Die angekündigte Senkung der EU-Agrarbeihilfen ist für den Deutschen Bauernbund trotz aller Kritik auch ein Weg zu mehr Gerechtigkeit. «Es ergibt sich eine reelle Chance zur Neuordnung des Systems», sagte der Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg, Reinhard Jung, der Nachrichtenagentur dpa. An deutsche Landwirte flossen im vergangenen Jahr 6,9 Milliarden Euro Subventionen. Die EU will Obergrenzen für landwirtschaftliche Großbetriebe einführen, um die Verteilung besser zu gestalten.
Mitglieder im Bauernbund sind eher kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die durchschnittlich etwa 200 Hektar Fläche bewirtschaften. Viele Großbetriebe mit tausenden Hektar sind im Deutschen
Bauernverband organisiert. An diesem Dienstag geht es beim
Bauerntag des Bauernbundes im brandenburgischen Bad Belzig um die Ausrichtung der neuen Agrarpolitik.
«Wir wollen die Bauern stärken gegen übermächtige Konkurrenz von außen», sagte Jung. Bestrebungen von Industriellen und Investmentfonds, sich in die Großbetriebe einzukaufen, könne mit den Obergrenzen wirksam begegnet werden. Außerdem fordert der Bauernbund, die EU-Beihilfen daran zu binden, dass sich der Betrieb im Eigentum von ortsansässigen Landwirten befindet.
Wenn nur die Bauern unterstützt würden, die in der Region verwurzelt seien, stärke dies den ländlichen Raum, sagte Jung. «Ortsansässige Landwirte investieren und konsumieren hier. Und sie engagieren sich für ihre Heimat.» Großbetriebe, die noch nicht von Geldanlegern aufgekauft seien, könnten sich bei Umsetzung der EU-Pläne entsprechend umstrukturieren, ist Jung überzeugt. «Die aus den ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften hervorgegangenen Dinosaurierstrukturen sind nicht mehr zeitgemäß», betonte er.
Nach den Erfahrungen von Jung bedeutet Größe nicht automatisch hohe wirtschaftliche Rendite. «Unsere Bauern arbeiten sehr erfolgreich», betonte er. Er erklärte dies mit der Notwendigkeit, aus der kleineren Fläche eine hohe Wertschöpfung zu erzielen, um die Familie zu ernähren. Im fairen Wettbewerb sei der bäuerliche Familienbetrieb überlegen, aber: «Gegen die Kombination aus Großbetrieb und Geldanleger kommen wir nicht an.» Deshalb sei eine neue
Agrarpolitik erforderlich. (dpa)