewertete die Situation zum Ende der ersten Sondierungsphase ähnlich wie Merkel. FDP und Grüne, die sich am meisten gestritten haben, sind da zurückhaltender. In der kommenden Woche beginnt die zweite Phase der Sondierung, bei der es dann richtig losgeht und konkretere Ergebnisse erwartet werden.

Merkel wird allgemein eine gute Leitung der Sondierungsgespräche nachgesagt. Es gebe von ihr klare Ansagen ebenso wie eine ausgleichende Gesprächsführung. Jeder Partner solle seine Identität zur Geltung bringen können, damit daraus etwas Gutes für das Land entstehe, sagte die Kanzlerin. «Die CDU ist jedenfalls dazu bereit.»

Seehofer sagte, die Unterhändler hätten eine anstrengende Woche hinter sich, «aber wir sind vorangekommen». Merkel unterstrich, ihr Leitmotiv für die weiteren Verhandlungen sei, «dass wir heute dafür die Voraussetzungen schaffen, dass wir auch in zehn Jahren noch gut in Deutschland leben können».

Als wichtigste Themen nannte Merkel Beschäftigung, «gute Arbeit», soziale und innere Sicherheit, Integration und die Erfüllung internationaler Verantwortung, zum Beispiel bei der Bekämpfung von Fluchtursachen. Für die CDU seien Familie und Bildung besonders wichtig. Die Kanzlerin kam am Freitag zunächst mit CSU-Chef Horst Seehofer, FDP-Chef Christian Lindner und dem Grünen-Spitzenduo Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt zusammen. Danach versammelte sich das große Sondierungsteam.

Anschließend waren sich die vier Parteien einig, dass Familien finanziell entlastet werden müssen. Leistungen für sie sollen gebündelt und unbürokratischer gemacht werden. Das geht aus einem Leitlinien-Papier der Sondierer vom Freitag hervor. Dabei stehe die Bekämpfung von Kinderarmut im Mittelpunkt. Damit Väter und Mütter Beruf und Familie besser vereinbaren können, sollen flexible und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote in Krippen und Kitas sowie für Grundschulkinder gefördert werden. Über die von der CSU verlangte Anerkennung des dritten Erziehungsjahres in der Mütterrente soll in den weiteren Verhandlungen gesprochen werden.

Ein Papier zur Außen- und Sicherheitspolitik klammert alle großen Streitthemen aus. Die von der FDP in Frage gestellten Russland-Sanktionen kommen auf den zweieinhalb Seiten gar nicht vor, über die künftige Höhe der Verteidigungsausgaben, ein von Grünen und FDP gefordertes Rüstungsexportgesetz und die von der Union geplante Anschaffung von Kampfdrohnen wollen die Unterhändler zunächst noch «vertieft diskutieren». Nach Angaben der Union sind alle vier Seiten bereit, künftig mehr Geld für die Bundeswehr auszugeben.

Man habe nun alle Themenfelder besprochen und kenne die Philosophie, die hinter den Vorschlägen aller Seiten stehe, sagte der CSU-Chef. Auch über das Wochenende werde weiter gearbeitet. Am Montagabend treffe man sich auf Ebene der Parteichefs, um den Fahrplan für die Entscheidungsphase zu erstellen.

Als größte Brocken stufte Seehofer Finanzen und Steuern, Migration und Sicherheit sowie den Umweltbereich mit Klimaschutzzielen, Landwirtschaft und Mobilität ein. Auch Bildung und Wirtschaftspolitik seien wichtig. Eine Leitidee für ein Jamaika-Bündnis werde in der Endphase der Gespräche entwickelt.

Bis Donnerstagabend hatten die Parteien alle Themenblöcke für eine mögliche Jamaika-Koalition mindestens einmal beraten. In den kommenden zwei Wochen sollen die Sondierungen so weit abgeschlossen werden, dass die Parteien über einen Eintritt in formelle Koalitionsverhandlungen entscheiden können.

Die Jamaika-Parteien machen sich aus Sicht von FDP-Chef Lindner erst ab jetzt auf die Suche nach gemeinsamen politischen Zielen und Kompromissen. Bisher hätten sich Lösungen und Gemeinsamkeiten «sozusagen zufällig» ergeben, denn es sei nur darum gegangen, Themen zu sammeln. «Jetzt wird richtig verhandelt.» Dabei falle den Parteispitzen eine entscheidende Rolle zu.

Auch Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt sieht bei den Sondierungen noch eine «ganze Reihe großer Brocken». Sie nannte die Haushalts- und Finanzpolitik, die Migrationspolitik sowie die Klimapolitik mit den Bereichen Landwirtschaft, Verkehr und Energie.

SPD-Chef Martin Schulz warf Union, FDP und Grünen Selbstbezogenheit und Ignoranz gegenüber den Problemen der Menschen vor. «Alle Beteiligten kreisen mit großer Eitelkeit nur um sich selbst und inszenieren ein unwürdiges Schauspiel zwischen royalen Balkonbildern und angeblichem Streit», sagte er der dpa. «Verlierer sind die Menschen in Deutschland, weil es sichtbar bei den Gesprächen nicht um ihre Interessen geht», beklagte er.
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer schrieb am 04.11.2017 10:10 Uhrzustimmen(29) widersprechen(7)
Da kann ich Herrn Schulz nur voll zustimmen! Hoffentlich meint er es ehrlich, oder schließt er von sich auf andere ?
Warum gibt man den Forderungen der Grünen nicht nach? Warum sträuben sich die anderen Parteien z.B. gegen die Stilllegung der Braunkohlekraftwerke, oder der Stilllegung der Verbrennungsmotoren ab 2030? Wie wollen die anderen Koalitionäre diese dringenden Punkte einfach ablehnen, mit welcher Begründung? Kommt hier nicht sofort der Verdacht auf Korruption und Misswirtschaft auf? Wie will man eigentlich die Pariser Verträge erfüllen? Die letzten Meldungen in Sachen Klimaschutz sind alles andere als Besorgniserregend!
cource schrieb am 04.11.2017 08:29 Uhrzustimmen(24) widersprechen(24)
"«Alle Beteiligten kreisen mit großer Eitelkeit nur um sich selbst und inszenieren ein unwürdiges Schauspiel zwischen royalen Balkonbildern und angeblichem Streit», sagte SPD-Chef Martin Schulz der dpa. «Verlierer sind die Menschen in Deutschland, weil es sichtbar bei den Gesprächen nicht um ihre Interessen geht», .." wie war wie war, jetzt kommt er raus mit den schmalzstullen, aber nur weil er nicht mit im boot/futtertrog sitzt sonst würde er genau das gegenteil behaupten, verlogenes politiker-pack
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