Die Kommunen hätten bereits die Möglichkeit, solche Verbote auszusprechen, sagte die nordrhein-westfälische NABU-Vorsitzende, Heide Naderer, am Dienstag in Düsseldorf. Sie appellierte an die Bürger, auch bei den anstehenden Kommunalwahlen darauf zu achten, wer sich dafür einsetze, natürliche Flächen nicht weiter zu versiegeln.
In den vergangenen Jahren war bei vielen Hausbesitzern ein Trend zu pflegeleichten Vorgärten aus Steinen, Schotter, Kies oder Splitt zu beobachten. Nachteile aus Sicht von Naturschützern: Derart versiegelte Flächen beschleunigten das
Artensterben und wirkten sich negativ auf das Mikroklima aus, da die Steine Wärme speichern und wieder abstrahlen, während Pflanzen den Boden beschatten und für Verdunstungskühle sorgen.
Es sei falsch gewesen, dass die schwarz-gelbe Koalition nach der Regierungsübernahme von Rot-Grün die Obergrenze für den Verbrauch neuer Flächen gestrichen habe, kritisierte Naderer. Der
NABU fordert, dass bis 2025 nicht mehr als maximal fünf Hektar pro Tag in NRW zugebaut oder verbraucht werden dürfen - bis 2035 solle die sogenannte Neuversiegelung von Flächen auf Null abgesenkt werden.
Mehrere Naturschutzverbände hatten im Juli eine Volksinitiative gegen das Artensterben in NRW gestartet. «Die Unterschriftenlisten gehen paketweise bei uns ein», sagte Naderer. Sie gehe davon aus, dass es gelinge, innerhalb eines Jahres rund 66.000 Unterschriften für die Rettung der
Artenvielfalt in NRW zu sammeln. Dann müsste der Landtag sich mit dem Thema befassen.
«Es gibt keine Haltung der Landesregierung zu einem progressiven Umwelt- und Naturschutz», kritisierte Naderer. Ankündigungen, mehr für den Insektenschutz zu tun, seien keine Taten gefolgt. Dabei sei der Handlungsdruck gewaltig: «45 Prozent der Arten in NRW stehen auf der Roten Liste, sind also stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.»
Bei «Allerweltsvögeln» wie dem Kiebitz und der Feldlerche, die so lange zum natürlichen Lebensraum in Deutschland dazugehört hätten, müsse damit gerechnet werden, dass sie in den nächsten zwei Jahren bereits ausgestorben seien.
Naderer forderte darüber hinaus natürlichen Lebensraum für den «Heimkehrer Wolf». Dafür müssten naturnahe, wilde
Wälder zugelassen werden. «Das Land ist nicht überzogen mit Wolfsrudeln», sagte die Naturschützerin. Es gebe nur einzelne Wölfe in NRW, denen ein Lebensrecht zugestanden werden müsse - bei gleichzeitigem Schutz von Schafherden. Bauern- und Landwirtschaftsverbände sehen den Schutz ihrer Tiere bislang nur unzureichend gewährleistet.