Die 80 Anwesenden wählten aus dem neuen Leitungsteam den Landwirt Ernst Steenken zum Sprecher und Ansprechpartner für weitere Interessierte (04482/660, steenken@ewetel.net ). Die AbL, so Steenken, wolle auch in der Weser-Ems-Region eine konsequente Interessenvertretung sein, die unabhängig von Agrar- und Ernährungsindustrie, Molkerei- und Schlachtkonzernen die Interessen der mittelständischen, bäuerlichen Betriebe vertrete. Die konventionell und ökologisch wirtschaftenden Mitglieder würden dazu mit anderen gesellschaftlichen Gruppen wie dem Bund Deutscher
Milchviehhalter, Bio-, Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutzverbänden oder Dritte-Welt-Gruppen zusammenarbeiten. Etliche Vertreter dieser gesellschaftlichen Gruppen waren denn auch bei der Regionalgruppen-Gründung dabei.
Bundesgeschäftsführer Georg Janssen erläuterte die vielfältigen Themenbereiche, mit denen sich die AbL seit 30 Jahren beschäftigt: den Einsatz für faire
Erzeugerpreise und Einkommen durch die Bündelung der Agrarerzeugnisse in Bauernhand, die umwelt- und sozialverträgliche Ausgestaltung der
Agrarpolitik und der kommenden EU-Reform, den Kampf gegen
Gentechnik, Nachbaugebühren und Ausforschung der Bauern durch die Saatgut-Treuhandverwaltung, damit verbunden den Widerstand gegen Patentierung von Pflanzen und Tieren, gegen Dumping-Exporte mit ihren zerstörerischen Wirkungen auf die Berufskollegen in der dritten Welt, gegen Agrarfabriken und für den Erhalt bäuerlicher Strukturen.
Nicht zuletzt setzt sich die AbL seit Jahrzehnten auch gegen Atomkraft und speziell gegen das Atommüllendlager in Gorleben ein. Dieses Thema ist vor dem Hintergrund der Katastrophe in Japan wieder hochaktuell. All diesen Themen sei eins gemeinsam: Die AbL stelle sich der Ausweitung agrarindustrieller Strukturen entgegen und streite für eine Landwirtschaft in Bauernhand nach dem Motto „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“.
Einen wichtigen Erfolg auf diesem Wege bedeute der Beschluss der Bundesratsmehrheit, keine Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen im Saatgut zuzulassen, wie es unter anderem Niedersachsen gefordert hatte. „Dieser Erfolg ist nicht zuletzt auf eine Kampagne der AbL und ihr nahe stehender Verbände zurückzuführen“, so Ernst Steenken, „er bedeutet eine herbe Niederlage für die Gentechnik-Industrie.“
Bioland-Bäuerin Johanna Böse-Hartje, Mitglied im AbL-Bundesvorstand und gleichzeitig niedersächsische Teamleiterin des
BDM, berichtete über die neuesten Entwicklungen auf dem Milchmarkt. Dieser ist trotz gestiegener Preise immer noch geprägt von einem großen Machtgefälle zwischen Milcherzeugern und Molkereien. Dagegen hilft nur die Bündelung der Erzeuger, und hierzu hat EU-Agrarkommissar in seinen Reformvorschlägen zum Milchsektor schon gute Ansätze gezeigt. Der Grad der erlaubten Bündelung muss allerdings noch deutlich steigen; daran wird die AbL mit ihren Verbündeten im European Milk Board weiter arbeiten. Die AbL wird sich zudem dafür einsetzen, dass bei der anstehenden EU-Agrarreform eine Koppelung der Direktzahlungen an den Arbeitskräftebesatz erreicht wird, wodurch kleine, arbeitsintensive Betriebe begünstigt würden. (AbL)